Die Doku „Die Wilde 13“ führt durch Wilhelmsburg – und sorgt für viel Diskussionsstoff

„Die Wilhelmsburger hatten es einfach satt, poliertes Image-Deutsch zu hören“, sagt Marco Antonio Reyes Loredo. Mit seiner Firma Hirn & Wanst ist der Produzent, Moderator und Kulturaktivist mitten auf der Elbinsel mit ihren rund 50.000 Einwohnern beheimatet. Gemeinsam mit Regisseurin Kerstin Schaefer hat er mit „Die Wilde 13“ einen Film realisiert, der die Bewohner zu Wort kommen lässt. Der sie in ihrem Alltag zeigt. Und in einer Phase des Umbruchs. Denn 2012, als die Doku über die Buslinie 13 gedreht wurde, stand der Stadtteil kurz vor dem Abschlussjahr der Internationalen Bauausstellung. Nicht wenige fühlten sich als Bürger eines flugs aufgehübschten Viertels zum Vorzeigen missbraucht.

„Der Film ist Zeugnis einer Zeit, die schon wieder vorbei ist“, sagt Reyes Loredo. Doch der Nachhall, den der kritische, liebevolle Heimatfilm erzeugt, ist noch lange nicht verstummt. Nach der Premiere auf dem Hamburger Filmfest 2013 lief „Die Wilde 13“ erfolgreich im NDR. Allein 500.000-mal wurde er in der Mediathek abgerufen. Am 21. September feiert eine Theaterversion Uraufführung am Thalia Gaußstraße. Für Schaefer ist dieser kulturelle Verwertungsprozess spannend. Gibt sie doch die Interviews, die sie für ihre Magisterarbeit in Kulturanthropologin geführt hat und auf denen bereits der Film basierte, ganz in die Hände der Kunst.

Doktoranden der Migrationsforschung diskutieren über den Filmstoff mittlerweile ebenso wie die Wilhelmsburger selbst. „Viele Leute im Viertel, ob nun Rentner oder Jugendliche, benutzen Begriffe wie Gentrifizierung sehr selbstverständlich“, sagt Reyes Loredo, durchaus stolz auf die Aufsässigkeit der Nachbarschaft. Beim Sommersalon werden Schaefer und er nach der Präsentation des Films mit dem Wilhelmsburger Bundestagsabgeordneten Metin Hakverdi diskutieren.

„Die Wilde 13“ 21.40–23.00, „Wildes Wilhelmsburg“ 23.00–23.45, Ovaler Hörsaal