Seit mehr als 30 Jahren begleitet Abendblatt-Redakteur Dieter Matz den HSV – seine Meinung und sein Urteil sind gefragt

Zinnbauer setzt auf die Talente aus der U23 – Green muss pausieren

Marcell Jansen wollte eigentlich gar nichts mehr sagen, nachdem klar war, dass er das Bundesligaspiel in seiner alten Heimat Mönchengladbach verpassen würde. „Das ist schon bitter. Natürlich wäre ich in Gladbach nur zu gern dabei gewesen, aber es geht halt noch nicht“, so der Linksfuß, der am Mittwochmorgen individuelles Rehatraining mit Fitnesstrainer Markus Günther absolvieren soll, um am Donnerstag wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigen zu können. „Ich fühle mich eigentlich schon wieder richtig gut. Wenn alles klargeht, steige ich Donnerstag wieder ein und ich hoffe auch, dass ich mich schon für den Kader am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt empfehlen kann.“

Wobei es der Begriff „empfehlen“ ziemlich gut trifft, denn mit Trainer Josef „Joe“ Zinnbauer ist der ehemalige U23-Trainer aufgerückt und der kennt seine Talente im Regionalliga-Unterbau. Deshalb hatte er zuletzt auch angekündigt, bei Bedarf keine Sekunde zu zögern, auch Spieler aus der Nachwuchsmannschaft hochzuziehen und sie gegebenenfalls sogar den arrivierten Profis vorzuziehen.

Gesagt, getan: Zum Spiel gegen Gladbach stehen mit Ashton Götz und Tolcay Cigerci gleich zwei U23-Kicker im noch 19 Spieler umfassenden Kader. Und obgleich es gut möglich ist, dass Cigerci wieder gestrichen wird, es ist dennoch schon einmal ein klares Zeichen Zinnbauers, dass er seinen Worten auch Taten folgen lässt. „Wir sehen Ashton als guten Backup für Diekmeier“, sagte Patrick Rahmen nach dem heutigen Abschlusstraining, das Valon Behrami mit Problemen im linken Knie sowie am Oberschenkelansatz abbrechen musste. „Er hatte am Sonnabend gegen Bayern einen Schlag abbekommen und leichte Probleme“, so Rahmen, „daher haben wir ihn vorsichtshalber heute etwas früher aus dem Training genommen.“

Noch gar nicht dabei ist Slobodan Rajkovic, der noch einige Tage und Wochen wie heute mit Rehatrainer Günther individuell arbeiten muss. Ebenso Julian Green, der am Sonnabend gegen Bayern einen Schlag in die Rippen bekommen hatte und ob dieser Prellung noch nicht zum Kader zählen wird, Dafür soll neben Jansen auch Rafael van der Vaart am Donnerstag wieder in den Trainingskader rücken. „wenn er keine Probleme mehr hat, ist er sofort wieder dabei“, so Zinnbauer, der es heute eilig hatte, in die Kabine zu verschwinden, nachdem er im Training sehr viel taktisch trainieren ließ.

Dabei erkennbar: Sollte sich niemand krank melden, scheint Zinnbauer in Gladbach erneut auf die Startelf aus dem Bayern-Spiel zu setzen. Dementsprechend auch auf Jaroslav Drobny im Tor. Ein Umstand, der Rene Adler sichtlich wenig gefällt. Denn obgleich er am Sonnabend noch vorbildlich die Mannschaft vom Rand aus anfeuerte, scheint seine Zündschnur durch die Ereignisse der letzten Wochen sichtbar verkürzt. Ein Beispiel? Bei Flanken- und Abschlussübungen missfiel Adler, dass Götz von rechts zu früh flankte. Zunächst brüllte er relativ ungezielt gen rechte Seite. Den kommenden Flankenball (diesmal von Diekmeier auf Rudnevs getreten) holte er sich in bester King-Kahn-Manier. Mit ausgestrecktem Bein sprang die einstige Nummer eins der A-Nationalelf in den Letten, der sich abgedreht hatte und letztlich nur gestreift wurde.

Diese Form des harten Konkurrenzkampfes will auch Ivo Ilicevic wieder aufnehmen, allerdings muss der Kroate noch einige Tage pausieren und stößt voraussichtlich erst in der kommenden Woche wieder zur Mannschaft, während Julian Green mit einer Rippenprellung ausfällt. Aber egal wie und mit wem der HSV nach Gladbach reist – er sorgt beim kommenden Gegner endlich auch wieder für Respekt. Zumindest bei Gladbachs Trainer Lucien Favre. „Ich habe ihr Spiel gegen die Bayern gesehen. Sie sind zehn Kilometer mehr gelaufen als zuvor. Das ist eine gute Mannschaft, die sehr gutes Pressing spielt“, sagte Favre. Zinnbauer steht für hohen läuferischen Aufwand, der am morgigen Mittwoch folgende Elf in Gladbach an den Tag legen soll, um die Einstellung des Negativrekordes von fünf Bundesligaspielen ohne Torerfolg (das brachte bislang nur der VfL Bochum 1979/1980) zu verhindern:

HSV: Drobny – Diekmeier, Djourou, Westermann, Ostrzolek – Arslan, Behrami – Holtby, Müller, Stieber – Lasogga.

Ein Reinbeker ärgert Hamburg: Der HSV verliert 0:1 in Gladbach und ist Letzter!

Es regnete junge Hunde – in Mönchengladbach, eigentlich ja Hamburger Wetter, doch der HSV verlor in Mönchengladbach mit 0:1. Das ist wieder einmal der letzte Platz, es läuft nach dem 0:0 gegen die Bayern immer noch nicht rund – natürlich nicht. Diese neue Mannschaft muss sich erst noch finden, aber der Druck wird zunehmen. Zumal der HSV auch nach dem fünften Spiel immer noch kein Tor erzielt hat – damit ist der Bundesliga-Negativ-Rekord des VfL Bochum aus den 70er-Jahren eingestellt. Leider, leider. Und noch ist nicht absehbar, wann dieses Dilemma behoben ist, der HSV wirkt im Spiel nach vorne zu brav, zu bieder, zu harmlos. Vor vier Tagen sah die Mannschaft von Joe Zinnbauer noch viel besser aus, aber auf den neuen Trainer wartet noch unheimlich viel Arbeit. So werden die Rothosen wohl doch noch eine längere Zeit in der Abstiegszone herumkrebsen. Und ob das am Sonntag in Hamburg gegen Eintracht Frankfurt besser wird? Oh, oh, darauf kann und muss nur gehofft werden, eine Begründung dafür gibt es nach dieser Vorstellung nicht. Da muss man realistisch sein. Ein Punkt, dazu 0:6 Tore – die Tabelle lügt nicht.

Der HSV begann das Spiel im Stile einer Heim-Mannschaft. Die ersten 20 Minuten gehörte den Hanseaten – bis zum Strafraum der Borussen. Das sah richtig gut aus. Hinten wurde kompromisslos gespielt, sie standen gut in den Räumen, bei Ballbesitz wurde klug und schnell umgeschaltet – das konnte sich wahrlich sehenlassen. Nur ganz vorne, da passierte nichts – oder kaum etwas. Was nicht allein, da muss ich seiner Mama mal beipflichten, nicht allein an Pierre-Michel Lassoga lag. Natürlich ist der Bär körperlich noch lange nicht wieder da, wo er einst mal war, aber er bekommt, da muss man schon mal fair sein, auch kaum verwertbare Bälle da vorne. Verwertbar, darauf liegt die Betonung. Er ackert schon, aber wenn es darum geht, dass er „gefüttert“ wird, dann kommt nichts. Und wenn es Flanken gab, dann flogen sie über seinen Kopf hinweg zur andere Seite. Wie soll man da Tore schießen?

Nach 20 Minuten kam Mönchengladbach besser ins Spiel, nach 25 Minuten führten die Borussen. Es war (fast) die erste Möglichkeit, und der neben mir sitzende Benno Hafas sah das Unheil schon kommen: „Oh, oh, sie stehen jetzt viel zu hoch . . .“ Zoltan Stieber lief auf der linken Abwehrseite ein wenig der Musik hinterher, Matthias Ostrzolek rückte rein (gegen Raffael) – und dann kam der Hahn. Der hatte dann alle Zeit der Welt, um den Ball in die Mitte zu flanken, und das tat der ehemalige HSV-Spieler (in der Zweiten) auch mustergültig. Johan Djourou ließ den ehemaligen Hamburger Kruse (Vier- und Marschlande) aus den Augen, Pfosten, Nachschuss – Tor. Bitter. Eine „Hamburger Kombination“. Und wieder einmal hatte der HSV auswärts Lehrgeld bezahlt. Zu offen, zu konter-anfällig. Muss das sein? Warum wurde mit Mann und Maus gestürmt? Der HSV könnte doch auch mal ruhig und gelassen hinten stehen, statt ständig nach vorne zu spielen – oder? Aber das war in den vergangenen Jahren (und Monaten) nie die Hamburger Spielweise. Leider. Obwohl ja die neue Spielart, die Trainer Joe Zinnbauer „verordnet“ hat, ganz gut aussieht. Der HSV greift unheimlich früh an, attackiert schon am gegnerischen Strafraum, und der HSV spielt frisch nach vorne. Leider nur bis zum Strafraum. Zur Pause hieß es 0:1 – und der HSV näherte sich dem Uralt-Rekord des VfL Bochum (aus den 70er-Jahren), als die Westdeutschen in den ersten fünf Bundesliga-Spielen kein eigenes Tor zustand brachten. Dem HSV „fehlte“ nur noch eine Halbzeit . . .

Auch im zweiten Durchgang blieb der HSV dann – mehr oder weniger – harmlos. Die größte Möglichkeit hatte Djourou, der den Ball nach einem Holtby-Freistoß daneben köpfte – aus nur vier Metern. Allerdings bedrängt (64.). Größere Chancen hatten die Gladbacher. Kruse tauchte allein vor dem HSV-Tor auf, ließ sich aber noch von Djourou einholen – den Schuss pflückte sich Drobny. Danach schoss Raffael aus 16 Metern, doch der Tscheche konnte erneut abwehren. Und noch einmal Drobny: Tolgay Arslan wurde vom Ball im Gesicht getroffen und ging zu Boden, plötzlich stand Raffael vier Meter vor dem Tor (spitzer Winkel), doch der HSV-Keeper hielt großartig. Das war eine Hundertprozentige (69.), was nichts an der Niederlage änderte – 0:1.

Der HSV spielt besser als im Vorjahr, jetzt ist Geduld gefragt

Keine Tore, keine Siege. Das ist eine ebenso einfache wie logische Gleichung, die leider momentan sehr viel mit dem HSV zu tun hat. Weit weniger logisch zu erklären ist indes, weshalb dem so ist. Liegt es an den Angreifern oder doch an ihren Passgebern? Eine Diskussion, die der HSV intern und seine Fans extern führen. Und weder der einen noch der anderen Seite wird es gelingen, einen hundertprozentigen Schluss zu ziehen, geschweige denn, die ultimative Lösung herbeizuführen. Zumindest so lange, wie Klaus Michael Kühne nicht Cristiano Ronaldo nach Hamburg lotst…

Apropos Kühne. Der Multimilliardär und HSV-Fan hat in einem an sich sehr netten Portrait des „Stern“ einen üblen Seitenhieb mitbekommen. Er soll finanzielle Hilfe im Fall Lasogga für den Fall in Aussicht gestellt haben, dass sich der Verein vom damaligen Sportchef Oliver Kreuzer trennt. Inhaltlich will und werde ich allerdings so lange nicht eingehen können, wie mir gegenüber nicht etwas nachweislich bestätigt oder das Gegenteil bewiesen wurde. Und ehrlich gesagt glaube ich nicht daran, dass diese Email jemals auftauchen wird.

Und noch einmal apropos Kühne (Achtung, nicht wirklich ernst gemeint!): Der eigenwillige HSV-Mäzen hätte dem HSV die Niederlage in Gladbach mit seinem Gespür erspart – hätte die Klubführung zu Saisonbeginn wenigstens in diesem Fall auf ihn gehört. Denn damals hatte Kühne im Rahmen seiner Hoteleröffnung an der Alster wiederholt betont, wie sehr er Max Kruse schätzen würde und dass dieser junge Angreifer aus Reinbek gut zum HSV passen würde. Hätte man den HSV-Fan damals also nach Hamburg gelotst – er hätte definitiv nicht den Siegtreffer gegen den HSV erzielt. Aber vielleicht für den HSV…

Doch darauf müssen wir weiter warten, also auf Siegtreffer. 24 Minuten hat der HSV am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt noch Zeit, den Negativrekord nicht wirklich einzustellen, 25 Minuten, um ihn nicht für sich allein zu beanspruchen. Denn am 15. September 1979 war es der VfL Bochum, der nach fünf Spielen ohne Torerfolg am sechsten Spieltag seine Flaute in der 25. Spielminute gegen Borussia Dortmund beendete. Heinz Knüwe traf, ehe VfL-Abwehrspieler Lothar Wölk gerade drei Minuten später den zweiten Bochumer Treffer markierte – allerdings in die eigenen Maschen als Eigentor. Manni Burgsmüller für den BVB und noch einmal Knüwe stellten am Ende das 2:2 sicher.

In der gestrigen Sendung von „Matz ab live“ haben wir fleißig über personelle Änderungen zur Verbesserung der Torgefahr gesprochen. Zwei Spitzen sollte Zinnbauer versuchen – war einer der Vorschläge. Und ich persönlich mag diesen Gedanken. Allerdings nicht mit einer Kompromisslösung wie Müller oder Holtby, denn dann ist das System mit zwei Spitzen schnell wieder weder das eine noch das andere. Es sei denn, der nahezu ausgeschlossene Fall tritt ein und Rafael van der Vaart, der diese Position bestens kennt und schon oft erfolgreich gespielt hat, wird noch bis Sonntag spielfit.

Aber davon darf nicht ausgegangen werden. Auch nicht von der Rückkehr der anderen Verletzten in die Startelf. „Ich will morgen einsteigen und mal schauen, wie weit ich bin. Den Rest macht eh der Trainer“, sagt beispielsweise Marcell Jansen, der ebenso wie van der Vaart und Ivo Ilicevic bis heute im Aufbautraining ist. Letztlich ist aber auch das egal. Solange der HSV das Grundübel der letzten Monate abstellt, das da heißt: Hinten unkonzentriert, vorne uninspiriert. Klingt platt – ist es auch. Aber genau daran hapert das HSV-Spiel, das im vergleich zur Vorsaison besser geworden ist. Was fehlt ist die Belohnung dafür.

Mein Kollege Kai Schiller ist sich sicher, dass Jansen nach aktuellem Stand Matthias Ostrzolek ersetzen wird, sobald er wieder gesund ist. Ich dagegen glaube, dass man nicht nur Zinnbauer in seinem Wirken eine Menge Geduld entgegen bringen muss, sondern dass Zinnbauers Wirken vor allem auch Geduld beinhalten muss. Denn gerade Ostrzolek habe ich zwar anfänglich schwach gesehen, fand ihn aber gegen Bayern 80 Minuten lang gut und in Gladbach besser als zu Saisonbeginn. Der Junge hat Tempo und er kann Flanken, obgleich das gegen Gladbach nicht wirklich funktionierte. Dennoch hatte er zwei, drei Szenen über Außen, wo er bis zur Grundlinie kam und lediglich den entscheidenden Pass vergeigte. Und ich bin mir sicher, dass er das besser kann und besser machen wird – wenn man ihn nur lässt.

Apropos letzter Pass, da muss man sagen, dass ein Tolgay Arslan dafür zwar durchaus vorgesehen ist – diesen aber seit Ewigkeiten nicht mehr hinbekommt. Und nur um das klarzustellen: Ich sehe Arslan als Spieler, der Bälle sicher verarbeiten und verteilen kann. Er ist bissig, ackert und geht mit seiner ausgeprägten technischen Finesse auch immer wieder mal erfolgreich ins bzw. aus dem Eins-gegen-Eins. Aber er ist für mich auf seiner derzeitigen Position weder das Eine noch das andere ganz. Als verkappte Sechs ist er mir nicht zweikampfstark genug – und den alles öffnenden Pass habe ich leider auch schon lange nicht mehr von ihm gesehen. Deswegen bleibe ich dabei, dass der HSV mit seiner Doppelsechs weiterhin eine Position verschenkt.

Aber warten wir es mal ab. Taktische Systeme unterscheiden sich oft nur in Nuancen und ein vom Trainer ausgegebenes 4-2-3-1 sieht auf dem Platz schnell mal wie ein 4-1-4-1 aus – wobei ich letzteres System im Moment am praktikabelsten sehe, sofern Zinnbauer nicht mit den beiden Stoßstürmern Rudnevs und Lasogga zugleich spielen will. Wie das aussehen soll? Mit van der Vaart wäre es leicht. Der würde offensiv alle Freiheiten genießen, während hinter ihm Holtby als Bindeglied zu Behrami agiert und diesen mit seiner unfassbaren (12,8 Kilometer in Gladbach sind der Topwert!) Laufarbeit auch defensiv unterstützen kann. Über die Außen kommen dann Müller auf der einen Seite und Stieber/Jansen/Ilicevic über die andere Seite. Gegen vermeintlich übermächtige Gegner wie Bayern oder in Kürze ja Dortmund (wobei Mama Lasogga mir sagte, ihr Sohn trifft gegen die Ruhrpott-Teams immer und damit letztes Mal auch Recht behielt…) würde ich auch darüber nachdenken, den schnellsten HSV-Stürmer als Konterspieler aufzustellen, nämlich Rudnevs.

Womit wir bei einem anderen, sich zuspitzenden Thema sind. Obwohl, eigentlich gar nicht. Denn die Diskussion um Lasogga, der noch immer nicht in der Verfassung der Vorsaison ist, wird mehr von Umstehenden als von direkt Beteiligten geführt. Denn einem Zinnbauer ist klar, dass Lasogga nach fünf verpassten Vorbereitungswochen noch nicht voll auf der Höhe sein kann. „Er ist sicher noch nicht bei 100 Prozent“, so Zinnbauer, „und das weiß er auch. Aber wir arbeiten täglich intensiv daran, ihn wieder dahin zu bekommen.“ Soll heißen: Zinnbauer stärkt Lasogga den Rücken, schenkt einen Vertrauensvorschuss, der sich auszahlen könnte. Denn so seltsam er uns gegenüber auch auftreten mag – Lasogga ist offensichtlich ein Mannschaftsspieler, den jeder gern in seiner Mannschaft hat. Deshalb grummelt auch im Team niemand über die ständigen Berücksichtigungen des weiterhin außer Topform Befindlichen. Ausgenommen Rudnevs vielleicht. Aber auch von dem ist noch nicht viel zu hören, zumal Lasogga bewiesen hat, dass er es grundsätzlich kann. Daher wäre es Verschwendung von Spielzeit, ihm jetzt auf den (hoffentlich) finalen Metern das Vertrauen zu entziehen…

Fazit: Wir sollten alle weiter geduldig bleiben und Ruhe bewahren. Denn diese Mannschaft ist gewillt, sie tritt so geschlossen auf wie lange nicht mehr. Und sie spielt besser als in der Vorsaison – auch wenn das nach fünf Spielen ohne Tor und entsprechend ohne einen Sieg schwer zu glauben ist. Auch für mich. Und dennoch setze ich darauf, weil diese Mannschaft arbeitet. Sie betreibt endlich den Mehraufwand, den sie ob ihrer noch vorhandenen spielerischen Mängel betreiben muss und den sie letzte Serie hatte vermissen lassen.

Endlich Vollzug in der Personalie Knäbel, Lasogga äußert sich zu Kritik

„Wir sind hier jetzt eine Woche mit der Mannschaft unterwegs.“ Sagt Joe Zinnbauer und meint damit, dass keine Wunder erwartet werden dürfen, sehr wohl aber gute Arbeit. „Wir vollbringen hier kein Wunder, sondern wir haben einen Weg und brauchen Zeit“, so Zinnbauer, der beim spätnachmittäglichen Training insbesondere die Abläufe für den Offensivbereich üben ließ. „Gegen Bayern und Gladbach haben wir schon defensiv gut gearbeitet“, so Zinnbauer, dessen Dreistufenplan zuerst „die Stabilisierung der Defensive, dann das Mittelfeld und eben jetzt die Offensivaktionen“ vorsieht, wie er bei der PK heute erklärte. „Es fehlt uns einfach der letzte Pass.“

Wer aber aus dem Mittelfeld diesen Ball spielen soll, wusste Zinnbauer nicht zu benennen. Stattdessen nahm er die gesamte Mannschaft in die Pflicht. „Grundsätzlich müssen alle diesen Pass spielen können“, so der HSV-Trainer, der allein deswegen schon sehnsüchtig auf die Rückkehr von Rafael van der Vaart warten dürfte – und noch warten muss. Der Niederländer trainierte auch heute nicht mit der Mannschaft, soll aber in der kommenden Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen und nach Möglichkeit in einer Woche am kommenden Sonnabend in Dortmund wieder als Kapitän die Mannschaft anführen.

Soll heißen: Zinnbauer wird wohl zum dritten Mal in Folge die identische Startelf ins Rennen schicken.

Und obgleich ich noch immer überzeugt davon bin, dass der HSV keine, (bzw. nicht diese) Doppelsechs braucht, hat Zinnbauers Taktik Charme. Denn so würde er demonstrieren, dass er Geduld und Vertrauen nicht nur predigt, sondern es auch vorlebt. Es wäre ein weiterer Schulterschluss zwischen Mannschaft und neuem Trainer. Denn selbst diejenigen, die draußen sind, wissen dann, dass sich gute Leistung auszahlt. Auch wenn es ihnen im Moment anders vielleicht etwas lieber wäre, zumal Zinnbauer heute nicht müde wurde, die Qualität der Mannschaft hervorzuheben. „Die Mannschaft hat Gesicht gezeigt, sie rückt zusammen und hat auch nach dem 0:1 in Gladbach nicht die Köpfe hängenlassen.“ Zudem habe er sich das Video vom Spiel noch zweimal angesehen und sei der Meinung, dass es besser war, als es teilweise gemacht wurde. „Unser Spiel war nicht so schlecht, es fehlte nur der letzte Ball in die Box“, so Zinnbauer, der glaubhaft versichert, dass ihn der Negativrekord des VfL Bochum nicht interessiert. „Das ändert auch nichts daran, dass wir das Tor wollen, wir wollen alle gewinnen.“ Einzig die ständige Wiederholung des Übels könne hemmende Wirkung haben: „Wenn ein Spieler das jeden Tag in der Zeitung liest, macht er sich wohl seine Gedanken.“ Insofern hoffe ich zumindest in diesem Fall einfach mal, dass die Spieler ihren Worten Taten folgen lassen und „aus Prinzip“ keine Nachrichten über den HSV lesen.

Zumindest bei Lasogga mache ich mir da im Übrigen eher weniger Sorgen. Ich glaube nicht, dass der Angreifer zu viel darüber nachdenkt, warum es nicht funktioniert. Ich glaube, dass der bullige Topstürmer einfach weitermacht, bis es klappt. Er ackert nach besten Kräften und wird von Spiel zu Spiel langsam fitter. Eben so, wie er es heute in „Bild“ angekündigt hat. „Der größte Fehler wäre es, jetzt zu viel nachzudenken“, sagt er dort und betont ebenso wie Zinnbauer heute auf der PK, dass es kein Kopfproblem sei und er sich sicher sei, dass der Knoten bald platzt. „Und dann richtig.“

Im Training heute traf Lasogga in der A-Elf, in der Jiracek für den geschonten Behrami aushalf, schon mal.

Ein Volltreffer soll auch Peter Knäbel werden. Im Blog sogar schon im Juli, als es das erste intensive Werben des HSV gab, was zunächst nicht zu einem einvernehmlichen Ende führte. Aber Dietmar Beiersdorfer ist hartnäckig geblieben und hat nachgesetzt. So lange, bis der ehemalige St.-Pauli-Profi nachgab und dem Schweizer Fußball-Verband seinen Entschluss mitteilte, nach Hamburg zu wechseln. Dafür soll dem Vernehmen nach eine kleine Ablöse fällig werden – dennoch glaube ich, dass Knäbel der richtige Schritt ist. „Der Schweizer Fußball-Verband gilt als extrem gut sortiert“, hatte mir Bernhard Peters im Trainingslager in Österreich erzählt und im selben Atemzug gesagt: „Und das ist nicht zuletzt auch sein Verdienst.“

Klingt doch gut. Knäbel via HSV.de: „Ich habe in meiner Hamburger Zeit die Region und die Menschen schätzen gelernt und weiß wie groß die Sehnsucht nach sportlichem Erfolg ist. Ich freue mich bei den zukünftigen sportlichen Konzepten und der Neuausrichtung des Vereins mitwirken zu können.“