Marcell Jansen fällt mehrere Wochen aus, Van der Vaart muss passen, Bewerbung um das Präsidentenamt

"Stiebers Stunde" - und andere Personalien

Marcell Jansen musste das Dienstagstraining mit muskulären Problemen abbrechen. „Ich habe ein Stechen im Leistenbereich gespürt und lieber frühzeitig unterbrochen“, so der Linksverteidiger, dem gegen Hannover am Sonntag eh die Degradierung zum Reservisten droht. Wobei das Startelf-Debüt für Neuzugang Matthias Ostrzolek damit natürlich noch ein wenig näher rückt, als eh schon.

Beim Nachmittags-Kick standen Rene Adler und Jaroslav Drobny in den beiden Toren, bei den Keepern hatte Trainer Mirko Slomka zuletzt offengelassen hatte, wer gegen Hannover von Beginn an aufläuft. Ebenso wenig war in diesem Training zu erkennen, wer in der Innenverteidigung neben Johan Djourou den Vorzug erhält. Neuzugang Cléber oder doch wieder Heiko Westermann? Letztgenannter hatte sich bereits in der Vorbereitung mit dem Gedanken anfreunden müssen, nicht mehr gesetzt zu sein. „Vielleicht tut ihm das mal gut“, so die Aussage Slomkas im Trainingslager in Österreich, wo Gojko Kacar noch neben Djourou agierte. Anschließend verletzte sich der Serbe, Jonathan Tah wurde nach Düsseldorf verliehen und Westermann war wieder Startelfspieler. Seither gilt er, er von fast allen Trainern infrage gestellt und dann doch gebracht wurde, als „Überleber“.

Zumindest bis zuletzt. Denn inzwischen ist Cléber da. Und der junge Brasilianer brennt auf seinen ersten Einsatz von Beginn an: „Ich bin fit und bereit, wenn es losgehen soll“, so der Mann mit den Littbarski-Gedächtnis-O-Beinen, der im Training mit hart geführten Zweikämpfen und einem sehr guten Kopfballspiel zu gefallen weiß. Ob er auch das von Slomka geforderte „kontrollierte Aufbauspiel“ beherrscht? „Ja“, so Cléber, „das war auch in Brasilien meine Aufgabe, der Aufbau von hinten raus. Der einzige Unterschied von dort zu hier war, dass ich mich da anschließend nicht so sehr in das Spiel nach vorn mit einschalten sollte.“

Cléber weiß bereits, dass das Training hier viel intensiver ist als in seiner Heimat. „Aber das stört nicht“, so Cléber, der sich darüber freut, als Defensivspieler mehr Freiheiten zu genießen. „In Brasilien agieren Verteidiger wirklich als Verteidiger. Hier sollen wir uns mit einschalten“, freut sich Cléber, der schon erste Videos von Hannover 96 mit ins Hotel bekommen und dort studiert hat. Ob er glaubt, beim kleinen HSV schon von Beginn an dabei zu sein? „Ich will sofort Gas geben und habe jetzt den Vorteil, mich im Test schon mit der Mannschaft akklimatisiert zu haben.“

Nicht wenig deutet daraufhin, dass der Brasilianer die Ära des bis dato gesetzten Heiko Westermann in Hamburg durchbrechen könnte. „Ich kann mich nur weiter über das Training anbieten“, so Westermann, „aber die Aufstellung macht natürlich der Trainer. Ich beschäftige mich im Vorfeld auch wirklich nicht zu sehr mit diesen negativen Gedanken. Warum auch? Es würde mich nicht weiterbringen.“

Auch noch unentschieden ist, ob am Sonntag in Niedersachsen das erste Mal Lewis Holtby und Rafael van der Vaart zusammen auflaufen. Bei Tottenham verpassten sie sich um sechs Monate (van der Vaart ging im Sommer 2012 von Tottenham zum HSV, Holtby im Januar 2013 vom FC Schalke zu Tottenham). Und hier in Hamburg scheint die Sportliche Leitung auf beide zusammen zu setzen. Holtby könnte als offensiver agierender Sechser mit dem deutlich defensiver eingestellten Valon Behrami das Mittelfeld-Zentrum gestalten. Und van der Vaart hätte davor - hinter der einzigen Spitze Lasogga - alle Freiheiten.

Beim Nachmittagstraining rückte dann ein Neuzugang in den Blickpunkt: Dass war heute Zoltan Stiebers „Stunde“ (es wurden nur 2x25 Minuten). Der Linksfuß erzielte beide Treffer für das Gewinner-„Team rot“ (u.a. mit Adler, Westermann, Steinmann, Arslan) und scheint für das Hannover-Spiel eine Alternative sein zu können. Ob das auch für seinen direkten Konkurrenten Ivo Ilicevic gilt, ist zudem nach wie vor weiter offen. „Ich hoffe, dass ich am Donnerstag wieder mit der Mannschaft trainieren kann“, sagt der Kroate, der anders als die gesunden Spieler am trainingsfreien Mittwoch nicht faulenzen kann, sondern ein individuelles Training mit Reha-Trainer Markus Günther absolvieren muss.

Dennis Diekmeier sollte sich einen Privattrainer nehmen

Das ist leider ein wenig untergegangen, was ich sehr, sehr schade finde: Bei der Feier und der Erweiterung des HSV „Walk of fame“, 2005 erfunden und seitdem organisiert und finanziert vom rührigen Unternehmer Andreas Maske, hielt der Kapitän der HSV-Meistermannschaft von 1960, Jochen Meinke, eine brillante Rede für den posthum geehrten Erwin Seeler. Das Besondere an dieser Rede: Meinke sprach „freihändig“. Das heißt, ohne jede Unterstützung durch ein Manuskript oder einen Zettel. Frisch, frei und fromm von der Leber weg, der 83-jährige ist immer noch in Weltklasse-Form.

Für alle HSVer, die an diesem Dienstag anwesend waren, das muss erwähnt werden, gab es erfreulicherweise keine Diskussion darüber, ob sich hier nun die HSV-AG oder der HSV e.V. getroffen hat - es ging einzig und allein um den HSV. Wie schön. Ebenfalls zu loben: Eine Trainer-Diskussion gab es am Rande der Veranstaltung nicht. Die meisten vertraten diese Auffassung: „Wie oft hat der HSV in den letzten Jahren schon den Trainer gewechselt? Das ist doch schon nicht mehr zu zählen. Gebracht hat es nie etwas – nie. Das sollten sich einmal alle überlegen. Es hat dem HSV nur immer viel Geld gekostet.“

Zum Sportlichen: Während die Mannschaft heute frei bekommen hat (nicht weil „Scholle“ Papa geworden ist, heute kam Söhnchen Mats Niklas zur Welt – herzlichen Glückwunsch!), trainierten einige zuletzt angeschlagene Spieler, um doch noch rechtzeitig für das Hannover-Spiel am Sonntag fit zu werden. Rafael van der Vaart ging mit Reha-Trainer Markus Günther zu einer Sonderschicht auf den Platz, Ivo Ilicevic arbeitete im Kraftraum. Auch Slobodan Rajkovic (nach Kreuzbandriss) und Gojko Kacar (nach Außenbandanriss im Knie) schufteten weiter für ein Comeback, Neuzugang Nikolai Müller sowie der erkältete Marcell Jansen, der unter Adduktoren-Problemen leidet, fanden sich zur Pflege ein.

Dann las ich heute im Hamburger Abendblatt: „Dennis Diekmeier lebt seinen Traum“. Und in den verschiedenen Video-Texten eine dazu fast passende Aussage von Bundestrainer Joachim „Jogi“ Löw, der über die schlechte Defensive seiner Mannschaft befand: „Wir können uns leider noch keinen Philipp Lahm aus dem Hut zaubern. Die jungen Verteidiger sind sicher talentiert, aber sie brauchen noch ein wenig Zeit, um sich zu verbessern.“

Das wäre doch genug Ansporn für Dennis Diekmeier. Ich würde ihm einen Privat-Trainer empfehlen, wenn der HSV-Abwehrspieler noch etwas werden will. Und die Chance, dass er noch etwas werden könnte, ist ja so groß wie nie. Nur wird beim HSV wurde daran so gut wie nie gearbeitet, und ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass daran noch einmal explizit gearbeitet wird. Vormittags Training mit der Mannschaft, nachmittags mit einem Trainer (und vielleicht sogar einem „Gegenspieler“, der die Zweikämpfe führt!) auf den Acker. Des wäre ein Anfang. Diekmeier würde sich defensiv bestimmt verbessern, wenn sein Auge, sein Kopfball- und sein Stellungsspiel geschult werden würde.

Jansen fällt mehrere Wochen aus, Ostrzolek gibt sein Startelf-Debüt

Im Laufe der 80 Trainings-Minuten wurden heute ganz konkrete Personalfragen geklärt – aber besser sieht die Situation nicht eben aus. So steht auf jeden Fall fest, dass Marcell Jansen einige Wochen fehlen wird. Der linke Verteidiger hat einen Muskelfaserriss erlitten. Damit ist unzweifelhaft, was wohl auch ohne die Verletzung so gekommen wäre: Matthias Ostrzolek wird am Sonntag in Hannover sein Startelf-Debüt für den HSV geben.

„Ich will natürlich endlich anfangen“, sagte Ostrzolek heute im Anschluss ans Training. Er strahlte richtig – und im Gegensatz zu manch anderer Einheit in den vergangenen Wochen wirkte er auch auf dem Platz spritziger und unternehmungslustiger.

Ostrzolek also optimistisch – und Trainer Slomka ließ seine neue A-Elf dann auch gleich gegen die vermeintliche B-Elf antreten. Bei allem Vorbehalt, denn es war eine Spielform, in der in der Abwehr nicht alles erlaubt war und ein spezielles Überzahlspiel einstudiert werden sollten, zeigte sich folgende Stamm-Mannschaft:

Drobny – Diekmeier, Djourou, Cleber, Ostrzolek – Behrami, Holtby – Ilicevic, van der Vaart, Stieber – Lasogga.

Diese Mannschaft erreichte ein 2:2 gegen die Reservisten:

Adler – Götz, Dongsu, Westermann, Jiracek – Arslan, Steinmann – Nafiu, P. Müller, Green – Rudnevs.

Rafael van der Vaart musste gleich nach diesem Trainingsspiel in die Kabine gehen. Zunächst war „nur“ von Wadenproblemen die Rede – mittlerweile ist klar, dass der Kapitän wieder zwei Wochen fehlen wird wegen einer Muskelverletzung. Und zwar an der Wade, die ihn schon gegen den SC Paderborn zur Auswechslung gezwungen hat.

Nun bietet sich also erneut eine Chance für den Rest des HSV zu zeigen, dass es auch ohne „Rafa" geht. Am Dienstag beim Walk of Fame hat Ex-Keeper Horst Schnoor dieses Thema witzigerweise angeschnitten, ohne ahnen zu können, dass der Mittelfeld-Stratege nun wirklich ausfallen würde. Er wurde angesprochen auf die Torwartfrage und sagte nur kurz und bündig: „Wir haben kein Torwartproblem. Warum spricht man nicht über andere Spieler - zum Beispiel van der Vaart?" l.

Den Namen von Nicolai Müller habt Ihr vielleicht bei den Mannschaftsaufstellungen vermisst. Der Flügelstürmer hat heute erneut nicht am Mannschaftstraining teilgenommen. Stattdessen absolvierte er sein individuelles Programm und lief am Ende mit Gojko Kacar Runden um die Trainingswiese.

Im HSV e.V. kommt offenbar Fahrt in künftige Personalplanungen. Oliver Scheel, bis vor kurzen noch HSV-Vorstand für Mitgliederbelange, hat seinen Hut in den Ring geworfen. Gestern hat er dem Beirat erklärt, dass er für das Amt des neuen e.V.-Präsidenten zur Verfügung steht. Dem Beirat steht im übrigen Eckart Westphalen vor als Vertreter der Amateur-Abteilungen. Im Januar auf der nächsten Mitgliederversammlung wird das neue e.V.-Präsidium gewählt.

Mirko Slomka spendiert Steaks, hat aber schlechte Laune

In Geburtstagslaune war Mirko Slomka heute nicht gerade. Der HSV-Trainer ist heute 47 Jahre jung geworden, er gab auch ein Geburtstagsessen für seine Mannschaft aus, aber ansonsten wirkte er nicht besonders gut aufgelegt. Im Gegenteil, wenn ich gefragt werden würde, wie ich Slomka heute bei der Pressekonferenz erlebt habe, dann würde ich schon sagen: „Ein wenig angefressen.“ Und das hatte nun nichts mit dem Steak aus Uruguay zu tun, das der Coach auf „den Markt geschmissen“ hatte. Die ganze Situation setzt ihm offenbar mehr zu, als er mit gelegentlichem Lächeln vor den Kameras zu überspielen versucht.

Ich fand den Trainer, der offenbar alles selbst liest oder lesen lässt (um sich dann informieren zu lassen), auch ein wenig dünnhäutig. Die Frage aber, die dahinter steckt, ist doch die: Eine Erfolgsserie hat Slomka mit diesem HSV ja nicht gerade gestartet. Ganz im Gegenteil. Und dann greifen eben die Mechanismen, die es in solchen Fällen im Profi-Fußball gibt. Das muss kein Fan großartig pöbeln, da muss keine Zeitung besonders schlimm schreiben – sollte diese Negativserie anhalten, dann muss niemand mehr etwas sagen oder schreiben, dann handelt der Vorstand. So ist das. Und das wäre in München, Berlin oder Stuttgart ebenso.

Darüber ist sich Slomka sicher auch selbst klar, aber eine solche prekäre Situation dann zu durchleben, das ist dann eben doch etwas anderes. Und es geht ja nicht nur allein um die Schüsse, die Richtung Trainer abgefeuert werden, es gibt ja auch genügend Sorgen, die rund um die Mannschaft schon wieder entstanden sind. Und wenn gestandene Spieler wie Rafael van der Vaart und Marcell Jansen ausfallen, dann kann auch keinem Coach der Welt zum Lachen sein, egal ob er Spieler dieses Kalibers auch im nächsten Spiel tatsächlich aufgestellt hätte. Sollte es nämlich schiefgehen, wenn nun die Neuzugänge am Sonntag in Hannover zum Einsatz kommen, dann könnte er immer noch einen erfahrenen Mann von der Bank einwechseln – das ist nun fast schon ausgeschlossen.

Es wird in Hannover auf jeden Fall eine „runderneuerte“ Viererkette geben. Dennis Diekmeier wird zwar rechts seinen Platz behalten, auch Johan Djourou bleibt in der Mitte gesetzt, aber links von ihm werden der Brasilianer Cleber und der ehemalige Augsburger Matthias Ostrzolek stehen. Der Beginn einer neuen Mannschaft. Zumal die beiden Sechser auch „neu“ sein werden: Valon Behrami und Lewis Holtby. Letzterer sprühte heute vor Spiellust beim Training, und er gefiel mir auch als Vollstrecker bei der abschließenden Übung, als es darum ging, Flanken zu verwandeln. Holtby schaffte auch die ganz schwierigen Bälle, das sah richtig gut aus.

Auf den Außenpositionen könnte es wieder erwarten noch eine Änderung geben, denn Ivo Ilicevic verletzte sich kurz vor dem Trainingsende, er konnte seinen linken Fuß (oder das linke Bein) nicht mehr hundertprozentig „benutzen“, und nun ist im Moment noch nicht sicher, ob es mit einem Einsatz am Sonntag überhaupt etwas wird. Die anderen Positionen sind klar: Zoltan Stieber wird auf einem Flügel spielen, und in der Mitte (hinter der Spitze Pierre-Michel Lasogga) wird (wohl) Nicolai Müller spielen. Der Mann, aus Mainz gekommen, trainierte heute schon mal gut, er ist schnell, gewandt und torgefährlich.

Bleibt die Frage, wer im Tor stehen wird? Vor dem Training heute waren sich die meisten sicher, dass Rene Adler am Sonntag gegen Hannover zwischen den Pfosten des HSV-Tores stehen wird, nach der Einheit am Stadion aber waren sich fast alle einig: Jaroslav Drobny wird gegen die Niedersachen das HSV-Tor hüten. Wobei Mirko Slomka sich nicht entlocken ließ, wer denn tatsächlich als Keeper auflaufen wird: „Das entscheide ich immer erst am Spieltag.“

Beiersdorfer wieder da, mit Gojko Kacar nach Hannover!

Der Boss war da. Dietmar Beiersdorfer ist rechtzeitig vor dem Sonntagsspiel des HSV in Hannover aus seinem USA-Urlaub zurückgekehrt – und stand sofort auf dem Trainingsplatz. Das heißt, er sah nur zu, vom Spielfeldrand aus. Aber er zeigte sich, er war da – das ist wichtig. Er muss sich schließlich immer ein Bild davon machen, was da läuft und was da eventuell nicht läuft. Nicht gelaufen ist heute Ivo Ilicevic, der beim Abschlusstraining nicht zu sehen war und somit auch für das morgige Spiel ausfallen wird. Wie es heißt, mit „muskulären Problemen“. Was immer sich dahinter auch verbirgt. Wer heute gelaufen ist, und das ist schon eine faustdicke Überraschung, dass ist Gojko Kacar. Von dem hatte Trainer Mirko Slomka gestern noch gesagt, dass er nächste Woche ins Mannschaftstraining einsteigen wird – aber das geschah schon an diesem Mittag. Und dann noch eine Überraschung: Kacar sitzt jetzt mit im Bus, trat die Reise mit nach Hannover an – und sitzt morgen schon auf der Ersatzbank. So schnell geht das manchmal, weil dem HSV so langsam doch die Leute ausgehen.

Apropos Leute: Ich war nach dem Training, dem nicht-öffentlichen Training der Profis, auch noch bei der Zweiten. Zur Pause stand es 4:0 gegen Cloppenburg, und ich hatte natürlich alle Treffer verpasst. Dafür sah ich das Tor zum 5:0-Endstand, und das war erste Sahne. Nach diesem fünften Treffer hielten sich fast alle HSV-Nachwuchsspieler die Hände vor das Gesicht, denn so etwas Schönes hatten sie lange nicht mehr gesehen. Und vielleicht auch noch nie live miterlebt. Flanke von rechts, Christian Derflinger mit links zur Mitte, auf den gedeckten Nils Brüning. Der, hart bedrängt, nimmt die Kugel an, dreht sich um den Abwehrspieler, Brüning jongliert die Kugel um den Gegner herum, dann ist der Weg frei – der Ball wird aus 14 Metern volley und überlegt eingeschossen, fast eingeschoben. Herrlich gemacht. Wie Rastelli. Das ist schon sehenswert, was der Nachwuchs da anbietet. Diesmal waren 420 Zuschauer dabei. Und die sahen vorher die Treffer von Ahmet Arslan (9. Min., sein siebtes Saisontor!), Tolcay Cigerci (17.), Dominik Masek (20.) und Nils Brüning, der auch schon in der 40. Minuten getroffen hatte.

Übrigens stand HSV-Sportchef Bernhard Peters auf dem Dach eines Nachbargebäudes und sah sich das Spiel aus der Höhe an. Was ich sehr gut finde, dass der Nachwuchs-Chef persönlich anwesend ist. Ist ja eigentlich eine Selbstverständlichkeit, wenn ich so recht überlege, aber das war beileibe nicht immer so.

Der HSV bleibt unten hängen. Viele Möglichkeiten vergeben

Drittes Spiel, weiter nur ein Punkt und kein geschossenes Tor, auch in Hannover gab es nichts zu holen, es gab trotz bester Möglichkeiten eine 0:2-Niederlage. Trainer Mirko Slomka hatte zu diesem Spiel den „neuen HSV“ aufgeboten, doch er spielte zu Beginn ängstlich, ohne Selbstvertrauen und ohne Herz, sodass Hannover 96 schnell zu einer 2:0-Führung kam. Danach gestaltete der HSV das Spiel zwar offen, aber wenn man kein Tor macht, kann man eben auch nichts holen. So ist das im Fußball. Da zählt die schönste Schönspielerei nichts. Bitter für Trainer Mirko Slomka, der nun in der Bundesliga eine erschütternde Bilanz mit dem HSV vorweisen muss: Drei Siege, drei Unentschieden, zehn Niederlagen. Daran wird sich der erfolgslose Coach in den nächsten Tagen messen lassen müssen. Und nun geht es am Sonnabend gegen den großen FC Bayern. Ist nur zu hoffen, dass der Rekordmeister noch nicht so gut in Form ist. Und vielleicht weiter ohne Robben spielen muss. Derr HSV ist jetzt, das ist höchst, höchst traurig – Tabellenletzter. Bitter, bitter.

Der HSV, der aus Hamburg, startete denkbar schlecht und schlapp. Schon nach wenigen Sekunden hätte 96 in Führung gehen können, als Joselu seinem Bewacher Cleber davon geeilt war, den Ball aber nicht nur an Jaroslav Drobny, sondern auch am HSV-Tor vorbeischoss. Ja, Drobny im HSV-Tor, das war eine Überraschung, obwohl ich es seit zwei Tagen schon angekündigt hatte. Im Trainer Mirko Slomka hatte es doch gewagt. Alle Achtung. Dazu gehört Mut, wie ich finde. Da macht er acht Wochen Vorbereitung auf diese Saison, und zwar mit Rene Ader als Stammtorhüter, und dann wird zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Truppe beweisen muss, der Torhüter gewechselt. Das trägt nicht zur Ruhe in der Truppe bei.

In der ersten Viertelstunde war der HSV noch gar nicht richtig auf dem Platz. Da bettelte der „alte HSV“, der mit sieben neuen Spielern und einem neuen Keeper angetreten war, förmlich um das 0:1. Joselu „daddelt“ am Strafraumeck herum, legt zurück auf Albornoz, der flankt, und in der Mitte ist Matthias Ostrzolek im Luftduell mit Andreasen hoffnungslos unterlegen – der Kopfball ist unhaltbar (13.). Drei Minuten später die beste Szene von Julian Green. Flanke von rechts, in der Mitte steigt Pierre-Michel Lasogga hoch, wird hart bedrängt, köpft - aber vorbei. Es hätte Eckstoß geben müssen, aber das hat das Schiedsrichter-Gespann nicht gesehen. In der 20. Minute hätte es 1:1 stehen müssen, ja müssen. Bei der Klasse, die Lewis Holtby hat. Der Neuzugang kommt am Strafraum aus 16 Metern zum Schuss – aber daneben. Besser macht es Hannover. In der 23. MInure setzt sich links im HSV-Strafraum gegen Johan Djourou und Holtby durch, gibt den Ball zur Mitte, und dort stochert Sobiech die Kugel über die Linie – ein unglückliches Gegentor für den HSV, aber es zählt – natürlich.

Erst nach diesem Tor begann sich der HSV wirklcih zu wehren. Und während sich auf der Tribüne die HSV-Herren Carl-Edgar Jarchow, Joachim Hilke, Dietmar Beiersdorfer und Bernhard Peters noch die Wunden leckten, hätte der HSV auf dem Rasen verkürzen können. Nach einer flachen Eingabe von Nicolai Müller grätschte Lasogga am Ball vorbei, der lauernde Green kommt zum Schuss, doch der wird abgeblockt. Schade, schade. Ein 1:2 zu Pause hätte sich sicherlich besser gemacht . .

Zum Wiederanpfiff kam Artjoms Rudnevs, der sich schon während der ersten Halbzeit warngelaufen hatte (und dabei den Fans aus beiden Lagern zugewinkt hatte), für Julian Green, der blass und fast wirkungslos geblieben war. Und dann hätte es auch 1:2 heißen müssen – wieder einmal, oder erneut. Abschlag von Drobny, der kommt durch, bis in den Strafraum der Niedersachsen – und dann steht Müller völlig frei. Aber so etwas von frei. Und schießt die Kugel aus elf, zwölf Meter am Tor vorbei. Wahnsinn! Unfassbar. Das hätte der Anschlusstreffer sein müssen. Aber so ist der Fußball.

In der 63. Minute fischt Drobny einen 28-Meter-Schuss von Schulz aus dem Winkel, dann hätte es wieder 1:2 stehen können. Stieber flankt von links, Rudnevs läuft in diesen Ball, frei vor nationaltorwart Zieler – überweg. Der HSV hätte schon den Ausgleich haben können, geht aber zu leichtfertig mit den Chancen um.