In die Reihe der Bekenntnisballette passte es, dass John Neumeier sich irgendwann die Novelle „Der Tod in Venedig“ des Großmeisters der Literatur, Thomas Mann, vornahm. Das literarische Kleinod für den Tanz zu adaptieren, Psychologie und Mythos in Bewegung zu übersetzen, war eine willkommene Herausforderung für den Ballettchef.

Aus dem unter einer Schaffenskrise leidenden Schriftsteller Aschenbach wird ein Meisterchoreograf, der mit einem Ballett über Friedrich den Großen ringt. Er entflieht in das von Cholera und Tod gezeichnete Venedig und verliebt sich in den jungen Knaben Tadzio (Edvin Revazov). „Ein Totentanz“ hat Neumeier die Choreografie frei nach der Novelle untertitelt und das Bewegungsrepertoire mit düsteren mittelalterlichen Elementen versehen. Kompositionen wie Bachs „Musikalisches Opfer“ und Wagners „Tristan und Isolde“ spiegeln die Qualen der Künstlerseele und die widerstreitenden Prinzipien Ordnung und Chaos. In die Szenen mit Tadzio mischt sich Traumartiges. Von seiner Verzweiflung angesichts der unangemessenen Gefühle findet Aschenbach nur im Tod Erlösung.

„Der Tod in Venedig“ 17., 19., 22.10., jew. 19.30, Staatsoper, Karten zu 4,- bis 89,- unter T. 35 68 68