Stellen Sie sich einmal vor, es ist Sonntag, und keiner merkt es. Denn es ist ein Arbeitstag wie jeder andere. Wäre das nicht schrecklich?

Natürlich gibt es viele Berufsgruppen, die sonntags arbeiten müssen, aber für die meisten Menschen in Deutschland ist dieser Tag ein Ruhetag. Und das ist auch gut so, denn an diesem freien Tag gibt es endlich Zeit für Muße, Unerledigtes, den Gottesdienst und Geselligkeit.

Weil wir es so wichtig finden, dass der Sonntag ein freier Tag bleibt, ist der Schwerpunkt dieser Ausgabe ein Plädoyer für den Sonntag. Wir betrachten ihn von verschiedenen Seiten: biblisch, kulturhistorisch und im aktuellen Kontext. Da dürfen natürlich auch die Sonntagsrituale nicht fehlen. Denn was wäre dieser Tag ohne ausgiebiges Frühstück mit Ei, ohne den Spaziergang am Nachmittag und den „Tatort“ am Abend? Wir sprechen allerdings auch mit zwei Sonntagsarbeitern, den Küstern vom Michel und St.-Marien-Dom. Sie machen diese Arbeit mit viel Leidenschaft, aber geben auch zu, dass sie eine Belastung für die Ehe ist. Denn der Sonntag ist vor allem ein Paar- und Familientag, an dem man schöne Ausflüge macht, die Kinder zu ihren Sportveranstaltungen begleitet oder Brettspiele spielt. Paare gehen brunchen, besuchen Freunde oder bleiben einfach im Bett liegen. Von daher ist dieser Tag für Singles oftmals der schrecklichste der Woche, weil sie vielleicht niemanden haben, den sie besuchen können, und sie ihre Einsamkeit in diesen Stunden am meisten spüren.

Ich hoffe jedoch, Sie lassen sich von dieser Ausgabe inspirieren, und wünsche einen schönen Restsommer.

Ihre Sabine Tesche