Eine griffige Beschreibung, was Honeggers „Jeanne d'Arc au bûcher“ eigentlich ist, fällt schwer. Das Stück ist weder Oper noch reines Oratorium und erst recht kein klassisches Schauspiel. Es ist von allem etwas, und vor allem: ein Ereignis mit Seltenheitswert. Denn um das Historiendrama über die französische Nationalheldin auf eine Bühne zu bringen, wird eine Hauptdarstellerin benötigt, die es an Charisma mit der legendären Freiheitskämpferin aus dem Hundertjährigen Krieg aufnehmen kann. Für die zwei konzertanten Aufführungen, die Generalmusikdirektorin Simone Young in der Laeiszhalle dirigiert, konnte sie den französischen Kino-Superstar Fanny Ardant gewinnnen.

Honeggers stilistisches Vorbild für sein szenisches Oratorium, das 1938 in Basel uraufgeführt wurde, war Strawinskys „Oedipus Rex“. Die Musiksprache des französisch-schweizerischen Komponisten verwendet dabei ein sehr abwechslungsreiches Vokabular, von Anleihen bei der Gregorianik bis zu Jazzrhythmen. Der Dichter Paul Claudel lieferte den Text. Er hatte zunächst aus Respekt vor der Aufgabe abgesagt. Doch eine Vision auf einer Zugfahrt soll den gläubigen Katholiken zum Umdenken bewogen haben.

„Jeanne d’Arc au bûcher" 19.10., 18.00 / 22.10, 19.30, Laeiszhalle. Karten zu 5,- bis 132,- unter T. 356868