Klaus Maria Brandauer ist beim NDR „König der Nacht“

Ein Drama nennt er es, sein Auftragswerk „König der Nacht“ für das NDR Sinfonieorchester. Nicht Oper, nicht Singspiel, nicht Oratorium. Wer so genau mit Sprache umgeht wie Jan Müller-Wieland, der hat sich etwas dabei gedacht, wenn er als Genrebezeichnung für seine Komposition einen literarischen Gattungsbegriff wählt und nicht einen aus der Musik.

Die Besetzung gibt etwas mehr Aufschluss über die Rollenverteilung in dem etwa 75 Minuten langen Stück, das Thomas Hengelbrock im November mit dem NDR Sinfonieorchester uraufführen wird. „Drama für Sprecher, drei Sängerinnen, großes Orchester und Zuspielmusik“. Nun hat Müller-Wieland, ebenfalls mit Hengelbrock und Klaus Maria Brandauer, bereits vor elf Jahren ein Stück unter demselben Titel veröffentlicht, damals mit „Epiphanie“ überschrieben. Epiphanie ist göttliche Offenbarung, Drama dagegen etwas zutiefst Menschliches. Was hat sich in den Jahren seit der ersten Version von „König der Nacht“ verändert?

„Für den NDR habe ich das Stück erweitert und für eine sehr große Orchesterbesetzung instrumentiert“, teilt uns der Komponist mit. „Hilfreich war dabei, dass ich mit dem Sound des großartigen NDR-Sinfonieorchesters als gebürtiger Hamburger quasi aufgewachsen bin. Insbesondere mit Thomas Hengelbrock ist dieses Orchester zu einem ganz präzisen Sturm- und Drangklang fähig, welcher mir imponiert.“

Zwecks Erlangung besagten Sounds werden alle verfügbaren Orchesterkräfte im Einsatz sein. „Acht Hörner sind dabei!“, frohlockt Müller-Wieland. „Basstrompete! Kontrabassposaune – als das Ungeheuer – das ‚Unter-Ich‘ – Behemoth des alten Testaments! Das Tierische als Schlichter und Richter zwischen Gott und Mensch ist ein entscheidender Punkt im Stück. Die Zuspielelektronik untermauert das ‚bildlose‘, klangwilde Auftauchen Gottes direkt vor Hiob. Stets geht es um Metaphorik! Dabei wird die Ordnung oder gar Rangordnung zwischen Gott und Mensch – wankend und schwankend – sowohl aufgehoben als auch bestätigt.“ Klingt ganz so, als dürfe man sich diese Aufführung keinesfalls entgehen lassen.

„König der Nacht“, 13.11., 19.00, 16.11., 11.00, Laeiszhalle, Karten 18,- bis 51,- unter T. 44 19 21 92