Ein schottischer Komponist wagt es, an das Geheimnis jener Frau zu rühren, die im 12. Kapitel der Johannes-Offenbarung als rätselvolles Himmelzeichen erscheint? Das ist vielleicht weniger erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sich der Katholizismus seit Maria Stuarts Zeiten in den Highlands hielt. Zudem ist James MacMillan, der Verfasser des Orchesterstücks „Woman of the Apocalypse“, Ordensmitglied der Dominikaner. Seine Werkliste enthält Messen, Kantaten, eine Johannespassion und eine Oper geistlichen Inhalts. Bis 2009 war er dirigierender „Hauskomponist“ des BBC Philharmonic Orchestra, danach berief ihn die niederländische Radio-Kammerphilharmonie zum Ersten Gastdirigenten.

Das NDR Sinfonieorchester hat sich für sein Konzert mit dem österreichischen Dirigenten Manfred Honeck im Oktober die deutsche Erstaufführung von MacMillans Werk vorgenommen. Die Musik steht der Vision an Bildkraft um nichts nach: manieristische Farbwirbel umgeben die Himmelserscheinung, und die Blechbläser stellen die plumpen Drohgebärden des satanischen Drachens dar, der die Muttergottes angiftet.

Zur Besänftigung tastet sich der begnadete Mozartspieler Manfred Helmchen alsdann in die virtuos-subtile Dialogwelt des „heroischen“ Klavierkonzerts in C-Dur KV 503. Und die zweite Hälfte des Abends gehört dem tondichtenden und klangmalenden Jubilar des Jahres, der auch gern „so einfach“ wie Mozart komponiert hätte, Richard Strauss. Nach dem geradezu indiskret geschilderten Leiden und Sterben des Künstlers und der Verklärung seiner Seele dreht Till Eulenspiegel dem ganzen Menschengetriebe eine lange Nase. Was er nach alter Schelmenweise mit dem Leben büßen wird.

„Apokalypse – Verklärung – Übermut“ 16.10., 20.00 und 19.10., 11.00, Laeiszhalle. Karten zu 11,- bis 51,- unter T.44192192 oder www.ndrticketshop.de