Elena und Micael besuchen ein berufliches Gymnasium. Sie will eigenständig leben. Er schwört noch auf das Hotel Mama. Bei dem Wohnungsmangel eine bezahlbare Bleibe zu finden, ist sehr schwierig.

Lebensfinanzierung, Abitur und Wohnungssuche. Gar nicht so leicht, das alles zu bewältigen. Wir, Elena und Micael, sind zwei Oberstufenschüler eines beruflichen Gymnasiums, das auf Pädagogik und Psychologie spezialisiert ist. Hier ist es völlig normal, dass Schüler im Alter von 16 bis 27 Jahre in derselben Klasse lernen. Daher kommt es durchaus vor, dass einige Schülerinnen und Schüler nicht mehr zu Hause im behüteten Hotel Mama wohnen, sondern in einer eigenen Wohnung. Doch bevor man überhaupt alleine wohnen kann, kommt zum anstrengenden Schulalltag die langwierige und aufreibende Wohnungssuche in Hamburg dazu.

Bei dem aktuellen Wohnungsmangel eine bezahlbare Bleibe zu finden, das ist sowieso schon sehr schwierig. Es gibt viel zu viele Bewerber, nur wenige Wohnungen im Angebot, lange Schlangen bei den Besichtigungsterminen und meistens zu kleine Räumlichkeiten. Hinzu kommt, eine Kandidatin ohne festes Einkommen zu sein. Das ist der blanke Horror. Entweder hat man Glück und der Begriff Schüler lässt sich kurz erklären, oder man hat Pech, und Festangestellte sowie Auszubildende werden bei der Wohnungsvergabe bevorzugt. Die Suche zieht sich damit immer weiter in die Länge, kostet Energie, zerrt an den Nerven. Dass der Schulalltag unter dieser Unsicherheit leidet, ist wohl nur verständlich.

Wir beide sehen das Thema Wohnen unterschiedlich. Ich, Elena, 24, kann bestätigen, dass es wirklich sehr schwer ist, sich während einer Wohnungssuche voll und ganz auf das Abitur zu konzentrieren und dabei 100 Prozent Leistung zu zeigen. Meistens muss ich wochenlang im Voraus mit den Vermietern Kontakt aufnehmen, damit diese überhaupt auf mich aufmerksam werden. Wenn ich dann mal die Chance zu einer Wohnungsbesichtigung bekomme und als Schülerin eingeladen werde, dann stehen Schule und Unterricht bei mir nicht mehr an erster Stelle. All diese Termine, die man neben der Schule und dem Nebenjob wahrnehmen muss, belasten mich natürlich. Deshalb ist mein Alltag als Schülerin, die selbstständig für ihren Lebensunterhalt sorgen muss, nicht immer ganz einfach.

Im Gegensatz dazu stehe ich, Micael, 17, für all jene Schülerinnen und Schüler, die das Glück haben, noch im Elternhaus zu wohnen, wo ganz selbstverständlich die Wäsche gewaschen wird und die Rechnungen bezahlt werden und wo abends eine warme Mahlzeit auf dem Tisch steht. Ich weiß das sehr zu schätzen, denn gerade das ermöglicht mir einen reibungslosen Ablauf in der Schule. Ich denke, nur so habe ich die Chance, mich voll auf die Schule zu konzentrieren und gute Leistungen zu bringen. Natürlich bewundere ich meine Mitschülerin Elena für ihren Spagat zwischen Wohnungssuche, Finanzierung des Alltags und erfolgreichem Abitur. Nichtsdestotrotz bin ich glücklich, bis zum Ende meiner Schulzeit zu Hause leben zu dürfen und mir keinen Kopf machen zu müssen über Wohnungssuche, Mieterhöhungen und Nebenkosten. Danach steht mir bei unserem stressigen Schulalltag überhaupt nicht der Sinn.