Im Labor für Kabine und Kabinensysteme im HCAT studieren Flugzeugbauer praxisnah an zehn Versuchsständen. Hier entstehen preiswürdige Innovationen

Wie funktioniert eigentlich das Wasser-Abwasser-System in einem Flugzeug? Das fragt sich wohl jeder einmal, der in 10.000 Metern Höhe bei 800 Stundenkilometern die Toilette nutzt oder sich die Hände wäscht.

Hannah Hoppen, Masterstudentin Flugzeugbau an der HAW Hamburg weiß die Antwort, denn sie ist dabei, im Rahmen ihrer Abschlussarbeit so ein System funktionsgetreu im Labor für Kabine und Kabinensysteme im Hamburg Centre of Aviation Training HCAT nachzubauen. Wissenschaftliche Mitarbeiter und Studenten haben zehn Kabinen-Versuchsstände zu unterschiedlichen Projekten aufgebaut, vieles davon im lebensechten Maßstab 1:1.

„Zunächst war ich von der Informationsfülle überfordert. Ich wusste zwar, wie das Gesamtsystem aussehen wird, aber es gab so viele Lücken, die ich nicht füllen konnte“, sagt Hoppen. „Ich hatte das Gefühl, gar kein Land zu sehen. Wenn man sich dann durchbeißt und alles systematisch aufarbeitet, kommt man dahinter. Das ist ein stetiger Entwicklungsprozess. Am Anfang geht es ganz langsam, und dann läuft es immer schneller und besser.“ Jetzt erklärt die 25-Jährige routiniert die Abläufe, spricht über Prüfkörber, Druckdifferenzen und Vakuumsysteme. Die eigenverantwortliche praktische Projektarbeit hat auch positive Auswirkungen auf Souveränität und Selbstvertrauen. Das hat Kommilitone Menke Peters ebenfalls erlebt. Er hat an seinem Versuchsstand, einem Kabinensegment (Mock-up) eines Airbus A320 das Kabinenmanagementsystem eingerichtet und dabei viele Probleme gelöst.

Das System ist eine Art Schaltzentrale für die gesamte Elektrik in der Kabine – ein Computernetzwerk mit zentralem Steuerrechner. Angesteuert werden die Beleuchtung für Seiten- und Deckenverkleidung und die Passenger Service Unit, PSU, über den Sitzen mit Leseleuchten und Ruftasten für die Flugbegleiter. Auch Anzeigeschilder für „Rauchverbot“ und „Bitte anschnallen“ sowie ein Lautsprecher für Durchsagen sind hier untergebracht.

„Ich habe im Rahmen meiner Masterarbeit die Pläne entwickelt und die Bauteile ausgewählt. Seit Oktober bin ich damit beschäftigt, das System zusammenzubauen, Kabel zu verlegen, Bleche zu bohren und Bauteile zu montieren“, sagt Peters. „Das ist etwas ganz anderes, als Zeichnungen am Rechner zu erstellen.“ Entwerfe man zum Beispiel in einem CAD-Programm einen kleinen Halter, könne man schnell mal die Dimension verlieren. „Umfang und Detailreichtum haben mich überrascht. Man muss auf so viele kleine Sachen achten. Bis dahin, dass die Kappen der Stecker nicht passen.“

„Hier an den Versuchsständen kann man Sachen ausprobieren, die nicht immer gleich auf den ersten Blick vielversprechend sein müssen, weil wir nicht von der Produktion abhängig sind“, sagt Hoppen. Sie hat schon neue Ideen für die lauten Toiletten in Flugzeugen. „Wir könnten uns überlegen, das System umzubauen oder neue Komponenten integrieren, damit sie leiser werden.“

Mit den neuen Versuchsständen im HCAT erhalten die Studierenden hervorragende Studienbedingungen und aktuelle Forschungsmöglichkeiten. Wie praxistauglich die Ausbildung an der HAW bereits ist, zeigt der Erfolg von René Waldheuer und Bengt Brötzmann. Die beiden Flugzeugbaustudenten erhielten 2013 den Crystal Cabin Award, den einzigen internationalen Preis für Innovationen im Bereich der Flugzeugkabine, für ihr „Big Lavatory Concept“ (BigLavC). Durch eine neue diagonale Positionierung der Toilette schaffen sie mehr Platz im Waschraum.