„Das Dvořák Experiment – Ein ARD-Konzert macht Schule“ – für die Zukunft

„Leider kann man in Deutschland Abitur machen, ohne in der Schule jemals einer Sinfonie begegnet zu sein“, stellt Christina Dean fest, die beim NDR unter dem Titel „Discover Music! Konzerte für Kinder und Jugendliche“ die Education verantwortet. Wie die meisten Klangkörper im Lande sorgt sich das Orchester der Elbphilharmonie um sein Publikum von morgen – und nimmt es in die eigene Hand, Kindern und Jugendlichen die Sinne zu öffnen.

Die Gründe für die musikalische Erfahrungsarmut ganzer Schülergenerationen sind zu vielfältig, um sie allein Schule und Elternhaus anzulasten. Tieferliegende Ursache scheint ein globaler Wertewandel zu sein. „Jahrelange Erfahrung zeigt, dass Kinder klassische Musik nicht etwa nicht mögen – sie kennen sie einfach nicht! Ihre Kenntnis beschränkt sich auf Mozarts ‚Kleine Nachtmusik‘, ‚Peter und der Wolf‘ und – mit etwas Glück – den ‚Karneval der Tiere‘. Sobald sie etwas daraus hören, fangen ihre Augen an zu strahlen“, weiß die Musikvermittlerin.

Damit das Strahlen anhält, startet die ARD im Frühherbst eine gemeinsame Initiative, die es so noch nicht gab. Sie bietet allen Schülern, egal ob ihre Schule gleich neben einem Konzerthaus liegt oder auf einer Nordseeinsel, die rare Möglichkeit, ein Hauptwerk der klassischen Musik nicht nur unmittelbar zu erleben, sondern ihre Erfahrungen auch miteinander auszutauschen: nicht klassenintern, sondern deutschlandweit.

Für das Pilotprojekt fiel die Wahl auf die 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“ von Antonín Dvořák. „Die Amerikaner erwarten große Dinge von mir“, schrieb der Komponist 1892 – just zum Direktor des National Conservatory of Music berufen – an einen böhmischen Freund. „Vor allem soll ich ihnen den Weg ins gelobte Land, ins Reich einer neuen, selbständigen Kunst weisen, kurz: eine nationale Musik schaffen! Wenn das kleine tschechische Volk solche Musiker habe, warum sie nicht auch, wenn ihr Land und Volk so riesig groß ist! Ich sage nur, was die amerikanischen Zeitungen unablässig schreiben. Eine hehre Aufgabe für mich. Ich hoffe, sie wird mir mit Gottes Hilfe gelingen.“

Ob sie ihm gelang, können Schüler von Flensburg bis Passau am 19. September überprüfen. Zwischen 11.15 und 12.30 Uhr spielt das NDR Sinfonieorchester die ganze Sinfonie unter Leitung seines Chefdirigenten Thomas Hengelbrock im Rolf-Liebermann-Studio. Die ARD überträgt das moderierte Konzert, inklusive Liveschaltungen nach Köln und Berlin, auf allen Kulturwellen direkt. Arte bietet zudem einen Livestream.

Dabei sein kann man am Radio oder im Internet: zu Hause, in der Schule oder auch in etlichen Sendesälen der ARD, wo Musiker einheimischer Ensembles Rahmenprogramme beisteuern. Schüler aus Norddeutschland können das Konzert im großen Sendesaal an der Oberstraße miterleben. Die Plätze werden unter allen Schulen der Region verlost, sofern sie sich zu dem Projekt angemeldet und Interesse bekundet haben, live dabei zu sein.

Mit dem Logo einer quasi rotierenden Rosette, die das Zeilenpaar „Das Dvořák Experiment – Ein ARD-Konzert macht Schule“ versendet, wirbt die ARD für ihr Experiment, das sie als Auftakt zu weiteren „Aktionstagen“ ähnlicher Art versteht. Und damit das Konzert nicht an den Ohren der Schüler vorbeirauscht, haben die Verantwortlichen zwecks Vor- oder Nachbereitung und Anmeldung eine Website aufgebaut: www.schulkonzert.ard.de.

Sie bietet Infos zum Komponisten und seiner Sinfonie (die sich natürlich auch anhören und herunterladen lässt), vielerlei Arbeitsmaterial (zum Beispiel die Hauptmotive als kleine Audio-Files, ein PDF mit allen Motiven, Spielideen dazu), Arrangements für Schulchor, Schulorchester und Schulbigbands. Zu den Angeboten zählt zudem ein Workshop, der die Arbeit des Dirigenten erkundet, und ein „Pantomimentheater“, mit dessen Hilfe sich der Kopfsatz der Sinfonie auswendig lernen lässt.

Denn schöner als simples Hören ist es, sich etwas selbst zu erarbeiten.

www.schulkonzert.ard.de