Perlen aus Tanz, Theater, Performance und Film beim Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel

Wenn die Hamburger Theater sich in die wohlverdiente Sommerpause verabschiedet haben, schlägt die Stunde der Avantgarde. Den Begriff „Off-Theater“ hält András Siebold, künstlerischer Leiter des Internationalen Sommerfestivals, längst für überholt, sodass er sich von dem von ihm so benannten „Einschlaftheater der städtischen Institutionen“ abgrenzen will. Im zweiten Jahr unter seiner Leitung feiert Siebold vom 6. bis 24. August auf Kampnagel nichts weniger als das Leben selbst. Und wo lässt sich das besser aushalten als in lauen Sommernächten. Wenn der sicher wieder aufregend gestaltete Festival Avant-Garten zu Gespräch und Vertiefung oder auch einfach zur Entspannung nach dem Gesehenen einlädt.

Siebold interessiert nicht, wie heutzutage Shakespeares „Romeo und Julia“ neu gedacht werden kann, sondern wie sich die Lebensumstände ganz konkret in Buenos Aires, im Iran oder in Tokyo gestalten. Davon erzählen die eingeladenen Produktionen, von denen wiederum zahlreiche in enger Komplizenschaft mit den Künstlern entstanden sind. Allein vier Uraufführungen sowie sechs europäische und deutsche Erstaufführungen hat sein Programm vorzuweisen. Siebold ist seit Monaten dabei, die Arbeiten an ihren Entstehungsorten in aller Welt zu begleiten.

Das Programm offenbart im zweiten Jahr eine noch klarere Handschrift, ein Bekenntnis zur Avantgarde und eine klare Absage an ein Einkaufen fertiger Produktionen bei den immer gleichen Nachbarfestivals. Bereits im vergangenen Jahr bescherte ihm diese Strategie einen Besucherrekord. Dabei ist seine Programmatik durchaus widerständig, an manchen Stellen speziell und nicht unbedingt auf den ersten Blick zugänglich.

Der naheliegende Vorwurf, Siebold würde als Musikdramaturg, eine Rolle, die er auf Kampnagel ausfüllt, das Musikgenre bevorzugen, bewahrheitet sich nicht. Sicher, Pop dominiert alles, aber verstanden als eine Überschneidung von Genres und Stilen. Um Geschichten aus sich selbst heraus zu erzählen, ohne gigantische Referenzsysteme zu bemühen.

Internationales Sommerfestival 6. bis 24.8., Kampnagel, Jarrestraße 20–24, Karten 12 bis 38 Euro unter T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de