Unterwegs mit der Britten-Norman Islander der Ostfriesischen Flugdienst GmbH von Bremerhaven zur Hochseeinsel. Bei dichtem Nebel übernimmt der Dampfer die Fracht

Helgoland/Bremerhaven. Kennen Sie die am weitesten abgelegene Gemeinde im Kreis Pinneberg? Nein, es ist nicht Langeln, und auch Osterhorn wäre falsch. Helgoland heißt der exklusive Außenseiter. Die einzige Hochseeinsel Deutschlands gehört zum Kreis Pinneberg und ist, in Luftlinie gemessen, 138 Kilometer von der Kreisstadt Pinneberg entfernt. Doch auch auf dem roten Felsen in der Nordsee wird das Hamburger Abendblatt gelesen. Damit die Zeitung inklusive der Regionalausgabe Pinneberg die Leser erreicht, ist ein beträchtlicher Aufwand erforderlich. Zu Lande, in der Luft und zu Wasser werden die Abendblätter transportiert, damit sie zuverlässig bei den Lesern auf der Ferieninsel ankommen. Die Pinneberger Redaktion hat die Tour begleitet.

Es ist kurz nach sieben Uhr morgens und noch dunkel, als der Reporter auf dem kleinen Regionalflughafen Bremerhaven eintrifft. Ist das Abendblatt schon da? „Klar“, sagt Bodenstewardess Kathrin Meyerhoff. Sie ist bei der Ostfriesischen Flugdienst GmbH (OFD) für die Abfertigung der Passagiere und der Luftfracht zuständig. Seit sechs Uhr liegen die aktuellen Ausgaben gut verpackt im Flughafengebäude bereit. In der Nacht waren die Zeitungen gegen 23.30 Uhr von der Druckerei in Ahrensburg per Transport zum Bremerhavener Pressevertrieb Nolte und von dort zum Flugplatz befördert worden. Laut Flugplan soll die aktuelle Zeitung mit weiterer Fracht und neun Passagieren um 7.25 Uhr in Richtung Helgoland starten: Doch das Wetter macht der OFD einen Strich durch die Rechnung. Dichter Nebel auf dem Inselflugplatz Helgoland-Düne verhindert zunächst den Abflug.

Kathrin Meyerhoff ist nicht aus der Ruhe zu bringen. Sie bietet den Passagieren die Umbuchung auf einen späteren Flug oder die Fahrt mit der Fähre von Cuxhaven aus an. Der „Dampfer“ der Reederei Cassen Eils ist auch der „Plan B“ für den Abendblatt-Vertrieb. Wenn die Flugzeuge nicht starten oder beispielsweise wegen Seenebels auf Helgoland-Düne nicht landen können, werden die Zeitungen mit dem Kleintransporter nach Cuxhaven gebracht. Von dort geht es dann um 10.30 Uhr auf dem Seeweg nach Helgoland.

Doch so weit kommt es nicht an diesem herbstlichen neblig-grauen Mittwoch. Gegen 9 Uhr heißt es: Wir können gegen 10.10 Uhr starten. „Plan B“ bleibt in der Schublade. Kathrin Meyerhoff und Abfertiger Finn Wiechmann bringen zunächst die Fracht an Bord der Britten-Norman Islander. Islander (sprich: Eiländer) heißt auf Deutsch Insulaner. Das passt, denn die zweimotorigen Propellermaschinen sind für den Inseldienst der OFD bestens geeignet. Die Flugzeuge können auch extrem kurze Landebahnen, wie auf Helgoland und auf den ostfriesischen Inseln, bei kräftigem Wind sicher anfliegen. Die OFD hat fünf dieser fliegenden Kraftmeier sowie weitere kleinere Flugzeuge für den Linien- und Charterdienst sowie für Rundflüge im Einsatz. Nach Helgoland geht es mehrmals täglich von Emden, Bremerhaven und Heide-Büsum aus.

Flugkapitän Dirk Lamz gibt Vollgas, und nach rund 300 Metern hebt die Islander von der Piste in Bremerhaven ab. Der Flug nach Helgoland verläuft bei schlechter Sicht dank guter Radarführung bestens. Über Helgoland reißt die Wolkendecke auf. Nach einer steilen Einflugkurve setzt Lamz bei heftigem Seitenwind die Maschine sicher auf. Nur ein halbe Stunde lang war die Islander unterwegs.

Am Flugplatz Düne, auf dem Helgoländer Sandkasten-Eiland, steht schon das Inseltaxi bereit. Mit Fluggästen und der Fracht, darunter die aktuelle Abendblatt-Regionalausgabe, geht es zum kleinen Fähranleger. Nach ein paar Minuten kommt die „Dampfer-Börte“. Kein offenes Boot wie sonst beim Ausbooten, sondern ein flotter Katamaran. Die Besatzung packt nicht nur die Passagiere beim Gang an Bord. Denen geht’s noch besser als den Zeitungspacken: Die werden von Mann zu Mann geworfen und sicher aufgefangen. Auf dem Weg zum Anleger Landungsbrücke fingert sich ein Börtemann trotz heftigen Seegangs das Abendblatt aus der Packung und beginnt zu lesen. Ahoi! Der ist aber scharf auf die neuesten Nachrichten.

Am Hafen warten schon Fahrer mit Elektrokarren, um die Zeitungspacken in Empfang zu nehmen. Die Kioske und Geschäfte, in denen es das Abendblatt im Einzelverkauf gibt, werden direkt beliefert.

Für die Abonnenten ist Peter Meinhardt zuständig. Das Verteilen der aktuellen Ausgabe an die Leser übernimmt in dieser Woche Michelle Hübers. Die 13-jährige Schülerin vertritt in den Ferien ihre Freundin Pauline, die sich sonst um die Tour auf dem Oberland kümmert. Michelle hat einen Verteilerplan dabei. „Aber die meisten Adressen weiß ich auswendig“, sagt die Helgoländer Deern und steckt ein Abendblatt bei ihrer Lehrerin in den Briefkasten.

Für die Abonnenten und Käufer des Abendblatts gibt es in der Regionalausgabe beruhigende Nachrichten. „Hier wird am Donnerstag geblitzt“ lautet die Schlagzeile auf Seite eins. Beim Blitzmarathon gegen rasende Autofahrer haben die Helgoländer nichts zu befürchten. Auf der Insel ist jeglicher privater Autoverkehr verboten.