Arabella Steinbacher spielt Bergs Violinkonzert

Mit den Vorurteilen ist es so eine Sache. Manchmal lebt es sich einfach besser ohne sie. Gehen Sie mal ins Konzert ohne aufs Programm zu schauen, dann wird Sie das Violinkonzert von Alban Berg ins Herz treffen. Keine Spur von spröder Abstraktion – obwohl Berg zur sogenannten Zweiten Wiener Schule gehörte und sich des bei den Hörern nicht eben populären Zwölftonverfahrens bediente. Berg verband jedoch in seiner Tonsprache die Strenge der Zwölftontechnik mit Grazie und persönlichem Ausdruck und nahm zudem hörbar Bezug auf die Tradition.

So zitierte er im langsamen Satz den Choral „Es ist genug“ von Bach. Denn sein Violinkonzert, „Dem Andenken eines Engels“ überschrieben, war eine Totenklage. Der „Engel“ war Manon Gropius, die Tochter Alma Mahler-Werfels aus deren Ehe mit dem Architekten Walter Gropius. Berg liebte sie wie eine eigene Tochter. Manon starb 1935 mit 18 Jahren an Kinderlähmung, der Komponist wenige Monate später.

Beim NDR Sinfonieorchester übernimmt den Solopart die Geigerin Arabella Steinbacher, die zuletzt in der vergangenen Saison Frank Martins „Polyptique“ zum Leuchten brachte. Die Leitung hat Thomas Hengelbrock. Der NDR-Chefdirigent nimmt Bergs Verneigung vor den musikalischen Vorfahren beim Wort und gesellt dem Violinkonzert die Orchestersuite D-Dur von Bach hinzu. Und die zweite Hälfte bestreiten die Musiker mit Beethovens Siebter und ihrem jubelnden Finalsatz, der als „Apotheose des Tanzes“ in die Musikgeschichte eingegangen ist. Geprägt hat den Ausdruck kein Geringerer als Richard Wagner.

„Andenken und Apotheose“ 2.10, 20.00, Laeiszhalle. Karten zu 11,- bis 51,- unter T. 44 19 21 92 oder www.ndrticketshop.de