Leibniz-Preisträgerin Brigitte Röder ist Expertin für das menschliche Denkorgan

Was passiert in Ihrem Gehirn, wenn Sie diesen Text lesen? Wie verändert es sich? Prägt das Lernen in der Kindheit Ihre Wahrnehmung? Können diese erlernten Muster verändert werden und wie? Antworten auf diese Fragen sucht die Hamburger Professorin Dr. Brigitte Röder.

Die 47 Jahre alte Psychologin arbeitet an der Schnittstelle von Psychologie und Neurobiologie. Wie aus dem Zusammenwirken von Milliarden von Nervenzellen, chemischen Botenstoffen und Umwelteinflüssen Verhalten und Erleben entsteht und welche Rolle das Alter in diesem Zusammenhang spielt, das will diese zierliche Person ergründen.

Mit ihrer Forschung gehört Brigitte Röder zur Weltspitze. Deshalb hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ihr dieses Jahr zusammen mit zehn weiteren Wissenschaftlern den Leibniz-Preis verliehen. Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ist die renommierteste Auszeichnung für deutsche Forscher und mit bis zu 2,5 Millionen Euro pro Preisträger dotiert.

Brigitte Röder leitet den Arbeitsbereich Biologische Psychologie und Neuropsychologie an der Universität Hamburg. Ihre fast 40-köpfige Forschergruppe, ein Viertel des Teams stammt aus anderen Ländern, ist Teil des Hamburger Centers for Neuroscience.

„Unsere Forschung wäre isoliert nicht möglich. Sie funktioniert nur in diesem interdisziplinären Verbund aus Psychologie, Informatik und Medizin“, sagt die Preisträgerin, die auch Dekanin der Fakultät für Psychologie und Bewegungswissenschaften sowie Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg ist. Den Leibniz-Preis sieht die Psychologin als Verdienst ihres Teams. „Der Preis zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Diesen Weg zu gehen, werde aus zwei Gründen immer wichtiger, erläutert Brigitte Röder. Weil die Köpfe die größte Ressource Deutschlands seien, sei es notwendig, diese so zu fördern, dass sich jeder entsprechend seinen Fähigkeiten entwickeln kann. „Dafür muss man wissen, wann welches Lernen leichtfällt, sodass optimale Entwicklungsfenster genutzt werden und die Lernfähigkeit im späteren Leben befördert wird“, sagt Röder. Denn, und das sei der zweite Grund, lebenslanges Lernen werde angesichts der Flut an neuen Informationen unabdingbar – und zwar bis in das hohe Alter. „Deswegen ist es wichtig zu wissen, auf welchen Kapazitäten dieses Lernen aufbauen kann und wie die Kapazitäten möglicherweise gesteigert werden können.“ Die DFG urteilt deshalb auch, dass ihre Forschung „für die Entwicklung von Bildungs- und Rehabilitationsprogrammen von hoher Bedeutung“ sei.