Der junge kanadische Pianist Jan Lisiecki erhält den Leonard Bernstein Award 2013

Man hätte Jan Lisiecki nicht besser erfinden können. Der junge Pianist verkörpert alles, was der Jury des Leonard Bernstein Awards wichtig ist. Während bei Wettbewerben vor allem Perfektion und Akkuratesse zählen, würdigt der Leonard Bernstein Award vor allem Originalität und Individualität eines Künstlers. Querdenker und Grenzgänger ihres Fachs sind also willkommen, ganz im Geiste des großen Dirigenten und Festival-Mitbegründers.

Jan Lisiecki ist, man muss es wohl so sagen, ein Wunderkind. Kritiker bescheinigen dem jungen Mann mit der blonden Sturmfrisur und der unprätentiösen Ausstrahlung eine Reife, der alles Altkluge fehle. Lisiecki, 1995 als Sohn polnischer Eltern in Kanada geboren, debütierte mit neun Jahren mit großem Orchester und trat mit 13 Jahren in der Carnegie Hall auf. Seit 2011 studiert er an der Glenn Gould School of Music in Toronto.

Für sein Preisträgerkonzert mit dem Schleswig-Holstein Festival Orchester unter Lawrence Foster hat er sich Peter Ruzickas „Tallis. Einstrahlungen für großes Orchester“, Mozarts Klavierkonzert d-Moll KV 466 und Werke von Ravel ausgesucht. Mozart hat es ihm neben Chopin besonders angetan – das passt zu seinem Spiel. So durchdacht wie technisch souverän, gerät es bei aller Sanglichkeit nie ins Seichte. Die Deutsche Grammophon hat sich Lisiecki bereits per Exklusivvertrag gesichert. Er unterschrieb unter der Bedingung, als Erstes drei Mozart-Konzerte einspielen zu dürfen.

Auf Konzertreise geht er meist mit seiner Mutter und genießt es, bei 90 Konzerten im Jahr mehr von der Welt zu sehen als seine Altersgenossen. Privat hört er übrigens auch mal Pink Floyd oder Adele.

Lisiecki reiht sich ein in eine wahrhaft illustre Riege von Preisträgern. Zu seinen Vorgängern zählen etwa der Orgelvirtuose Cameron Carpenter, die Pianisten Kit Armstrong und Lang Lang sowie der Schlagzeuger Martin Grubinger. Stars sind sie geworden, allesamt. Aber den Preis bekamen sie vorher. Eine bessere Begabtenförderung als diese Würdigung – seit 2002 wird der mit 10.000 Euro dotierte Preis von der Sparkassen-Finanzgruppe gestiftet und jährlich vergeben – kann man sich nicht wünschen.

Preisträgerkonzert 16.8. Lübeck