Beyond melancholia Museum für Völkerkunde Hamburg, bis 4.1.2015.
Die Gegenüberstellung
Im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen der Sammlung Reinking und dem Museum für Völkerkunde Hamburg werden Arbeiten aus einer Sammlung zeitgenössischer Kunst und Werke eines ethnologischen Museums, die aus Regionen diesseits und jenseits des Atlantiks stammen, gegenübergestellt.
Die Ausstellung vereint damit nicht nur Kunstwerke verschiedener Epochen, sondern ebenso unterschiedlicher Länder und Kulturkreise. Das Zueinanderfinden von traditioneller und zeitgenössischer Kunst stellt neue Fragen in Bezug auf die Kunst der Vergangenheit und der Gegenwart. Die Aufmerksamkeit wird dabei auf die verbindenden Aspekte der Werke gelenkt.
Die Werke
Os Gêmeos:
In den Werken von Os Gêmeos spiegeln sich nicht nur die Träume der Brüder wider, auch ihre Umgebung dient als Inspirationsquelle. So scheint man beim Betrachten der farbenfrohen, pulsierenden Arbeit „The Guitar“, einer auf dem Kopf stehenden Gitarre, das urbane Chaos São Paulos, aber auch das ländliche Brasilien, mit seinen folkloristischen Einschlägen zu spüren.
Cubeo:
Die Tanzmaske táwü der Cubeos stammt aus dem Gebiet des Rio Ouduiary. Traditionell wird sie aus weißem Baumrindenbaststoff gefertigt, mit langen Fransen versehen und bemalt. Ornamentale Details wie Federn, Ohren und Zöpfe wurden manchmal als separate, bewegliche Elemente genäht. In Kombination mit Tanzstäben sind die Tanzmasken die essenziellen Elemente der Stammesfeste der Cubeos.
Die Bedeutung
Os Gêmeos:
Die Arbeit der brasilianischen Zwillinge ist nicht zuletzt ein Sinnbild für ein großes Fest. Die Arbeit „The Guitar“ verkörpert brasilianisches Temperament, die Verbundenheit zur Musik und zum Tanz. Körperlichkeit und Lebensfreude finden sich in der Arbeit ebenso wieder.
Cubeo:
Nach drei Tagen der Trauer nahmen die Totenfeste der Cubeo eine dramatische Wandlung: Die mit Tanzmasken bekleideten Männer eilten zur Ruhestätte des Toten, tanzten, sangen und schlugen die Tanzstäbe rhythmisch auf den Boden, um Trauer und Wut in Freude zu verwandeln. Nach den Feiern wurden die Masken gewöhnlich verbrannt, um den Geist des Toten zu entlassen.
Die Künstler/Ethnie
Os Gêmeos:
Die Zwillingsbrüder Otavio and Gustavo Pandolfo alias Os Gêmeos wurden 1974 in São Paulo, Brasilien, geboren. Weltweite Bekanntheit erlangten die Künstler durch ihre menschlichen Figuren, die sich vor allem durch ihre gelbe Hautfarbe auszeichnen. Laut eigener Aussage stellen die Brüder in ihren Arbeiten Welten aus gemeinsamen Träumen dar.
Cubeo:
Die Cubeo sind eine ethnische Gruppe des Amazonas-Gebietes, die im Nordwesten von Brasilien lebt. Sie siedeln etwa eine Tagesreise von Mitù flussabwärts entlang der bewaldeten Ufer an Seitenarmen des Río Vaupes – ein Nebenfluss des Rio Negro.
Zur Person: Rik Reinking ist Kunstsammler, Kurator und Kunsthändler. Seine Sammlung mit den Schwerpunkten Informel, Fluxus, Minimalismus, Konzeptkunst und Street Art wurde bereits in zahlreichen Museen gezeigt und gilt als eine der spannendsten Sammlungen junger zeitgenössischer Kunst in Europa.