Stefan Geiger und das NDR Sinfonieorchester präsentieren auf Kampnagel den Monumentalfilm von 1925

Eine gewaltige Seeschlacht. Mit rauchenden Kanonen und brennenden Galeeren, aus der Scharen von Menschen in höchster Todesangst ins Wasser springen. Ein Wagenrennen, mit halsbrecherischen Stunts und atemberaubenden Kamerafahrten. Gigantische Massenszenen. Und, natürlich, eine herzerwärmende Liebesgeschichte. Fred Niblos Historiendrama „Ben Hur“ hat alles, was ein packender Film braucht. Das ist, im wahrsten Sinne, großes Kino.

Die Produktion aus dem Jahr 1925 gilt als erster Monumentalfilm der Geschichte und lässt die bekanntere, mit zwölf Oscars prämierte „Ben Hur“-Version von 1957 mitunter ganz schön alt beziehungsweise brav aussehen. Kein Wunder, dass die Firma MGM versucht hat, beim Erscheinen des zweiten Films alle Kopien des ersten zu entsorgen. Aber das ist glücklicherweise nicht gelungen. Niblos cineastisches Meisterwerk über das Schicksal des fiktiven jüdischen Prinzen Judah Ben Hur hat überlebt und bis heute nichts von seiner Faszination verloren.

Am letzten Novemberwochenende präsentiert der NDR den Filmklassiker auf Kampnagel, eingebettet in den Breitwandsound des Amerikaners Carl Davis. „In seiner Filmmusik zu ,Ben Hur‘ schöpft Davis aus dem Vollen“, sagt Stefan Geiger, der das NDR Sinfonieorchester in den beiden Konzerten dirigiert. „Mit einer üppigen Besetzung – darunter alleine sechs Schlagwerker und eine Orgel – gelingt es ihm, den Film emotional zu tragen. Er hat den verschiedenen Figuren jeweils ein Motiv zugeordnet, das sie charakterisiert und begleitet.“

Mitunter spiegelt der Komponist sogar kleine Gesten der Schauspieler mit einer entsprechenden musikalischen Geste. Solche Details wirken natürlich nur bei einer perfekten Koordination zwischen Stummfilm und Live-Orchester. Eine anspruchsvolle Aufgabe für den Dirigenten, wie Stefan Geiger bestätigt: „In der Partitur steht über den Noten die komplette Handlung, wie bei einem Storyboard. Da die Orchestermusiker bei der Aufführung mit dem Rücken zur Leinwand sitzen, liegt die Verantwortung bei mir. Wenn der Ablauf gut getimt ist, entstehen Glücksmomente, die wir in der klassischen Musik sonst nicht so kennen: Ganz direkte, spontane Reaktionen auf das Erlebte, weil das Publikum mit allen Sinnen in der Geschichte gefangen ist. Das ist ja das Schöne an solchen Aufführungen, dass wir noch eine zusätzliche Ebene dazubekommen!“

Geiger weiß, wovon er spricht. Der Dirigent – er ist zugleich Soloposaunist des NDR Sinfonieorchesters – hat schon mehrere Filmmusikkonzerte mit seinen Kollegen auf Kampnagel geleitet. Aber die zwei Abende mit „Ben Hur“ sind schon noch etwas Besonderes. „Das ist einfach ein unglaublicher Film. Bei den beiden großen Actionszenen – dem legendären Wagenrennen, aber auch bei der Seeschlacht im ersten Teil – raubt es mir den Atem. Ich frage mich, wie es überhaupt möglich war, so etwas vor knapp 90 Jahren zu drehen. Abgesehen davon bin ich jedes Mal wieder begeistert, wie fein der Regisseur Fred Niblo das Spannungsgefüge der Protagonisten abbildet.“

„Ben Hur“ 29. und 30.11., jeweils 20.00, Kampnagel. Tickets zu 23,50 unter T. 44192192 oder www.ndrticketshop.de