Bei Vivaldis „Juditha triumphans“ tritt eine ganze Riege illustrer Sängerinnen auf

Vivaldi? Das ist doch der mit den endlosen Sechzehntelläufen? Immer noch hängt dem Komponisten das Klischee an, er habe nähmaschinenlangweilige Barockmusik geschrieben. Ottavio Dantone und seine Accademia Bizantina treten im Januar wieder mal den Beweis des Gegenteils an, wenn sie mit Vivaldis „Juditha triumphans“ in die Laeiszhalle kommen. Das Stück firmiert als Oratorium, aber ist es angesichts von so viel Sex and Crime nicht vielmehr eine Oper im Schafspelz? Die junge Witwe Juditha lebt in der Stadt Bethulien, die von assyrischen Truppen belagert wird. Sie fleht bei dem Feldherrn Holofernes um Gnade. Dieser verliebt sich in sie, sie gibt zum Schein nach und folgt seiner Einladung zum Gelage – um dem Betrunkenen kurzerhand den Kopf abzuschneiden.

Vivaldis dramatische Meisterschaft zeigt sich in der Subtilität der Darstellung. In der Arie „Veni, veni me sequere“ etwa schildert er das Herzklopfen Judithas beim Betreten des feindlichen Lagers und stellt ihr ein Chalumeau zur Seite, einen Vorläufer der Klarinette von betörender Zartheit. Weil Vivaldi das Stück für die Schülerinnen eines venezianischen Mädcheninternats komponiert hat, sind sämtliche Rollen für weibliche Stimmen besetzt. Mit Sonia Prina, Delphine Galou, Karina Gauvin, Yetzabel Arias Fernandez und Milena Storti wird aus dem Abend ein wahres Sängerfest. Pardon, Sängerinnenfest.

Accademia Bizantina, Ottavio Dantone 29.1.14, 20.00, Laeiszhalle. Karten zu 9,- bis 35,-unter T. 44 19 21 92 oder www.ndrticketshop.de