Was jedes Jahr passiert und dann doch immerwieder neu für uns ist

Harburg. Wir leben mit unseren Gewohnheiten, aber die Gewohnheiten prägen auch unser Leben. Denn was wäre Harburg ohne sein Schützenfest mit dem großen Umzug und dem Vogelschießen auf dem Schwarzenberg, in das auch die Technische Universität längst einbezogen wird.

Was wäre Luhmühlen ohne seine internationalen Vielseitigkeits-Turniere und die Spannung, wenn ein Fehler oder eine Zeitstrafe entscheidend sein können. Was wäre Tostedt ohne seinen Flohmarkt, dem größten in Norddeutschland, mit Verkaufsständen auf Kilometern.

Das alles sind Ereignisse, die wir seit Jahrzehnten kennen, die wir zu beurteilen wissen und über die wir doch jedes Jahr wieder das Neueste wissen wollen. Genau dieses Interesse ist es, das das Leben spannend macht.

Beim Klassiker der Faschingssaison, dem Stöckter Faslam am Wochenende vor Rosenmontag, erkennen sich selbst Nachbarn manchmal nicht wieder. Dagegen kennt man sich nur zu genau beim ältesten und größten Hamburger Fußballturnier. Denn zum Harburg-Pokal treten stets 32 Mannschaften aus Stadt und Kreis an, die sich auf ihre kommende Saison vorbereiten. Die Rivalität ist groß, jeder will gewinnen. Vor allem gegen einen Nachbarverein, der sonst in einer ganz anderen Liga spielt. Aber beim Harburg-Pokal kann man eben auch die mal schlagen.

Nicht zu vergessen: Der fast tägliche Weg zu Fuß durch die Lüneburger Straße mit Geschäften, die man seit Jahrzehnten kennt und überraschenden, neuen Namen. Die Fahrt mit der S-Bahn über die Elbbrücken hinweg mit dem Blick auf die Schiffe in einem Welthafen. Nicht zuletzt der Besuch mit den Kindern im Tierpark Schwarze Berge.

Ach ja, die Außenmühle. Ein bisschen wie Hamburgs Alster. Aber schneller zugefroren. Wer ist dort nicht als Kind Schlittschuh gelaufen. Heute beaufsichtigen viele von uns den Nachwuchs, dem es genauso schwer fällt, sich auf den Beinen zu halten. 65 Jahre: Das regt zum Nachdenken an. Darüber, was selbstverständlich erscheint und was Tradition bedeutet. Sie macht es uns leichter, uns zu Hause zu fühlen.