Der Studiengang Public Management bereitet auf den allgemeinen Verwaltungsdienst vor – mit Theoriesemestern an der Hochschule und Praxissemestern in der Behörde in einer 40-Stunden-Woche

Gerechte Löhne für Erzeuger in Entwicklungsländern, das Zurückdrängen von Kinderarbeit und die Vermeidung von Umweltverschmutzung, darum geht es bei Fair Trade. Ein edles Anliegen, wie gemacht für idealistische Studenten.

Die Studierenden des Studiengangs Public Management (PuMa) an der HAW Hamburg, der auf den gehobenen allgemeinen Verwaltungsdienst abzielt, hatten bei ihrem Praxisprojekt „Faire Hochschule“ jedoch noch einen anderen Aspekt im Blick: Die Mechanismen von Projektarbeit. „Es ging uns um die Erstellung eines Strukturplans, um Projektdokumentation bis hin zu Entscheidungsfindungsprozessen oder Konfliktbewältigung“, sagt der 26-jährige Daniel Pisall, einer der Sprecher der Studentengruppe. So wurde ganz offiziell ein Vertrag mit der Senatskanzlei über Arbeitszeit, Budget und Zielvereinbarungen geschlossen. Schließlich handelt es sich bei PuMa um einen dualen Bachelor-Studiengang. Die Studierenden sind beim Personalamt der Freien und Hansestadt angestellt und durchlaufen berufspraktische Studienzeiten in Behörden und Ämtern.

Inhaltlich hatten sich die Studenten vorgenommen, „konzeptionelle Ansätze zur Erstellung eines Anforderungskatalogs für eine faire Hochschule zu erstellen – und das in Hinblick auf Mensa, Beschaffung und thematische Umsetzung in der Lehre“, sagt Beppo Gruner. „Dazu haben wir zunächst die Kriterien von Fair Trade recherchiert, dann eine Ist-Analyse der Hochschule vorgenommen und schließlich entweder erste Voraussetzungen formuliert oder schon ganz präzise Vorschläge machen können“, ergänzt Pisall, der wie Gruner im fünften Semester ist.

Gerade Letzteres erwies sich jedoch nicht immer als einfach, denn die „faire“ Produktpalette ist noch überschaubar. Relativ groß ist das Angebot im Bereich Lebensmittel, der Mensa konnten somit konkrete Vorschläge gemacht werden. Auch Papier und Büromaterial gibt es zum Teil, doch spätestens beim IT-Bedarf wird es schwierig. „Schließlich sind wir immerhin auf eine faire Maus gestoßen“, sagt Pisall.

Doppelbelastung: Die Theorie wird in zwei statt in drei Jahren vermittelt

Als positiv empfanden es die Studierenden, dass sie mit ihrem Anliegen an der Hochschule auf offene Ohren und gut informierte Ansprechpartner trafen. Als Grenzen erwiesen sich finanzielle Aspekte. „Unsere Vorschläge gerieten häufig mit dem Wirtschaftlichkeitsgrundsatz der Hochschulen in Konflikt. Fair-Trade-Produkte sind meist teurer als reguläre Angebote. Wünschenswert wäre daher ein Fair-Budget, was angesichts der aktuellen Haushaltslage aber leider kaum zu erwarten ist“, sagt Gruner.

Auch sie selbst gelangten im Laufe des Projektes an ihre Grenzen. „Unser Studiengang gliedert sich in Theoriesemester an der Hochschule und Praxissemester in der Behörde mit einer 40-Stunden-Woche. Das mit dem Projekt zu kombinieren, wurde schon manchmal zum Balanceakt“, sagt Pisall. Die generelle Doppelbelastung des dreijährigen dualen Studiums sei jedoch zu bewältigen. „Allerdings wird die Theorie in zwei statt in drei Jahren vermittelt, das muss klar sein“, sagt Gruner. So werden Inhalte wie Grundkenntnisse in Allgemeinem Verwaltungsrecht, Volkswirtschaftslehre und öffentliche Finanzwirtschaft oder Betriebswirtschaftslehre der öffentlichen Verwaltung komprimiert vermittelt. „Aber dafür können wir das Gelernte schnell in der Praxis anwenden“, sagt Gruner.

Die hohe Praxisorientierung und die moderne Ausrichtung der Hamburger Verwaltung waren denn auch wesentliche Gründe für Pisall und Gruner, sich bei der Freien und Hansestadt zu bewerben, betonen sie. „Die Verwaltung entwickelt sich zu einem modernen Dienstleister und wendet zunehmend betriebswirtschaftliche Instrumente an. Dazu kommen die Ausbildungsvergütung und sehr gute Übernahmechancen.“

Und was hat ihnen das Projekt persönlich gebracht? „Ich achte beim Einkauf jetzt mehr auf die Herkunft der Produkte und auf mögliche Fair-Trade-Siegel“, sagt Gruner. Und Pisall ist komplett auf fairen Kaffee umgestiegen – trotz des knappen Studentenbudgets.

Der dreijährige duale Studiengang Public Management gliedert sich in Theoriephasen an der HAW Hamburg, Fakultät Wirtschaft und Soziales sowie in Praxisphasen in den Behörden und Ämtern mit Schwerpunkt Rechts- oder Wirtschaftswissenschaft.Abschluss: Bachelor of Arts sowie die Laufbahnbefähigung für die Fachrichtung Allgemeine Dienste (ehemaliger gehobener Dienst).Aussichten: Gut, da die öffentliche Verwaltung nach Bedarf ausbildet. Die Studierenden sind zunächst Beamte auf Widerruf, bei erfolgreichem Studienabschluss folgt die Verbeamtung auf Probe und schließlich die lebenslange Verbeamtung www.haw-hamburg.de/studium/studiengaenge