Mit Werken von Mahler und Strauss gehen die Symphoniker in den Herbst

Die Hamburger Symphoniker beginnen die Saison 2014/15 mit einem Paukenschlag. Und das im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Am Anfang des ersten Abonnementkonzerts steht Richard Strauss’ Sinfonische Dichtung „Also sprach Zarathustra“ mit dem berühmten Zweitonmotiv der Pauken und der noch viel berühmteren monumentalen Akkordfanfare. Eigentlich illustrieren diese Klänge Zarathustras Anbetung der aufgehenden Sonne, doch die Musik hat sich ebenso in der Bierwerbung, als Science-Fiction-Soundtrack oder bei Auftritten des King of Rock’n’Roll bewährt. Bei den Hamburger Symphonikern steht die grandiose Intrada nun wie ein Motto vor einer anspruchsvollen Saison.

Denn das Jahr 2014 ist ein Richard-Strauss-Jahr; der 150. Geburtstag des Münchner Großmeisters wird gefeiert. Und so stehen zum Auftakt der Saison gleich drei Strauss-Werke auf den Programmen der Symphoniker. Nach der grandiosen Eröffnung folgt im zweiten Abonnementkonzert Strauss’ altersweises Konzert für Oboe und Orchester; im ersten Kammerkonzert ist außerdem das selten zu hörende Melodram „Enoch Arden“ zu erleben.

Doch der programmatische Ehrgeiz der Symphoniker erschöpft sich keinesfalls im Strauss-Gedenken; vielmehr wird der Jubilar in den Zusammenhang seiner Zeit gestellt. So kombiniert Jeffrey Tate im ersten Abonnementkonzert „Also sprach Zarathustra“ mit einem weiteren monumentalen Orchesterwerk des Fin de siecle, der Suite „Die Planeten“ von Gustav Holst. Und auch im dritten Abonnementkonzert verfolgt Tate diese Linie weiter, hier folgt auf die Quartettfassung von Schuberts „Der Tod und das Mädchen“ Gustav Mahlers mythenumwobener Schwanengesang, die Neunte Sinfonie. So stehen zusammen mit Mahlers Erster Sinfonie „Der Titan“, die im zweiten Abonnementkonzert erklingt, gleich vier der „ganz großen Brocken“ der Orchesterliteratur aus der Zeit zwischen 1888 und 1916 auf dem Spielzettel der Symphoniker.

Wer Jeffrey Tates Arbeit in den vergangenen Jahren aufmerksam verfolgt hat, für den kommt es ein wenig überraschend, dass der britische Maestro sich nun Gustav Mahler zuwendet. Als „überladen“ und „masturbatorisch“ hatte Tate dessen Sinfonien bezeichnet. „Dabei bleibe ich auch“, erklärte der Mahler-Ketzer noch jüngst, auf seine Häresien angesprochen. „Aber“, so fügte er hinzu: „Es gibt Ausnahmen. Mahlers Vokalwerke haben mich schon immer sehr angesprochen. Und die Vierte und die Neunte Sinfonie, die Neunte besonders, sind so stark, so vorwärtsweisend, das kann man nicht ignorieren.“

Dass Tate nun doch unter die Mahler-Interpreten geht, hat sicher auch mit dem programmatischen Großprojekt der Hamburger Symphoniker zu tun. Seit 2012 führt das Orchester seine Hörer in mehreren Projektphasen musikalisch durch die Lutherdekade. Im Herbst und Winter dieser Saison kreisen die Konzerte dabei um das Schwerpunktthema: „Die Reformation als Grundlage der Moderne“. Und wo der Aufbruch in die Moderne an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert untersucht wird, darf Gustav Mahler natürlich nicht fehlen.

Im Zusammenhang mit ihrem Reformationsprojekt haben die Symphoniker, die 2013 mit dem Senat neu über ihre Finanzen verhandeln mussten, gleich noch einen Paukenschlag in petto: Damit sie ihr Projekt fortsetzen können, stellt die Bundesregierung dem Orchester aus dem aufgestockten Bundeskulturetat bis 2017 insgesamt 1,4 Millionen Euro zur Verfügung.

So ergeht es den Symphonikern wohl ein wenig wie dem Helden in „Also sprach Zarathustra“. Nachdem der sich lange mit Hinterwäldlern und pedantischen Experten hatte herumärgern müssen, begrüßt der Genesene zu guter Letzt den neuen Tag mit jener von Strauss so unvergleichlich in Musik gesetzten Vision: „Also sprach Zarathustra und verließ seine Höhle, glühend und stark wie die Morgensonne, die aus dunklen Bergen kommt.“

1. Symphoniekonzert 21.9., 3. Symphoniekonzert 16.11., jeweils 19.00, Laeiszhalle. Karten zu 8,- bis 45,- unter T. 35 76 66 66