In Händels „Tamerlano“ geht’s zur Sache. Und der Grund? Die Liebe, natürlich

Auf der einen Seite ein tyrannischer Tatarenfürst namens Tamerlano. Ihm gegenüber, als unbeugsamer Widersacher, ein osmanischer Sultan. Und zwischen den beiden testosteronprallen Todfeinden die schöne Sultanstochter Asteria, auf die ausgerechnet der besagte Fürst ziemlich scharf ist. Nicht gerade der Wunschschwiegersohn des Sultans, der aus dem Tataren am liebsten Hackfleisch machen würde. Das alles schreit förmlich nach einem Bühnenspektakel. Georg Friedrich Händel hat diesen Ruf gehört – und aus der Konstellation in seinem „Tamerlano“ ein packendes Drama um Machtgier, Liebe und Hass geformt.

Ein Jahr nach dem umjubelten „Giulio Cesare“ wollte der Komponist damit seinen Erfolg beim Londoner Publikum fortsetzen. Doch das gelang nicht wirklich. Wahrscheinlich auch, weil er die Besucher mit einer revolutionären Neuerung irritierte: Händel schrieb die Partie des Sultans nämlich für einen Tenor – das war in der Blütezeit der Kastraten buchstäblich unerhört, wie der bissige Kommentar des „Weekly Journal“ von 1724 verdeutlicht: Dort schrieb der Rezensent, dieser Gentleman sei nach der allgemeinen Auffassung „nicht für den Beruf des Sängers zugeschnitten“. Autsch.

Mittlerweile hat sich, zum Glück, doch so einiges geändert in der Welt der Oper. Nicht nur das Ansehen der Tenorzunft. Händels „Tamerlano“ gilt seit dessen Renaissance in den vergangenen 30 Jahren als eines der größten Meisterwerke der Barockmusik, nicht zuletzt dank ihrer packenden Ausdruckskraft und schlüssigen Dramaturgie.

Die NDR-Reihe „Das Alte Werk“ startet mit einer konzertanten Aufführung des „Tamerlano“ in die neue Saison. Maxim Emelyanychev leitet das erst 2012 gegründete Barockensemble „Il Pomo d’Oro“ und eine namhafte Sängerriege mit dem Altus Xavier Sabata und dem Tenor John Mark Ainsley als Gegenspieler und mit der Sopranistin Sophie Karthäuser in der Partie der bezaubernden Asteria.

„Tamerlano“ 22.9.,20.00, Laeiszhalle. Tickets zu 10,- bis 36,- unter T. 44192192 oder www.ndrticketshop.de