Zur Freude von Milliardär Kühne spielt der HSV in Hannover wohl mit fast allen Zugängen. Van der Vaart fällt länger aus

Der Spielplan meint es an diesem Wochenende gut mit Klaus-Michael Kühne. Denn ausgerechnet an diesem Sonnabend hat der vermögende HSV-Anhänger Termine in Köln, die er unmöglich absagen kann. Da der HSV aber erst am Sonntag (17.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) in Hannover spielt, steht dem geplanten Couchpotato-Nachmittag im schweizerischen Schindellegi am Zürichsee nichts mehr im Wege. Besonders nach den Enttäuschungen zum Saisonstart gegen die Aufsteiger Köln (0:0) und Paderborn (0:3) wolle er die Partie seines wohl runderneuerten HSV unter keinen Umständen verpassen, so Kühne.

„Nach der enttäuschenden Vorsaison, die fast zum Abstieg des HSV geführt hätte, war es wichtig, die Mannschaft auf zentralen Positionen zu verstärken, um ihr ein neues Gerüst zu verleihen“, sagte Kühne, der es gar nicht erwarten kann, die Neuzugänge erstmals am Ball zu sehen: „Mit den Neuverpflichtungen ist der HSV auf dem richtigen Weg.“ Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer habe einen sehr guten Job gemacht. Bisher. „Es ist nun die Aufgabe eines qualifizierten Trainers, aus diesem Potenzial das Maximale herauszuholen, damit der HSV eine deutlich bessere Saison spielt. Die Voraussetzungen sind jedenfalls gegeben.“

Die Ansage ist klar und deutlich. Und sie entspricht in etwa dem, was zuvor auch schon Beiersdorfer und Aufsichtsratschef Karl Gernandt nach dem völlig misslungenen Saisonstart mehr oder weniger deutlich formuliert hatten: Die Alten haben ausgespielt, die Neuen sollen es nun richten.

Trainer Mirko Slomka, der nach neun sieglosen Spielen in Folge selbst gehörig unter Druck steht, scheint die Forderung vernommen zu haben. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Club plant der Coach eine kleine Startelf-Revolution: mindestens fünf, möglicherweise sogar sechs Neuzugänge sollen in Hannover von Anfang an auflaufen. In der Abwehr erhalten wohl Cléber (für Heiko Westermann) und Matthias Ostzrolek (für den verletzten Marcell Jansen) eine Chance von Anfang an. Im Mittelfeld sollen neben Valon Behrami auch Lewis Holtby (für den nach Florenz verkauften Milan Badelj), Nicolai Müller (für Tolgay Aralan) und Zoltan Stieber oder Julian Green (für Ivo Ilicevic) starten. Ein Fragezeichen bleibt noch, weil Müller am Donnerstag noch immer nicht mit der Mannschaft trainieren konnte. Ganz sicher ausfallen wird dagegen Kühnes einstiger Liebling Rafael van der Vaart, der das Training mit Wadenproblemen vorzeitig beenden musste. Nach einer MRT-Untersuchung folgte die bittere Gewissheit: der Niederländer, für den Ilicevic oder Arslan zurück in die Startelf rutschen, muss mindestens zwei Wochen lang pausieren. Ein Neustart also ohne den Regisseur.

„Wir brauchen vor allem eine neue Mentalität“, sagt Johan Djourou, der nach nach nur einer gemeinsamen Trainingseinheit nach der Länderspielpause bereits von seinen neuen Kollegen überzeugt ist: „Die Neuen bringen eine andere Qualität in die Mannschaft.“ Besonders Müller und Holtby hätten in der Offensive das gewisse Etwas, das dem Team bislang gefehlt habe. Und auch in der Defensive würden Cléber und Ostzrolek die Qualität anheben.

Mehr als 26 Millionen Euro hatte der HSV für die Neuen ausgegeben. Entsprechend überrascht war man in der Hansestadt, als Slomka zum Saisonstart überwiegend erneut auf die Fastabsteiger der vergangenen Saison gesetzt hat. Müller und die gerade erst verpflichteten Holtby und Green standen zwar noch gar nicht zur Verfügung, aber zumindest Ostzrolek hatte sich große Hoffnungen gemacht. „Ich will jetzt endlich der Mannschaft helfen. Ich will dem Team zu deutlich mehr Stabilität und Power verhelfen“, sagt der Linksverteidiger, der auch kein Problem darin sieht, dass die Neuen noch nicht oft gemeinsam trainieren konnten. „Die Länderspielpause war natürlich gut für uns. Da konnten wir uns zumindest ein bisschen aneinander gewöhnen“, so Ostzrolek. Und überhaupt: „Am Ende bleibt es doch Fußball. Das Spiel ändert sich ja nicht, nur weil ein paar Neue auf dem Platz stehen.“

Genau darauf hofft aber Slomka. Auf den Tag 16 Monate ist es nun her, dass der Fußballlehrer zuletzt mit einer seiner Mannschaften auswärts gewinnen konnte. 3:1 siegte Slomka im Mai 2013 gegen Bayer Leverkusen – mit Hannover 96. Es folgten 14 Niederlagen und zwei Unentschieden mit 96 und dem HSV. Und der Cheftrainer kennt das Fußballgeschäft nur zu gut: Gelingt Slomka in seiner alten Heimat nicht endlich der erste Auswärtssieg mit dem HSV, könnte es schon bald einen weiteren Neuen geben.