... auf dem Griffbrett: Yutaka Sado dirigiert Bernstein, Prokofjew und das Violinkonzert von Strawinsky

„Nach Geige stinken“ solle sein Violinkonzert, hatte sich Igor Strawinsky vorgenommen. Weshalb er, selbst kein Geiger von Profession, anfangs zögerte, den Auftrag des Schott-Verlags anzunehmen. Erst als dieser ihm den Violinvirtuosen Samuel Dushkin als Ratgeber zuführte, machte sich der Russe 1931 in Nizza an die Arbeit. Schon im Herbst des Jahres dirigierte er das Werk, mit seinem Gewährsmann als Solisten, im Berliner Rundfunk.

In Hamburg tritt nun Roland Greutter, seit 1982 Ester Konzertmeister des NDR Sinfonieorchesters, als Treuhänder des kniffligen Konzerts in den Ring und stellt sich der besonderen Herausforderung, als Solist mit dem eigenen Orchester zu spielen.

Mit den Satzüberschriften Toccata, Aria I und II, Capriccio verweist Strawinsky auf barocke Charaktere und Bewegungsarten, die er mittels Taktwechsel und metrischer Bocksprünge, Doppelgriff-Akrobatik und schräger Harmonien ins 20. Jahrhundert verrückt. Wie eine Insel voll süßer Lieder ragt das mittlere Satzpaar aus dem virtuosen Sturm der Rahmenteile. Die vegetativen Impulse des Werks inspirierten den Choreografen George Balanchine 1940 sogar zu einer Ballettversion. Auch wenn Greutter keinen Podiumstanz aufführen wird – allein schon der edle Ton seiner Montagnana-Violine dürfte das Konzert von unfeinen Gerüchen und falschen Bewegungen freihalten.

Mit Spannung erwarteter Gast am Dirigierpult ist der Japaner Yutaka Sado, Chef des Orchestre des Concerts Lamoureux in Paris. Seit er 1988 als Assistent Leonard Bernsteins mit dem Orchester des SHMF durch die Lande zog, steht er weltweit in bestem Ruf. Das Motto des Programms – „Romeo und Julia in New York“ – entspringt den orchestralen Tanzvisionen um der Liebe Lust und Leid, die Strawinskys „Violinkonzert in D“ umrahmen: den Sinfonischen Tänzen aus Bernsteins unverwüstlichem Musical „West Side Story“ und einer Blütenlese aus den Suiten, die Sergej Prokofjew seinem vieraktigen Ballett „Romeo und Julia“ entlehnte. Kreislaufstimulierend ist das Programm allemal.

„Romeo und Julia in New York“ 17.10., 20.00, 20.10., 11.00, Laeiszhalle. Karten zu 10,- bis 46,- unter T.44192192 oder www.ndrticketshop.de