Janáčeks Musik-Drama „Jenufa“ wieder im Staatsopern-Spielplan

Wenn die Frage aufkommt, in wessen Opern man Neulinge schicken sollte, um sie dauerhaft für dieses Genre zu begeistern, fällt oft ein Name: Leoš Janáček. Die Stücke des Tschechen sind weit von freundlicher Harmlosigkeit entfernt. Doch dafür sind sie herzzerreißend aufrichtig, sie erzählen ihre Geschichten, in denen oft gelitten wird, in einem psychologisch sehr genau beobachtenden Tonfall, der packt und begeistert. Wie feinfühlig dieser Komponist mit individuell gestaltenden Sprachmelodien umgeht, ist einzigartig. Auch „Jenufa“, ein beklemmendes Dorf-Drama, ist ein Musterbeispiel für die Ausnahmestellung, die Janáček unter den Wegbereitern der Moderne einnimmt.

Für die Staatsoper hat Olivier Tambosi diese Oper inszeniert, mit einem Einfall, dessen Wirkungsmacht kaum zu übertreffen ist: Das Bühnenbild wird von einem großen Felsbrocken beherrscht. Er ist der sprichwörtliche Stein des Anstoßes, er symbolisiert das uneheliche Kind, das die tragische Titelheldin Jenufa von ihrem Halbbruder erwartet. Im kleinen Dorf, in dem sie lebt, ist deswegen die Hölle los.

So dramatisch diese Geschichte, so hörenswert die Besetzung dieser Wiederaufnahme: Unter der musikalischen Leitung von Susanna Mälkki singt Karita Mattila die Titelpartie. Neben den beiden Finninnen ist Deborah Polaski als Küsterin zu erleben.

„Jenufa“ 16., 23., 29.10, 1.11., jeweils 19.30; 26.10., 19.00 Staatsoper. Karten zu 5,- bis 107,- unter T. 356868