Pinneberger Bauwerk sorgt zuverlässig für Schlagzeilen – und das seit mehr als 40 Jahren

Pinneberg. Auf der Suche nach eindrucksvollen historischen Bauwerken in Pinneberg steht gewiss die Drostei an erster Stelle. Doch es müssen nicht immer Klassiker sein, die der ansonsten mit erbaulicher Bausubstanz nicht gerade reich gesegneten Kreisstadt zu Aufmerksamkeit verhelfen. Als prägend für das Stadtbild erweist sich auch die Hochbrücke. Eine Verkehrsverbindung, die bei aller Kritik an zu viel Beton neben ihrer Funktion auch über einen gewissen architektonischen Charme verfügt.

Die erst vor wenigen Wochen nach dem früheren Bürgermeister Hans-Hermann Kath benannte Riesenspange ist mit der feierlichen Eröffnung am 1. August 1969 sogar noch ein paar Jahre älter als die Pinneberger Abendblatt-Regionalausgabe. Zeitung und Hochbrücke – so wurde die vierspurige Verbindung zwischen der Friedrich-Ebert-Straße und der Saarlandstraße jahrzehntelang bezeichnet – das war seit Erscheinen der ersten Pinneberg-Ausgabe eine beständige Partnerschaft. Denn die Ereignisse rund um die Brücke sorgten für einen kontinuierlichen Nachrichtenfluss – vom alltäglichen Verkehrsunfall bis hin zu einem spektakulären Brandanschlag.

Sogar die Eröffnung konnte mit einem kleinen Kniff noch nachgeholt werden. Im Jahre 2000 wurde die Verleihung der Stadtrechte an Pinneberg vor 125 Jahren gefeiert. In einer Serie über Meilensteine der städtischen Entwicklung kam auch die Hochbrücke zu Ehren.

Spätestens seitdem wissen auch Nachgeborene, dass das erste Fahrzeug auf der nagelneuen Piste ein Kinderwagen war. Bürgervorsteher Lorenz Mungard schob darin den neun Monate alten Oliver Kohse über die Hochbrücke. Vor 13 Jahren stellte sich Kohse noch einmal den Lesern mit damals 31 Jahren vor. Was seitdem aus dem Medizintechnik-Studenten geworden ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.

Die Hochbrücke war 1969 die heißersehnte Entlastung für den völlig überlasteten beschrankten Bahnübergang am Rübekamp. Auf der damals schon stark befahrenen Schienenverbindung zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein bildeten sich bei jedem Zugverkehr Staus an den Schranken, die teilweise bis ins Stadtzentrum zurückreichten.

Da war die Hochbrücke schon eine geniale Lösung. Mit einer Länge von 1000 Metern, einschließlich der Auf- und Abfahrtsrampen brachte das Bauwerk der Stadt die erhoffte Verkehrsentlastung. Dass inzwischen eine Umgehungsstraße kurz vorm Baustart steht, um auch die Hochbrücke wiederum zu entlasten, ist eine andere Geschichte.

Der vom Bremer Ingenieurbüro Robert Kögel entworfene Halbbogen überquert nicht nur die Bahntrasse, sondern auch die Pinnau und die Mühlenau. Um die Sicherheit des Bauwerks und dessen Belastbarkeit zu testen, rollten vor der Einweihung ein paar Bundeswehr-Panzer über die Fahrbahnen.

Standfest erwies sich die Hochstraße auch 1984. Jugendliche hatten unter der Brücke gezündelt. Die Hitzeentwicklung war so groß, dass Teile eines Betonpfeilers abplatzten. Bis fest stand, dass die Tragfähigkeit nicht beeinträchtigt war, wurde der Verkehr mehrere Tage lang über Thesdorf umgeleitet. Dies führte damals zu einem beträchtlichen Verkehrschaos.

Einen wahrhaft tierischen Belastungstest der besonderen Art gab es in den 70er-Jahren für die Brücke. Eine Elefantenherde vom Zirkus Kroen marschierte auf dem Weg vom damaligen Güterbahnhof zum Manegenzelt auf dem Marktplatz über die Fahrbahn.

Die Baukosten für die von Bund. Land und Stadt gemeinsam finanzierte Brücke betrugen 1969 gerade einmal zehn Millionen Mark. Aus heutiger Sicht ein Schnäppchen. Schon eine aufwendige Sanierung von Kappen, Fahrbahnen und Unterbau belief sich in den 90er-Jahren auf sieben Millionen Mark.