Mit dem 0:1 in Mönchengladbach rutscht der HSV auf Platz 18. Neuer Negativrekord: nun schon fünf Spiele torlos

Das starke 0:0 gegen den FC Bayern hatte große Hoffnungen hinterlassen. Nur vier Tage später folgte die Ernüchterung, was sofort zu erheblichem Gesprächsbedarf führte. Minutenlang analysierten HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer und Joe Zinnbauer in den Katakomben des Borussia-Parks das bittere 0:1 in Mönchengladbach. Direkt nach dem Abpfiff hatte der Neu-Trainer alle Spieler in die Kabine beordert, um Frustbewältigung zu betreiben. Wieder auf Platz 18 gerutscht, erneut kein Tor geschossen. „Uns fehlt momentan das Spiel in der Spitze“, sagte Zinnbauer später.

Von einem Kopfproblem, das Tolgay Arslan ansprach, wollte der HSV-Coach aber nichts hören: „Wir spielen Fußball, da können wir nicht immer davon sprechen, dass es ein Kopfproblem ist.“

Bereits vor der Partie im Borussia-Park war das große Thema in Hamburg, wann der HSV endlich den ersten Saisontreffer schießen würde. Nur fünf Clubs (VfL Bochum, Energie Cottbus, Hertha BSC, Hansa Rostock und kurioserweise Gladbach) war es in der Bundesligageschichte zuvor „gelungen“, wie der HSV kein einziges Tor in den ersten vier Spielen zu erzielen.

Und die 3000 mitgereisten HSV-Fans mussten auch bis zur 25. Minute warten, ehe tatsächlich ein Hamburger Tor fiel: aufgelegt von einem früheren HSV-Nachwuchsspieler, erzielt von einem gebürtigen Reinbeker. Das Blöde an der Geschichte: Es war das 1:0 für Mönchengladbach, das André Hahn mit einer gefühlvollen Flanke von rechts vorbereitete und der ehemalige St.-Pauli-Profi Max Kruse nach Doppelpass mit dem rechten Pfosten zur Borussen-Führung vollendete.

Dabei konnte Zinnbauers HSV, der mit derselben Startelf wie gegen München auflief, sogar froh sein, dass es zur Halbzeit „nur“ 0:1 stand. Kämpferisch konnten die Hamburger erneut überzeugen, taktisch dagegen kaum. Mit schnellem Umschaltspiel überliefen die Gladbacher den HSV ein ums andere Mal, hätten durch Raffael (28.), Hahn (32.) oder Tony Janschke (34.) noch vor der Halbzeitpause für die Entscheidung des Spiels sorgen können.

Die torlosen Hamburger näherten sich in den ersten 45 Minuten dagegen nur zweimal dem Gladbacher Tor, blieben bei Pierre-Michel Lasoggas Vorbeirutscher (11.) und Nicolai Müllers Schuss in die Wolken (38.) aber wie zuletzt ohne Schussglück.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich am Gesamtbild zunächst nur eines: Der rekordverdächtige Regen ließ nach – die klug spielenden Borussen dagegen nicht. Die Gladbacher überließen den bemühten, aber harmlosen Hamburgern das Spiel, ließen es sich aber nicht nehmen, immer wieder mit blitzartigen Kontern zu überraschen. So war es erneut Hamburg-Schreck Kruse, in insgesamt sieben Spielen gegen den HSV noch immer ohne Niederlage, der fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff den zweiten Treffer hätte erzielen müssen.

Einzig Torhüter Jaroslav Drobny, neben Valon Behrami bester Hamburger, war es zu verdanken, dass Neu-Trainer Zinnbauer noch vom zweiten Punktgewinn in Folge träumen durfte. Offensiv kam aber weiter sehr wenig: Erst nach 64 Minuten erzwangen die Hamburger die erste echte Torchance. Nach einem Freistoß von Lewis Holtby köpfte Johan Djourou knapp neben das Gehäuse. Nur fünf Minuten später hatte Borussias Raffael das 2:0 auf dem Fuß, köpfte aber erst aus kurzer Distanz in Tolgay Arslans Gesicht und scheiterte dann im zweiten Versuch (69.).

Zinnbauer riskierte alles, verhalf erst Tolcay Cigeri, 19, dem jüngeren Bruder des Hertha-Profis Tolga Cigerci, zu seinem Bundesliga-Debüt. Sechs Minuten später schickte er noch Artjoms Rudnevs für Arslan auf den Rasen. In der 90. Minute durfte auch noch Ashton Götz erstmals Erstligaluft schnuppern. Doch der Ertrag blieb aus. Im Angriff steht beim HSV weiter die Null.

So blieb den Hamburger Profis, die vergeblich viel investiert hatten, nur ein schwacher Trost: Bereits am Sonnabend (17.30 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt können die offensivschwachen Hamburger einen Rekord für die Ewigkeit vermeiden.

Bislang ist der VfL Bochum der einzige Club in der Bundesligageschichte, dem bis zum sechsten Spieltag kein einziger Treffer gelingen wollte. In der Saison 1979/80 konnten die Bochumer ihren Torfluch dann allerdings beenden.