Der russische Dirigent Dmitri Kitajenko wird nicht nur als ausgewiesener Spezialist für russische Musik geschätzt, er gilt als „Kenner der russischen Seele“. Natürlich ist er bestens mit der Mentalität seiner Landsleute vertraut, doch passt das Klischee der „russischen Seele“, das die Lust am Unglücklichsein als unveränderliches Kennzeichen vom 19. Jahrhundert bis ins Heute herübergerettet hat, so gar nicht zu Kitajenko. Der 73-Jährige sagt zwar, „emotionale Qualität“ sei ihm bei der Arbeit besonders wichtig, doch wischt er jede Gefühligkeit energisch beiseite. Zu überprüfen ist das im Abonnementkonzert des NDR Sinfonieorchesters mit dem Konzertmeister Stefan Wagner als Solist in Aram Chatschaturians Violinkonzert d-Moll.

„Russische Entdeckungen“ ist das Konzert überschrieben. Für Peter Tschaikowskys berühmtes „Capriccio italien“ op. 45 gilt das nicht unbedingt, für die das Konzert einleitende 1. Sinfonie f-Moll op. 10 von Dimitrij Schostakowitsch schon eher. Mit ihr hatte der erst 19 Jahre alte Komponist seine Diplomarbeit eingereicht, die bereits das gesamte Spektrum seines Stils aufweist vom Pathos bis zur Innerlichkeit. Chatschaturians Bravourstück aber ist eine Rarität im Konzertalltag.

„Russische Entdeckungen“ 31.10., 20.00, Laeiszhalle. Karten zu 18,- bis 51,- unter T. 44 19 21 92 oder www.ndrticketshop.de