Till Brönner trifft auf Sergei Nakariakov

Till Brönner wird oft unterstellt, dass er nur noch „gefälligen Rotwein-Jazz“ spiele. Zuletzt hat er seinen Kritikern das Gegenteil bewiesen. Seine letzte Platte, schlicht „Till Brönner“ betitelt, wurde hoch gelobt, weil Brönner es geschafft hat, entspannten und groovenden Jazz auf hohem Niveau zu spielen, wie er in den 60er- und 70er-Jahren auf dem amerikanischen CTI-Label veröffentlicht wurde. Der schwarze Trompeter Freddie Hubbard und der Gitarrist George Benson zählten damals zu den herausragenden Könnern bei CTI. Brönner ist ein Fan dieser Musik, auf seinem Album covert er unter anderem Hubbards „Gibraltar“ und Dave Grusins „Three Days Of The Condor“. Auf seinem Album zeigt sich der in Berlin lebende Trompeter als reifer, souveräner Instrumentalist und Bandleader.

Brönner sucht die Auseinandersetzung mit anderen Musikern

Till Brönner gehört auch zu den Musikern, die es wagen, die ausgetretenen Wege zu verlassen. Das hat er getan, als er sich auch als Sänger versucht hat, was ihm nicht unbedingt Beifall eingebracht hat. Sehr positive Resonanz dagegen hat er für ein Projekt bekommen, bei dem er sich mit dem russischen Trompeter und Flügelhornisten Sergei Nakariakov zusammengetan hat. Auch das ist eine wichtige Facette in Brönners Arbeit: Er sucht die Auseinandersetzung mit anderen Musikern. Hier begibt er sich auf neues Terrain, denn Nakariakov kommt aus der Klassik.

Der Russe, 1977 in Nischni Nowgorod geboren, galt einige Jahre als Wunderkind, denn er betrat bereits im Alter von zwölf Jahren die internationale Szene. Als „Paganini der Trompete“ wurde Nakariakov wegen seiner großen Virtuosität bezeichnet. Er selbst versteht darunter nicht die Geschwindigkeit, mit der er die Töne aus seinem Instrument herausfeuert, sondern den Grad der Beherrschung des Instruments. Eine Auffassung, die er im Übrigen mit Till Brönner teilt, denn der zählt auch nicht zu den Schnellspielern. Nakariakov wird für seinen melancholischen Ton gerühmt, zieht das Flügelhorn der Trompete vor, weil er die Klangfarbe besonders schätzt.

Am 11. Dezember spielen Brönner und Nakariakov mit drei weiteren Musikern in der Laeiszhalle ein Programm, das vom Barock bis in die Gegenwart reicht. Neben einer Komposition von Johann Sebastian Bach wird das Quintett eigens arrangierte Werke spielen, die aus dem amerikanischen und brasilianischen Jazz und dem argentinischen Tango stammen. Stücke von George Gershwin gehören zu diesem Repertoire ebenso wie Nummern von Egberto Gismonti, Astor Piazzolla und des französischen Bandoneon-Spielers und Komponisten Richard Galliano.

„Wir kommen aus unterschiedlichen Welten, aber sind nicht weit voneinander entfernt“, sagt Brönner über das Crossover-Projekt. Zusammen mit den beiden Trompetern werden der New Yorker Pianist Gil Goldstein, Brönners langjähriger Begleiter Dieter Ilg am Bass und der Cellist Stephan Braun in Hamburg dabei sein. Im vergangenen Sommer setzten Brönner und Nakariakov beim Schleswig-Holstein Musik Festival Glanzlichter. Die erhofft sich das Publikum auch von ihrem Hamburger Gastspiel.

Till Brönner & Sergei Nakariakov 11.12., 20.00, Laeiszhalle. Karten von 29,50 bis 73,50 unter T. 4132260