„Viele Unternehmen hier in der Region diskriminieren Jugendliche aus Einwandererfamilien bei der Lehrstellenvergabe.“ So lautet das Ergebnis einer Betriebsbefragung, die der Soziologieprofessor Albert Scherr von der pädagogischen Hochschule Freiburg 2013 durchgeführt hat und über die die Medien im Mai 2013 berichteten.

Mit Region ist die Region um Freiburg im Breisgau in Baden-Württemberg gemeint. Die Unternehmen erwarten bei der Einstellung von Migranten häufig Probleme unabhängig von Qualifikationen und Kompetenzen, das belegt die Befragung Scherrs. Der Soziologe versandte Fragebögen an verschiedene Mitgliedsbetriebe der Industrie- und Handelskammer und bekam rund 745 zurück, in denen hauptsächlich steht, wie die Betriebe ihre Auszubildenden auswählen.

„Die Betriebe schauen nicht nur auf fachliche Kompetenzen, sondern auf die gesamte Persönlichkeit“, sagt der Soziologe.

Das wäre an sich unproblematisch, wenn es dabei nicht um die Herkunft ginge. Ungefähr 76 Prozent der Unternehmen finden die deutsche Muttersprache wichtig, was laut Scherr eine „indirekte Diskriminierung“ ist, weil man die Erstsprache schließlich nicht wählen kann.

Doch wenn es nach Scherr eine indirekte Diskriminierung gibt, was ist dann eine direkte Diskriminierung? Als Beispiel führt die Studie erschreckende Zahlen an: „Rund 35 Prozent der Befragten würden eine kopftuchtragende Muslima nicht einstellen. Etwa zwölf Prozent lehnen generell Muslime ab“, so die Ergebnisse der Studie, die auch betont, dass es viele um Integration bemühte Unternehmen gibt. Dennoch bevorzugt laut Scherrs Umfrageergebnissen eine große Anzahl von Betrieben deutschstämmige Jugendliche.

Ich frage mich: Wie sieht es in Hamburg aus? Der Fall einer Schülerin aus Billstedt bestätigt Scherrs Ergebnisse für die Hansestadt. Als die 14-Jährige sich um Betriebspraktikumsplatz bei der Polizei bewarb, wurde sie abgelehnt. Die Begründung: Sie besitze keine deutsche Staatsbürgerschaft.

Sind die bosnische Herkunft und eine kroatische Staatsbürgerschaft Grund genug, einer interessierten Schülerin die Möglichkeit zu nehmen, die Arbeit der Polizei kennenzulernen? Betriebe und Unternehmen sollten sich vielmehr die Frage stellen, ob es nicht auch gute Gründe gibt, Jugendliche mit Migrationshintergrund zu einem Praktikum einzuladen oder einzustellen. Nicht selten wachsen Migranten mit zwei oder drei Sprachen auf und erlernen noch eine bis zwei weitere Sprachen in der Schule. Und das ist längst nicht alles.

Migranten dürfen bei der Stellenvergabe nicht benachteiligt werden.