„Pink Martini“ lädt zum musikalischen Weltcocktail

Die 1980er- und 90er-Jahre waren die Hochphase der Loungemusik. Die Sampler von Café del Mar florierten, Bands wie De Phazz verströmten mit einer Mischung aus Elektronik, Smooth Jazz und lateinamerikanischem Flair Leichtigkeit, zu denen Arbeitsbienen, denen die Überstunden bis zum Hals standen, bei ein paar gepflegten Drinks in runtergekühlten Bars „chillten“. Kritiker nannten das Easy Listening, ein Begriff, der leichtes, entspanntes Zuhören suggerierte, zuweilen allerdings auch als unterkomplex („Fahrstuhlmusik“) wahrgenommen wurde.

In diesem Umfeld entstand 1994 in Oregon, Portland, die Band Pink Martini, die am 8. Oktober in der Laeiszhalle gastiert. Doch anders als manche eher eindimensionale Vertreter des Genres, ist diese Truppe eine echte Weltbürgercombo aus gestandenen Musikern. Mastermind Thomas M. Lauderale, ein asiatisches Adoptivkind mit schwarzen und persischen Brüdern, hat einen Harvardabschluss und eine Ausbildung als klassischer Pianist vorzuweisen. Während seiner Studien traf er auf die Sängerin China Forbes, Tochter einer schwarzen Mutter und eines franko-schottischen Vaters.

Bald schrieb man gemeinsam erste Folksongs. Mit den entspannten Jazz-Rhythmen, einer flotten Version von Klassikern wie „Que sera sera“ und Exotik in „Brazil“ auf dem Debütalbum „Sympathique“ (1997) landete das um diverse Instrumentalisten, ein ganzes Streichorchester samt Harfe, erweiterte Duo einen Hit in Frankreich. Seither hat die Band zwei weitere Alben vorgelegt. Im September erscheint mit „Get Happy“ das neunte Werk. Der Name ist Programm, Frohsinn ist das Gefühl der Stunde. Und die Band setzt auf das bewährte Konzept, sich weder bei der Sprache der Songs, die von Italienisch über Japanisch bis Kroatisch reicht, noch beim musikalischen Konzept festzulegen. Coverversionen bekannter Schlagerhits stehen da neben Eigenkompositionen.

Sängerin Storm Large, die sich das Mikrofon mit China Forbes teilt, bewegt sich stimmsicher auf jedem musikalischen Parkett. Mit dem französischen Chanson-Erneuerer Philippe Katerine singt sie „Je ne t’aime plus“, der Folk-Exzentriker Rufus Wainwright ist auf „Kitty Come Home“ mit The von Trapps zu hören und singt den Titelsong mit Forbes im Duett, und die im vergangenen Jahr verstorbene Schauspielerin Phyllis Diller ist mit ihrer letzten Aufnahme „Smile“ verewigt. Das Klangspektrum ist ein Fest für Kosmopoliten und reicht von Bossa Nova über Jazz bis zu Elektronik und Folk.

Pink Martini ist ein besonders farbiger Cocktail, und bekömmlich ist er obendrein.

Pink Martini 8.10., 20.00, Laeiszhalle. Karten zu 27,- bis 47,- unter T. 413 22 60 oder 30 30 98 98