Sie haben es sicher gelesen: Die Universität Hamburg hat für angehende Lehrerinnen und Lehrer 105 zusätzliche Studienplätze geschaffen. Es ging um Lehramtsstudierende, die eine Beschäftigung im Schuldienst nur bekommen können, wenn sie zusätzlich einen Master-Abschluss erworben haben. Und weil es verboten ist, nur den 89 Bewerbern und Bewerberinnen, die Absolventen unserer Universität sind, einen solchen Masterstudienplatz zu geben (obwohl die Kosten dafür die Stadt trägt), haben wir alle Bewerber und Bewerberinnen, die die Voraussetzungen erfüllt haben, zugelassen. Für die Öffentlichkeit ist das völlig unverständlich. Zu Recht.

Zunächst: Es ist nicht einzusehen, warum ein Lehrer oder eine Lehrerin zwei Studiengänge und zusätzlich eine Praxisausbildungsphase hinter sich bringen muss. Dieses ist die Folge der Bologna-Abschlüsse, denen sich Deutschland blind angeschlossen hat und die dazu geführt haben, dass etliche Bundesländer, darunter auch Hamburg, für die Lehrerausbildung kein Staatsexamen mehr vorsehen, sondern die gestufte Ausbildung des Bachelor-Master-Systems. Auf diese Weise ist der Übergang aus dem Bachelor in den Master nicht selbstverständlich, sondern notenabhängig. Im Resultat bedeutet das, dass es Absolventen eines Lehramts-Bachelor-Studienganges gibt, die mit diesem Abschluss nichts anfangen können, weil er nicht zum Schuldienst berechtigt. Obwohl die Universität mit dem Staat die Verabredung traf, dass Bachelor-Absolventen der Universität Hamburg eine Übernahmegarantie in einen Masterstudiengang bekommen, sind der Politik aus rechtlichen Gründen die Hände gebunden.

Das Problem liegt also woanders, nämlich in der Kultusministerkonferenz (KMK). Deren Pflicht wird es sein, dafür zu sorgen, dass insbesondere in Lehramtsstudiengängen niemand zurückgelassen wird. Viele Ungereimtheiten des Bologna-Prozesses zeitigen jetzt Stück für Stück ihre Folgen. Dabei wäre die Lösung ganz einfach: achtsemestrige Studiengänge für die Lehramtsstudenten, mit welcher Abschlussbezeichnung auch immer.

Erfreulich, dass die Wissenschaftssenatorin dieses Problem überregional zur Geltung bringt. Aber erst wenn auch die anderen Bundesländer erkennen, dass sie mit ihrer formalistischen Befolgung des Bologna-Rahmens junge Menschen ohne Perspektive in Sackgassen laufen lassen, erst dann gibt es Licht am Ende eines Tunnels, für den die wunderschöne Stadt Bologna ihren Namen hergeben musste. Wir warten – zunehmend ungeduldig.

Univ.-Prof. Dr. Dieter Lenzen ist Präsident der Universität Hamburg