Russisches Seestück

Die Herkunft

Vor etwa zehn Jahren schenkte uns das Zentrale Marinemuseum St.Petersburg, mit dem unser Haus seit Langem enge Kontakte pflegt, die Kopie eines berühmten russischen Gemäldes. Es handelt sich um „Die Manöver der Marine der Schwarzmeerflotte“ von Iwan Aiwasowski. Das Original ist in dem Petersburger Museum zu sehen. Die vorzügliche Kopie stammt von dem renommierten russischen Marinemaler Mikhail Petrov-Maslakov.

Das Motiv

Aiwasowski, der 1817 auf der Krim geboren wurde, schildert auf diesem in Russland enorm populären Bild eine Szene aus dem Jahr 1849. Der berühmte Marinemaler, der sich nie auf Naturstudien stützte, sondern sich stets auf sein visuelles Gedächtnis verließ, zeigt keine reale Szene, sondern eine Idealvorstellung. So eindrucksvoll der scheinbar bis ins Unendliche erweiterte Konvoi der russischen Linienschiffe auch ist, in Wahrheit hätten sie sich niemals in so geringem Abstand manövrieren lassen. Auch wenn Aiwasowski die Details der Schiffe weitgehend realistisch wiedergibt, ging es ihm nicht um die Darstellung eines realen Flottenmanövers, sondern vielmehr um eine Zielprojektion: Das Bild sollte Russlands Anspruch zum Ausdruck bringen, als große europäische Seemacht wahrgenommen zu werden.

Die Personen

Besonders interessant ist die Personengruppe rechts im Bild: Leicht erkennt man Zar Nikolaus I. Er steht auf der kaiserlichen Yacht, nimmt die Parade der Linienschiffe jedoch nicht in militärisch strenger, sondern eher legerer Haltung ab. Neben ihm stehen im gebührendem Abstand die wichtigsten russischen Admirale und Generäle. Bei der Stadt im Hintergrund wird es sich um das auf der Krim gelegene Sewastopol handeln, den wichtigsten russischen Schwarzmeerhafen.

Der historische Hintergrund

Gemalt wurde das Bild 1849, vier Jahre vor Ausbruch des Krimkriegs. Zwischen 1853 und 1856 kämpfte das zaristische Russland gegen das Osmanische Reich. Dass Russland seinen Einfluss nicht ausweiten konnte und letztlich den Krieg verlor, lag am Eingreifen des Westens: Frankreich, England und das Königreich Sardinien waren den Osmanen zu Hilfe gekommen. Die Erinnerung an die damalige Auseinandersetzung ist in Russland noch wach, in dem gegenwärtigen Konflikt um die Annexion der Krim und die Situation in der Ukraine werden in Russland immer wieder Parallelen zu dem Krieg gezogen, der damals etwa 165.000 Todesopfer forderte.

Zur Person:

Peter Tamm. Der frühere Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlags ist Stifter und Gründer des Internationalen Maritimen Museums Hamburg, das 2008 im historischen Gebäude des Kaispeichers B eröffnet wurde.

Internationales Maritimes Museum Hamburg

www.internationales-maritimes-museum.de