Anekdoten, Döntjes, Sprüche und Kuriositäten aus der Geschichte der Pinneberger Zeitung und ihrer Heimatregion

Kreis Pinneberg. Was haben einstürzende Neubauten mit Brathähnchen zu tun? Gibt es einen Unterschied zwischen einem Hotel und einem Bordell? Was macht der dicke Hund auf dem Teppich? Diese und viele andere Themen sind ganz einfach auf einen Nenner zu bringen: Sie stehen sämtlich im Zusammenhang mit Geschichte und Geschichten aus dem Kreis Pinneberg, die in der Abendblatt-Regionalausgabe Pinneberg (früher: Pinneberger Zeitung) erschienen sind oder sich im Umfeld der Redaktion abspielten.

Jetzt bloß nicht der Reihe nach, sondern lieber schön kunterbunt durcheinander – wie das Leben so spielte in den vergangenen gut vier Jahrzehnten seit Erscheinen der ersten Pinneberg-Ausgabe. Der dicke Hund auf dem Teppich war eine Promenadenmischung namens Paul, bestehend aus Berner Sennhund und Rottweiler. Das Viech lag meistens dösend auf dem Teppichboden in der Redaktion, während sich sein Frauchen um die Fotobearbeitung kümmerte. Paul brachte nicht nur Tierhaar-Allergiker zum Heulen und Husten, er stank manchmal auch gewaltig vor sich hin, bis er Hausverbot bekam und im Auto auf Frauchen warten musste.

Ein tierisches Thema beschäftigte in den 80er-Jahren auch die Halstenbeker Kommunalpolitik. In einer Gemeinderatssitzung ging es um die Ausweisung von Öko-Wiesen und Vogelschutzzonen auf dem von der Gemeinde erworbenen See und dem Ufergelände. Die Forderungen von Umweltaktivisten brachte den damaligen Bürgermeister Gerhard Flomm erst auf die Palme und dann zu der denkwürdigen Erkenntnis: „Wir können am Krupunder See nicht jedes Brathähnchen schützen!“

Schutz vor andersartigen Belästigungen verlangten erboste Bürger in Rellingen. Es ging um einen gastronomischen Betrieb mit besonderem Service. In der lautstarken Fragestunde der Gemeindevertretung hakte der damalige Bürgervorsteher Otto Stummer nach: „Handelt es sich um ein Hotel?“ – „Ein Bordell!“, verbesserte der Sprecher der Anwohner. Stummer murmelte, gerade noch vernehmlich: „Das hatte ich gar nicht zu hoffen gewagt.“

Im Laufe des Bestehens der Pinneberger Redaktion des Abendblatts gab es vier Umzüge, ohne dass es zu wesentlichen Beeinträchtigungen der Bausubstanz kam. Anfangs war das Redaktionsbüro in einer Mietwohnung des Waschbetonblocks an der Einmündung Elmshorner Straße/Hochstraße untergebracht. Von dort ging es zur Dingstätte in einen Backsteinbau. Ein paar Jahre später wurde es auch dort zu eng. Die Redaktion der seit 1976 täglich außer sonntags erscheinenden „Beilage“ fand in der ersten Etage an der Bismarckstraße ihr neues Domizil. Unten war ein Sparmarkt, nebenan im ersten Stock ein China-Restaurant, sodass die Versorgung mit Lebensmitteln und Getränken nie zum Problem wurde.

Ein Neubau an der Schauenburgerstraße war nächster Stützpunkt mit reichlich Platz im ersten Stockwerk und einem Restaurant im Erdgeschoss, das später als Geldwaschanlage enttarnt und geschlossen wurde. Neben dem Redaktionsgebäude ratterte die Deutsche Bahn. Dies führte zuerst zu Verwacklungen bei der Bildbearbeitung wegen Vibrationen im Gebäude, dann gab es auch noch Probleme mit den Spannungsfeldern aus der elektrischen Oberleitung, die den Redaktionscomputer zeitweise außer Kraft setzten.

„Nix wie weg hier“, hieß es zuletzt 1999. Da wechselte die Redaktion samt Anzeigenabteilung in die erste Etage des ehemaligen Karstadt-Warenhauses. Das Gebäude am Lindenplatz im Herzen der Fußgängerzone war zuvor komplett umgebaut worden. Hier ist die Regionalausgabe noch heute ansässig.

So standfest wie die Redaktionsgebäude waren manche kommunalen Konstruktionen nicht. Ja, natürlich, jetzt kommt der zweifache Einsturz des Halstenbeker Knick-Eies. Jene halb im Boden versenkte Sporthalle mit der gläsernen Kuppel wurde für die Baumschulgemeinde zum Millionengrab und verhalf ihr zu einem bundesweiten negativen Bekanntheitsgrad. Das Desaster endete bekanntlich mit dem Verscharren der Reste des Knick-Eies und einem konventionellen Sporthallen-Neubau auf den Trümmern der Ruine.

Erfahrungen mit einem einstürzenden Neubau hat allerdings auch die Gemeinde Ellerbek. Diese Kleinkommune am Rande Hamburgs, von den Ortspolitikern wegen der guten finanziellen Situation und ihrer beschaulichen Lage als Insel des Glücks bezeichnet, war Schauplatz eines betrüblichen Zusammenbruchs. Einen Tag vor dem Richtfest fiel die tragende Konstruktion des Holzbinder-Skeletts der neuen kommunalen Tennishalle wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Hinzu kam, dass die Halle ohne Baugenehmigung als Schwarzbau errichtet wurde. Der damalige Bürgermeister Hans-Theodor Schadendorf musste dafür Bußgeld zahlen. Immerhin: Die Halle wurde fertiggebaut und steht noch heute.

Straßenverkehr war auch ein Thema bei Hans-Hermann-Kath. Der Pinneberger Verwaltungschef sprach gern von der „normativen Kraft des Faktischen“. Dazu zählten auch Frostschäden auf der Datumer Chaussee, die wohl aus Kostengründen jahrelang nicht beseitigt wurden. Die Verbindung nach Waldenau war stellenweise nur im Schritttempo zu befahren. Kath bewertete die Schlaglöcher als eine neue Form der anderswo gewünschten Verkehrsberuhigung und hatte somit ein weiteres Beispiel für die normative Kraft des Faktischen gefunden.

Lassen wir diese Rückschau auf originelle Ereignisse der vergangenen Jahrzehnte mit einem Beitrag des Halstenbeker Gemeindevertreters Herwart Straub, FDP, ausklingen. Straub brachte es 1991 sogar zu einer Eintragung im „Spiegel“. In der Schmunzelrubrik Hohlspiegel wurde seine Äußerung zur Diskussion um den Posten einer Gleichstellungsbeauftragten aus der Pinneberger Zeitung wiedergegeben: „So eine Verwaltungsstelle wird auf ewig und drei Tage eingerichtet. Wir laufen Gefahr, dass die Position der Frauenbeauftragten noch besteht, wenn es längst keine Frauen mehr gibt!“ Na, wenn das keine liberale Weitsicht war …