Es gibt in dieser Stadt viele Kinder und Jugendliche, die in ihrem jungen Leben bereits schwere Krisen durchmachen müssen. Wenn sich die Eltern trennen, kann das für die Kinder schon traumatisch sein, besonders wenn kein Elternteil sich mehr verantwortlich für sie fühlt. Tief verunsichert werden Kinder und Jugendliche, wenn sie missbraucht werden oder die Eltern Drogen nehmen – sie also keine verlässliche Person in ihrem Leben haben. Wenn Eltern sich nicht mehr kümmern oder Jugendliche auf Abwege geraten, schaltet sich oftmals das Jugendamt ein und bringt vor allem Ältere in Jugendwohnungen unter. Sowohl die Caritas als auch die Diakonie bieten Jugendlichen in Wohngruppen ein Zuhause und damit stabilere, sichere Verhältnisse.

Doch was gibt diesen Jugendlichen einen Sinn im Leben? Wo finden sie nach schweren Krisen wieder Halt? Und wie weit spielt der Glaube eine Rolle? Das sind Fragen, denen wir uns in unserem Schwerpunkt nähern. Wir haben dazu Jugendliche gefragt, die quasi am Abgrund standen und die vom Rauhen Haus betreut werden.

Sie haben zuvor an einer Studie des Projekts „Religions- und Kultursensibilität des Rauhen Hauses“ teilgenommen, in dem es um genau diese existenziellen Fragen ging. Dabei hat die Forschungsgruppe festgestellt, dass die meisten dieser Heranwachsenden sich von einem sehr individuell ausgeprägten Glauben an eine höhere Macht gestärkt und gehalten fühlen. Und dass die Pädagogen in diesem Punkt bisher zu wenig auf die betreuten Jugendlichen eingegangen sind – aus Unsicherheit, nicht neutral genug zu bleiben. Doch es geht dabei nicht darum, sie zu missionieren, sondern einzig darum, diese zutiefst verunsicherten Jugendlichen in ihrem Glauben an sich und vielleicht auch an Gott zu begleiten und zu stärken.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine wunderbare Osterzeit,

Ihre Sabine Tesche