Die Kleinen mögen Klänge und Töne. Acht Tipps, wie Eltern sie durch musikalische Früherziehung fördern können

Kinder bringen schon von Geburt an ein Potenzial an Musikalität mit. Wer es fördert, trägt zu einer positiven Entwicklung seines Kindes bei. Dabei hilft auch die musikalische Früherziehung, die von verschiedenen Einrichtungen angeboten wird. Die Ziele der Frühförderung, was man bei der Wahl eines Kurses beachten sollte und was Eltern selber tun können, erklärt Kirchenmusiker Norbert Hoppermann.Der Regionalkantorist zuständig für die Aus- und Fortbildung der Kirchenmusiker im Erzbistum Hamburg.

1. Was bedeutet musikalische Früherziehung?

Früherziehung soll bei Kindern Aufmerksamkeit, Kreativität, Körperlichkeit und emotionalen Ausdruck ansprechen. Dies geschieht mit der Stimme, durch Spiellieder, Imitation, Klangbilder, durch Tanz und Bewegung, aber auch durch Musizieren auf Rhythmusinstrumenten. Auch der Umgang mit Atem und der Versuch, über den intuitiven Zugang die ersten Töne aus einem Instrument herauszuholen, gehören dazu. Die Früherziehung will Lust wecken und Erfolgserlebnisse ermöglichen.

2. Warum ist ein früher Zugang zur Musik sinnvoll?

Er wirkt sich positiv auf die ganzheitliche Entwicklung des Kindes aus. Wir wissen, dass Lernen effektiv ist, wenn verschiedene Hirnareale beteiligt sind. Texte, Melodien, Bilder und Bewegung werden verknüpft und können als Erinnerung abgerufen werden. Kinder tun dies intuitiv. Wenn man dies fördert, färbt diese Art des Lernens auch auf andere Bereiche ab. Außerdem fördert gemeinsames Musizieren die soziale Einbindung.

3. Ab welchem Alter sollte mit dem Musizieren begonnen werden?

Das kann schon früh anfangen. Nicht unbedingt bei Babys, auch wenn es dafür schon Angebote gibt. Frühkindliche Angebote sollen eher die Eltern erreichen. Im Kindergartenalter sind dann die Kleinen selbst am Start. Der Vorteil in diesem Alter: Kinder gehen unbefangen an die Musik heran. Und schaffen sich dabei sensorische und motorische Fähigkeiten, die weiter ausgebaut werden können.

Irgendwann reicht der intuitive Zugang nicht mehr aus, um etwa ein Instrument zu lernen. Dann kommen andere Anforderungen wie Notenlernen und Durchhaltevermögen dazu. Dieses absichtsvolle Spielen beginnt etwa ab dem Grundschulalter.

4. Kann auch die Familie die musikalische Entwicklung fördern?

Zu Hause musizieren ist sehr wichtig. Dabei kommt es nicht auf Perfektion und Schönheit an. Es muss auch mal erlaubt sein, Krach zu machen, zu klopfen, zu trommeln und zu schreien. Der unterschiedliche Gebrauch von Stimme setzt das Zwerchfell in Bewegung und stärkt die Atemreflexe. Eine gute Körperarbeit macht es später möglich, eine Stimme im vollen Umfang auszuschöpfen.

Positiv ist es auch, verschiedene Arten von Musik zu erleben. Etwa an Orte zu gehen, an denen gesungen wird. Da bietet der Gottesdienst eine gute Gelegenheit. Jeder darf mitsingen, Männer und Frauen, Junge und Alte, hinzu kommen die Orgel und andere Instrumente.

5. Ab wann ist der Eintritt in einen Chor für Kinder interessant?

Das hängt von der Intention des Chores ab. Erste Chorerfahrungen können Kinder sammeln, wenn sie sich für die Dauer der Probe gut konzentrieren können. Wenn es um richtige Chorarbeit geht, sollten die Kinder im Grundschulalter sein, um etwa die Liedtexte zu verfolgen oder schneller Noten zu lesen.

6. Was zeichnet ein gutes Kursangebot aus?

Musikalische Früherziehung an sich ist keine Marke. Jeder kann Kurse anbieten. Anders ist es etwa beim „Musikgarten“, einer geschützten Marke, deren Kursleiter auf die Methode geschult sind und die oft auch in Kitas angeboten wird. Nach festem Konzept wird innerhalb einer Kleingruppe musiziert, getanzt und mit Sprache gespielt. Zunächst machen die Eltern mit, später sind die Kinder unter sich. Einheitliche Qualitätssiegel für andere Methoden existieren nicht, aber bei Angeboten mit staatlich geprüften Abschlüssen, wie etwa in staatlichen Jugendmusikschulen, kann man eine gute Qualität voraussetzen. Am wichtigsten ist, dass das Kind sich wohlfühlt.

7. Hat Musik in Kitas und Schulen genügend Stellenwert?

In den 1970er-Jahren war Singen nicht sehr angesagt, das Musizieren in Kita und Schule wurde zurückgefahren. Das hat sich inzwischen geändert. Es gibt jetzt Nachholbedarf bei denen, die ohne Singerfahrung aufgewachsen sind. Wenig Übung hat zur Folge, dass man beim Singen nur den gewohnten Bereich der Sprechstimme benutzt. Wenn dies von Eltern und Erziehern weitergegeben wird, überträgt sich das auf die kommende Generation. Dies sollten wir verhindern.

8. Welche kirchlichen Angebote gibt es?

Für die musikalische Früherziehung in kirchlichen Institutionen gibt es keine zentralen Angebote. Es ist deshalb ratsam, sich direkt vor Ort in der Gemeinde oder an einem Tag der offenen Tür über kirchliche Angebote zu informieren. Auch Kitas oder Familienbildungsstätten bieten Kurse im Rahmen der musikalischen Früherziehung an.