Der Ahrensburger und Ex-Kreispräsident Hubert Priemel erinnert sich an seine Zeit als Zusteller. Von seinem Lohn leistete er sich Kinokarten

Die Zeitung war für mich und meine Familie überlebenswichtig.“ Hubert Priemel, Stormarns ehemaliger Kreispräsident, kann sich noch gut an seinen ersten Kontakt mit dem Jubiläumsblatt erinnern. Es war 1949, drei Jahre nachdem er mit seinen Eltern aus Westpreußen nach Norddeutschland kam. „Mein Vater hatte zu dieser Zeit keine Arbeit, also musste ich neben der Schule noch etwas dazuverdienen.“ Der damals 13-jährige Hubert wird Austräger der Ahrensburger Zeitung, die seit September 2008 Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn heißt und ihr Einzugsgebiet erheblich erweitert hat.

„Ich habe damals zuerst die Zeitungspakete an die sieben Ahrensburger Verkaufsstellen geliefert. Danach bin ich mit dem Rad noch meine eigene Tour gefahren: Beimoorweg, Tiergarten und Bünningstedter Straße.“ Keine kurze Strecke für einen Jungen seines Alters. „Ich musste mich abstrampeln. Aber wir brauchten das Geld.“ Blieben ein paar Mark über, durfte Hubert sich einen Wunsch erfüllen. „Ich habe so lange gespart, bis es für einen Kinobesuch gereicht hat. Das war für mich damals das Allerschönste.“

Bald feiert Hubert Priemel seinen 77. Geburtstag. Noch immer ist er fast jeden Tag mit dem Fahrrad unterwegs – und noch immer liest er gern „seine“ Zeitung. „Es gehört für mich dazu, mich täglich zu informieren. Wer Teil dieser Welt ist, sollte auch wissen, was in ihr vorgeht.“ Doch nicht nur als Leser blieb der Kontakt zum Blatt in den vergangenen Jahrzehnten bestehen. Als engagierter Mensch sorgte Priemel selbst regelmäßig für Schlagzeilen. 1957 gründete er mit seinem langjährigen politischen Wegbegleiter, dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten Michael von Schmude, die Junge Union in Ahrensburg. Neun Jahre später – zwischenzeitlich machte er beruflich Karriere bei einer Krankenkasse – wurde er CDU-Stadtverordneter, dann Kreistagsabgeordneter. Von 1974 bis 1998 bekleidete Priemel das Amt des Kreispräsidenten Stormarns.

„Das war eine unglaublich ereignisreiche Zeit. Für mich sehr erfüllend. Ich durfte viele interessante Menschen kennenlernen, die ich ohne diese Arbeit niemals getroffen hätte.“ Hubert Priemel erzählt gern von der Vergangenheit. Er ist stolz auf seinen politischen Werdegang und auf die Dinge, die er während seiner aktiven Zeit ins Rollen gebracht hat. 1980 bekam Hubert Priemel das Bundesverdienstkreuz am Bande, 1990 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Doch auf diesen Lorbeeren ruht sich der Ahrensburger nicht aus. „Ich bin in Rente, seit ich 60 bin. Doch das heißt nicht, dass ich seitdem die Füße hochlege.“ Ganz im Gegenteil. Hubert Priemel ist heute mehr unterwegs als jemals zuvor. „Endlich habe ich Zeit, neben der Politik meiner zweiten Leidenschaft zu frönen: dem Reisen.“

Vor 25 Jahren rief er das Union Reiseteam ins Leben, und bis heute ist er dessen ehrenamtlicher Geschäftsführer. „Ich habe fünf langjährige, erfahrene Mitarbeiter, auf die ich mich verlassen kann. Wir organisieren Tagesausfahrten, aber auch Reisen rund um die Erdkugel.“ Priemel hat in den vergangenen 25 Jahren die halbe Welt gesehen. Besonders liebt er Griechenland, aber auch die baltischen Staaten. „Wunderschön war eine Reise, die wir 2012 organisiert haben: Wir waren in Usbekistan und haben die Seidenstraße erkundet.“ Man könnte annehmen, Hubert Priemel ziehe es ständig in die weite Welt hinaus. Das tut es auch. Aber er kommt immer wieder gern zurück. In sein Ahrensburg. Schließlich hat er hier genug zu tun. Als Kreisvorsitzender der Seniorenunion zum Beispiel. Oder als fünffacher Großvater. Oder als Ehemann von Karla, die er bei seinem Engagement für die Jugendarbeit der katholischen Kirche kennengelernt hat und mit der er seit 51 Jahre verheiratet ist. „Ohne die immerwährende Unterstützung meiner Frau könnte ich all diese Sachen gar nicht machen. Das war schon immer so.“ Dann stimmt also auch bei dem Priemelschen Paar der Spruch mit der starken Frau, die immer hinter einem erfolgreichen Mann steht.

Mit seiner Karla, die als Bankkauffrau gearbeitet hat, tauscht Hubert Priemel sich täglich über die Neuigkeiten aus, die in der Zeitung stehen. Auf einen Artikel hätten sie aber beide am liebsten verzichtet: den über den Weihnachtsbaumbrand in ihrem Wohnzimmer. Im Januar 2010 fing der schon ziemlich vertrocknete Baum Feuer. Hubert und Karla Priemel versuchten die Flammen zu löschen, zogen sich teils schwere Verletzungen zu. Doch es hätte schlimmer ausgehen können. „Wir sind dankbar, dass wir noch am Leben sind. Und vielleicht noch ein bisschen demütiger dem Leben gegenüber, als wir es vorher schon waren.“

Heute steht auf ihrem Wohnzimmertisch ein großer, aus Holz geschnitzter Engel, den Hubert Priemel von einer seiner Reisen mitgebracht hat. „Der passt jetzt auf uns auf.“ Das 65. Jubiläum des Abendblattes fällt in die liebste Jahreszeit des Ehepaares: Im Herbst radeln die beiden durch die Stadt und übers Land. „Besonders reizen uns Ausflüge in den Park von Schloss Tremsbüttel. Wenn die Bäume sich verfärben, ist der Japanische Garten eine Augenweide“, schwärmt das Paar. Aber auch durch Ahrensburg fahren beide regelmäßig. „So sehen wir mit eigenen Augen, welche Entwicklungen vor unserer Haustür stattfinden. Wir haben zum Beispiel die Entstehung der Neubaugebiete quasi auf Schritt und Tritt begleitet.“ Ahrensburg ist gewachsen. Und wächst weiter. „Ich finde das gut“, sagt der Ex-Kreispräsident, der gern in der größten Stadt Stormarns lebt und über die er noch viel Gutes im Hamburger Abendblatt lesen möchte.

Was er der Zeitung zum Geburtstag wünscht? „Dass es weiterhin immer Mitarbeiter gibt, die ihren jeweiligen Bereich objektiv und sachgerecht bearbeiten.“ Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Und dass das Abendblatt, wenn es einmal in mein Alter kommt, noch genau so aktiv und lebendig ist, wie ich mich fühle.“