Richard Wagners Wanderjahre beim „Bunkerrauschen“

Mit seiner Reihe „Bunkerrauschen“ hat der Hamburger Dirigent, Cembalist und Komponist Michael Petermann den Medienbunker an der Feldstraße schon seit Langem als Spielort für originelle Musikprogramme etabliert. Seit Petermann im April 2013 zum Direktor des Hamburger Konservatoriums wurde, kooperieren nun die Bildungsstätte für den Musikernachwuchs und die Spielstätte für musikalische Freidenker.

Auf dem Programm des ersten gemeinsamen „Bunkerrauschen“-Konzertes steht ein Abend rund um die Paris-Erlebnisse des jungen Richard Wagner. Glaubt man Wagners späterer Selbstdarstellung in seiner Biografie „Mein Leben“, müssen die Jahre in Paris, in denen sich das verkannte Genie mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten musste, eine endlose Kette von Demütigungen gewesen sein. Von „innerlichst vorbereitetem Ekel“ berichtet der Gekränkte in seiner Autobiografie. Wagners Verdikt über Paris blieb nicht ohne Folgen: Einer seiner größten Verehrer, Adolf Hitler, gab 1944, wohl auch inspiriert vom Abscheu seines Idols, den ausdrücklichen Befehl, die Seine-Metropole in ein „Trümmerfeld“ zu verwandeln.

Ganz so schlimm, wie Wagner die Jahre 1839 bis 1842 später schilderte, können sie aber wohl doch nicht gewesen sein. Das zumindest legt der Musikwissenschaftler Ulrich Tadday nahe, der den Wagner-Abend im Bunker konzipiert hat. Im unmittelbaren Kontakt und Wettstreit mit Größen dieses Faches wie Heinrich Heine lief Wagner als Musikkritiker zu Hochform auf.

„Die musikalischen und schriftstellerischen Erzeugnisse aus Wagners Pariser Zeit sind zwar aus der Not geboren“, so schreibt der Musikforscher. „Jedoch – man hört es ihnen nicht an. Im Gegenteil, die Feuilletons in Heinescher Manier zählen mit zu dem Besten, was Wagner je geschrieben hat, und seine Lieder – darunter das Karnevalslied, das ,tollste aller Lieder‘ – verdienen es, als musikalische Kleinodien zu Gehör gebracht zu werden.“

Um die Wahrheit über die Exiljahre zurechtzurücken, bringen Stephanie Henke (Sopran), der Tenor Clemens-C. Löschmann und der Pianist Peter Knaak Wagners Pariser Werke nun auf die Bühne im alten Bunker.

„Das tollste aller Lieder“ – Mit Richard Wagner in Paris 21.9., 18.00, und 22.9., 16.00, Medienbunker. Karten zu 22,- unter T.23517445 und unter www.bunkerrauschen.de