Viele Menschen denken zu spät daran, wie sie im Alter wohnen wollen. Acht Tipps, wie man sich vorbereiten kann

Beim Wohnen im Alter denken viele Menschen zuerst ans Altenheim. Das muss kein schlechte Idee sein, ist jedoch nur eine der möglichen Wohnformen für Senioren. Welche Angebote es heutzutage gibt und wie man die geeignete Lösung für sich findet, erklärt Diakonin und Wohnberaterin Wera Lange vom Seniorenwerk des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein.

1. Ab wann sollte ich mir Gedanken über Wohnen im Alter machen?

Das ist individuell sehr unterschiedlich und hat natürlich viel mit der eigenen Wahrnehmung von Alter zu tun. Ältere Menschen, die schon Einschränkungen haben, sehen sich eher dazu veranlasst, über geeignete Hilfe und Versorgung nachzudenken. Aber es gibt auch eine wachsende Zahl von jüngeren Senioren, die nach Abschluss der Familien- und Berufsphase ihre Lebenssituation überprüfen und nach einer Neuorientierung suchen. Dabei beziehen sie das Thema Wohnen mit ein.

2. Vielen fällt es jedoch schwer, sich frühzeitig um seniorengerechtes Wohnen zu kümmern, warum?

Man denkt vielleicht, das ist irgendwann mal dran, das betrifft mich nicht. Ich will noch nicht loslassen, ich will nicht zwischen lauter alten Menschen wohnen. Man glaubt, dann keine Perspektive mehr zu haben. Dabei kann es auch eine Erleichterung sein, sich etwa zu verkleinern, sich nicht mehr um Haus und Garten kümmern zu müssen, mehr Zeit zu haben für andere Dinge.

3. Was sind die klassischen Wohnformen?

Es gibt die Angebote des „Betreuten Wohnens“, sie können auch Wohnen mit Service, Wohnen plus oder ähnlich heißen. Die Bezeichnung ist nicht geschützt. Man mietet oder kauft eine Wohnung. Neben der Grundleistung mit Kosten für Miete und Hausmeister wird noch eine Reihe von Wahlleistungen angeboten. Das sind etwa ein Notruf, eine Begleitung im Alltag und anderes. Sie müssen extra gebucht und bezahlt werden. Das kann teuer werden. Man muss die Verträge sehr genau lesen. Und auch darauf achten, dass die Wohnungen mindestens schwellenfrei oder barrierefrei sind.

Bei den klassischen Seniorenheimen, die auch als Altenheim oder Stift bekannt sind, gibt es viele Angebote, etwa von möblierten bis unmöblierten Wohnräumen. Ein wichtiges Kriterium für den Einzug sollte sein, ob es eine Pflegestation gibt oder ich bei Pflegebedarf wieder woandershin muss. Das gilt auch für die meist etwas gehobeneren Seniorenresidenzen.

4. Wie finde ich heraus, welche Wohnform zu mir passt?

Indem man seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche prüft. Dazu gehört die Überlegung, was mir für mein Wohnen wichtig ist, etwa ob ich allein oder in einer Gemeinschaft leben möchte. Und ob ich in meinem Viertel bleiben will, weil ich dort meine Kontakte habe. Wenn ich in eine Einrichtung gehen möchte, sollte ich mir die Häuser, die infrage kommen, genau ansehen, eventuell dort Probe wohnen.

5. Was können Senioren tun, die zu Hause leben wollen?

Wer in der eigenen Wohnung oder dem Haus wohnen bleiben möchte, sollte seinen Wohnraum möglichen Einschränkungen im Alter anpassen. Oft sind nur kleine Veränderungen nötig, um die Sicherheit zu erhöhen und die selbstständige Lebensführung weiter zu ermöglichen. Wenn eine Mietwohnung mit Umbaumaßnahmen barrierefrei gemacht wird, müssen Mieter die Zustimmung des Vermieters einholen, der bei Auszug auch auf Rückbau bestehen kann. Und nicht jede Wohnung eignet sich dafür. Wenn es jedoch möglich ist, können Menschen auch mit Hilfen wie ambulanten Pflegediensten in ihrer gewohnten Umgebung leben.

6. Wo kann ich mich darüber informieren?

Wer eine Wohnraumanpassung plant, kann eine kostenlose Wohnberatung aufsuchen. Auskünfte geben die Wohnberatungsstellen der Hamburger Kirchenkreise unter www.seniorenwerk-hhsh.de. Auch Hamburger Pflegestützpunkte in den Bezirken informieren zu Pflegemöglichkeiten in der eigenen Wohnung.

7. Welche Voraussetzungen brauche ich für eine Senioren-WG?

Der Reiz an der Wohngemeinschaft ist das familiäre Zusammenleben. Wer sich diese Wohnform wünscht, wird Menschen suchen müssen, mit denen er sich das gemeinsame Leben vorstellen kann. Zusammen wird man sich ein Konzept überlegen, wo und wie man leben möchte. Und sich eine Wohnung oder ein Baugelände suchen. Auch für das Zusammenleben müssen Vereinbarungen getroffen werden. Das erfordert Engagement und wird gern von Menschen genutzt, die aktiv sein wollen. Eine andere Möglichkeit ist der Einzug in Wohnprojekte, in denen Jung und Alt zusammenwohnen.

8. Für wen sind Wohnpflegegemeinschaften geeignet?

Diese Wohnform ist gut für Menschen etwa mit Demenz geeignet. Sechs bis zehn Menschen leben in einer Wohnung zusammen und werden rund um die Uhr von einem Pflegedienst betreut. Da die Bewohner fällige Alltagsentscheidungen nicht allein treffen können, haben hier bevollmächtige Angehörige, gesetzliche Betreuer und die Pflegedienste ein Mitspracherecht.

Infos: www.pflege-und-diakonie.de; Seniorenwerk des Kirchenkreises HH-West/Südholstein, T. 58950252, wera.lange@kirchenkreis-hhsh.de; „Wie will ich im Alter leben? Wohnformen – Lebensgestaltung“. Veranstaltungsreihe des Kirchenkreises Ost u. a., Tel. 519000832, www.kirche-in-volksdorf.de/html/leben_im_alter.html