Mit einem Fest für den Pianisten Menahem Pressler begehen die Kammermusikfreunde auch ihren Aufbruch

Der Name ist unfehlbar hanseatisch. Und er trifft. In den mehr als 90 Jahren ihres Bestehens hat die Hamburgische Vereinigung von Freunden der Kammermusik auf ihre nobel-stille Weise örtliche Musikgeschichte geschrieben. Eine Perlenkette illustrer Duos, Trios, vor allem aber Streichquartette haben die Herren, sämtlich ehrenamtliche und kenntnisreiche Überzeugungstäter, an die Alster geholt, seit das Busch-Quartett 1922 den „I. Abend“ bestritt, damals noch im Hotel Atlantic. Namen wie Juilliard String Quartet, Alban Berg Quartett und Belcea Quartet zeugen nicht nur vom hohen Niveau der Reihe. Sie bilden ein Jahrhundert musikalischen Bewusstseins ab mit stilistischen Entwicklungen und veränderten Rezeptionsweisen.

Dass mit den Umwälzungen des Hörerverhaltens sinkende Abonnentenzahlen einhergehen, das erleben auch die Kammermusikfreunde, wie sie sich zungenschonend abkürzen. „Wir öffnen uns der Zukunft behutsam, aber offensiv und zielstrebig“, sagt Ludwig Hartmann, seit dem vergangenen Jahr Vorsitzender des Vereins – übrigens in all den Jahren erst der fünfte seiner Art. Neue Konzertformate und neue Orte sollen Platz im Programm finden.

Wer würde dieses Miteinander von Kontinuität und Aufbruch besser verkörpern als Menahem Pressler? Dieser Weltbürger und Ausnahmepianist ist nur ein Jahr jünger als der Verein und doch in seinen Gedanken und seinem Musizieren von einer Frische, deren Zauber sich niemand entziehen kann. Viele Dutzend Male war er allein mit seinem Beaux Arts Trio zu Gast, jenem wohl berühmtesten Klaviertrio aller Zeiten, dessen wechselnde Besetzungen sich nicht nur der unvergleichlich langen Karriere des Spiritus rector verdanken, sondern zweifellos auch dessen Dickschädel.

Zum bevorstehenden 90. Geburtstag des Pianisten gibt der Verein nun „Ein Fest für Menahem Pressler“. Mitte November bitten Hartmann und seine Mitstreiter zu einem Nachmittag mit Musik und Gesprächen mit dem Jubilar. Natürlich wird sich Pressler auch selbst ans Klavier setzen. Am Abend dann geht es weiter mit einem „richtigen“ Kammerkonzert. Das Emerson String Quartet, den Kammermusikfreunden ebenfalls seit Jahrzehnten verbunden, spielt Streichquartette von Haydn und Beethoven. Und den beschwingten Schluss machen Pressler und die vier Streicher mit Dvoráks Klavierquintett.

Und wer bis dahin nicht auf Kammermusik verzichten will, kommt bei den beiden ersten Abokonzerten auf seine Kosten: Mitte Oktober eröffnen das Asasello Quartett und die Pianistin Edna Stern die Saison, eine Woche später gastiert das Sitkovetsky Piano Trio.

Asasello Quartett, Edna Stern 18.10., 20.00, Karten zu 13,- bis 36,-

Sitkovetsky Piano Trio 26.10., 19.30, Karten zu 13,- bis 36,-

„Ein Fest für Menahem Pressler“ 15.11. 17.00 Musik und Gespräche, Eintritt 15,- 20.00 Kammerkonzert, Karten zu 22,- bis 48,-

Alle Veranstaltungen in der Laeiszhalle (Kleiner Saal). Karten erhältlich unter T.35766666; Infos zu den folgenden Konzerten der Saison unter www.kammermusikfreunde.de