Die Konventionen der akademischen Kunst hatte Ernst Barlach während seiner Ausbildung in Dresden im Übermaß kennengelernt, deshalb suchte er bei seinem Paris-Aufenthalt 1895 nach ganz anderen Motiven und Ausdrucksformen. Er besuchte die Randbezirke der Metropole, sah sich die Rückseiten der glänzenden Boulevards an und interessierte sich für diejenigen, die am Rand der Gesellschaft standen: die Armen, die Clochards oder die müden Droschkenkutscher. Damals entstand auch die mit 50 mal 31 Zentimetern für den Künstler recht großformatige Zeichnung „Pariser Hinterhof“, die das Ernst Barlach Haus vor einiger Zeit auf einer Auktion erwerben konnte. Gut möglich, dass sie den rückwärtigen Eingang zum Atelier des deutschen Zeichners, Bildhauers und Dichters in der Rue Alain Chartier zeigt, das Barlach auch in mehreren Innenraumskizzen gezeichnet hat. Im Œuvrekatalog von 1971 ist das bemerkenswerte Blatt noch nicht aufgeführt, dafür aber in dem jetzt erschienenen neuen Band, der in einer Expertenrunde am 29. September um 12 Uhr im Ernst Barlach Haus erstmals öffentlich vorgestellt wird. Weitere Zeichnungen mit Motiven, die Barlach bei seinen Streifzügen durch Paris, aber auch durch Dresden, Hamburg oder Florenz entdeckte, sind in der Ausstellung „Augenbeute – Barlachs Skizzenbücher“ noch bis zum 29. September zu sehen.

Augenbeute. Barlachs Skizzenbücher, bis 29.9., Ernst Barlach Haus, www.barlach-haus.de