Interview mit B.A.U.M.-Chef Maximiliam Gege: Sein Lebenstraum ist und bleibt das nachhaltige Wirtschaften

Er ist ein Überzeugungstäter, wirkt aktiv für einen Umweltschutz der konstruktiven Art und berät Unternehmen sowie Kommunen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit: der B.A.U.M.-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Maximilian Gege. Mit ihm hat Hanns-Stefan Grosch über die Erfolgsgeschichte des Vereins, gesellschaftliche Veränderungen und nachhaltiges Wirtschaften als Berufung gesprochen.

Hamburger Abendblatt:

Das Umweltnetzwerk von und für Unternehmen wird 30. Sie sind von Anfang an dabei. Was war Ihr Motiv?

Maximilian Gege:

Umweltschutz ist eigentlich schon immer mein Thema gewesen. Einen besonderen Impuls hat mir Ende der 1970er-Jahre die Lektüre von Herbert Gruhls „Ein Planet wird geplündert“ gegeben. Mein damaliger Chef, Georg Winter, hat in die gleiche Richtung gedacht. So konnten wir wichtige Prinzipien in Winters Diamantwerkzeugfabrik schon umsetzen, die später auch für unsere Arbeit bei B.A.U.M. genutzt werden konnten.

Und wie kam es 1984 zur Gründung?

Gege:

Nach der von mir selbst gegründeten Organisation A.U.G.E (Aktionsgemeinschaft Umwelt, Gesundheit, Ernährung) und der Einführung der Umweltberater war die Frage: Wie können wir der Wirtschaft helfen, sich verstärkt mit der umweltorientierten Unternehmensführung zu beschäftigen? Winter hatte die Idee zu B.A.U.M., und wir haben ihn gemeinsam ins Leben gerufen.

Gab es Widerstände?

Gege:

Am Anfang hieß es: Das kostet nur Geld. Wir haben dagegen argumentiert: Eine nachhaltige Unternehmensführung vermeidet nicht nur Kosten und reduziert Risiken, sondern führt auch zu neuen Märkten und Produkten.

Was war Ihr erster wichtiger Erfolg?

Gege:

Ich hatte das Konzept für ein Berufsbild Umweltberater entwickelt und wir haben dieses Konzept dann umgesetzt. Die Ausbildung der ersten wurde noch aus dem Budget der Firma Winter bezahlt, doch schon bald half ein Förderprojekt der EU-Kommission. Heute gibt es allein in Deutschland mehr als 5000 Umweltberater, in Europa mehr als 10.000. Private Haushalte und die öffentliche Hand sind außer Unternehmen ebenso wichtige Aktionsfelder: Man denke nur an Energieverschwendung durch veraltete Heiztechnik oder auch Haushaltsgeräte in Wohnhäusern oder Einsparmöglichkeiten bei großen öffentlichen Einrichtungen.

Mittlerweile hat B.A.U.M. 550 Mitgliedsunternehmen. Besteht da nicht die Gefahr, dass einige die Mitgliedschaft als Deckmäntelchen nutzen?

Gege:

„Green Washing“ ist bei uns eigentlich kein Thema: Wir wollen ja nicht die Welt in ihrer bisherigen Form abschaffen, wir wollen sie besser machen. Insofern verstehen wir uns auch als Think Tank, der im kritischen Dialog mit der Politik und den Mitgliedsunternehmen nachhaltige Lösungen voranbringt. Für zentrale Herausforderungen wie zum Beispiel die Energiewende, verstärkte Ressourcen-Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft, Umweltmanagement-Systeme, Biodiversität, intelligente nachhaltige Stadtentwicklung, Integrierte Berichterstattung, zunehmende Weltbevölkerung benötigen wir genauso praktikable Konzepte wie für die Bereiche Digitalisierung, Internet der Dinge oder nachhaltige Lieferketten und Mobilität.

Lehnen Sie auch Beitrittswünsche ab?

Gege:

Die Mitgliedsunternehmen müssen sich gemäß unserem Ehrenkodex zu nachhaltigem Wirtschaften bekennen und das auch glaubwürdig vertreten. Unsere Mitglieder wissen: Ressourcen, Energie und Abfälle zu vermeiden, spart Geld. Und ein glaubwürdiges grünes Image ist ein wichtiges Entscheidungskriterium für Konsumenten und – immer wichtiger – qualifizierte Arbeitskräfte. Die meisten Unternehmen mit einer fundierten Nachhaltigkeitsberichterstattung sind bei B.A.U.M. engagiert, viele haben schon renommierte Umweltpreise gewonnen. Natürlich ist noch nicht jede Firma am Ziel, aber wir begleiten sie auf ihrem verantwortungsvollen Weg. Um es aber auch klar zu sagen: Ein klassischer Energieriese, der aus kurzsichtigem Profitinteresse auf Kohleverstromung und Atomenergie setzt, würde nur zu B.A.U.M. passen, wenn er eine glaubwürdige nachhaltige Strategie entwickelt und realisiert.

Was ist derzeit Ihr Lieblingsprojekt?

Gege:

Der Zukunftsfonds, eine Energieeffizienz-Genossenschaft, mit der Energieeffizienzprojekte in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen finanziert werden sollen. Energieeffizienz ist der entscheidende Schlüssel für nachhaltiges Wirtschaften. Von den eingesparten Summen profitieren die beteiligten Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen – und die Anleger, die eine attraktive Rendite auf ihr Kapital erhalten und gleichzeitig etwas Gutes für die Umwelt tun. So kommen wir auch weg von der überholten Denkweise vieler Manager, die eine Amortisation immer schon nach zwei oder drei Jahren verlangen.

Wenn B.A.U.M. 30 Jahre wird, werden Sie 70. Wie geht es weiter?

Gege:

Wir haben hier engagierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und ein starkes Vorstandsteam, das von einem hochkarätig besetzten Unternehmerrat und einem wissenschaftlichen Kuratorium begleitet wird. Ich bin sicher, die B.A.U.M.-Erfolgsgeschichte wird fortgesetzt. Ich persönlich möchte ein bisschen kürzertreten und zum Beispiel weniger dienstlich reisen. Aber nachhaltiges Wirtschaften voranzubringen, bleibt natürlich mein Lebensthema – und dazu werde ich weiter meinen Beitrag leisten.