Mehr als 2500 Veranstaltungen bieten für jeden Geschmack etwas. Religiöse Sinnsucher finden genauso interessante Angebote wie Digital Natives. Mit dabei sind Prominente aus Politik, Kirche und Gesellschaft

Für Weltbürger und Wähler

Seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima steht die Energiewende ganz oben auf der politischen Agenda. Ob der Einstieg in erneuerbare Energien tatsächlich ein Projekt für alle Menschen und Firmen in Deutschland ist, diskutieren Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) mit nationalen und internationalen Politikern und Wissenschaftlern, darunter Prof. Klaus Töpfer (Donnerstag, 2. Mai, Messehalle B 7, 15 bis 18 Uhr). Die Bühne am Rathausmarkt ist der Schauplatz für eine kontroverse Diskussionsrunde über "Sinn und Ohnmacht von Bundeswehreinsätzen" (Sonnabend, 4. Mai, 11 bis 13 Uhr). Mit dabei sind unter anderem Volker Beck (Grüne), der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann und Ruprecht Polenz (CDU).

Von nationaler und internationaler Brisanz ist das Thema Armut, deren Bekämpfung immer weder zum Gegenstand von politischen Utopien wird. Claudia Roth, Parteivorsitzende Bündnis 90/Grüne, denkt darüber gemeinsam mit Franziskanermönch Paulus Terwitte, dem Präsidenten der Nordkirchen-Synode, Andreas Tietze, und Professor Gerhard Wegner, Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD, nach (Donnerstag, 2. Mai, Bühne am Rathausmarkt, 14.30 bis 16 Uhr). Mehr noch: Unter dem Motto "Globale Schnäppchenjagd" widmet sich eine Expertenrunde mit Greenpeace-Meeresbiologin Iris Menn der Ausbeutung der Ozeane und den Grenzen des internationalen Fischfangs (Sonnabend, 4. Mai, Messehalle B 7, 11 bis 13 Uhr).

Für Digital Natives

Sie sind mit Wikis, E-Mails, Chats und dem Internet groß geworden - die Digital Natives. Den Gedankenaustausch zwischen jungen und älteren Mediennutzern sucht das Forum "Un-social Media? Gespräch zwischen Digital Natives und Digital Immigrants" am Freitag (3. Mai) auf der Bühne an den Magellan-Terrassen (14.30 bis 17 Uhr). Der anglikanische Bischof Nicholas Baines stellt sich dabei als ambitionierter Blogger vor. Mit ihm diskutieren Web-Experten aus Kirche und Wirtschaft sowie junge Internet-Nutzer. Welchen Einfluss das Internet auf demokratische Prozesse hat, lotet zudem die Veranstaltung "Wir sind das Internet. Teilhabe an der digitalen Gesellschaft" aus (Donnerstag, 2. Mai, 15 bis 18 Uhr; Kongresszentrum CCH, Marseiller Straße 2, Saal 3). Zu den Experten gehören Wissenschaftler, Blogger, Politiker, Kirchenleute und Web-Unternehmer.

Für interreligiös Interessierte

Viele Veranstaltungen widmen sich diesmal dem Dialog mit anderen Religionen und Kulturen. Zu einem kleinen Hamburger Religionsgipfel (Donnerstag, 2. Mai, 19 bis 21 Uhr) treffen sich in der Georgskirche (St. Georgs Kirchhof) Bischöfin Kirsten Fehrs, Weihbischof Hans-Jochen Jaschke sowie prominente Repräsentanten der jüdischen Gemeinde, der muslimischen Schura, Aleviten und der Buddhisten. Welche Relevanz der Glauben der Weltreligionen für die Gesellschaft hat, erörtern darüber hinaus am Sonnabend, 4. Mai, die Gäste auf dem Podium "Einigkeit und Recht und Vielfalt". Neben jüdischen und muslimischen Teilnehmern dürfte der US-amerikanische Religionssoziologe Peter L. Berger für volles Haus im Kongresszentrum CCH, Saal 1, Marseiller Straße 2, sorgen (15 bis 18 Uhr).

Für Bibelleser

Gleich morgens mit der Heiligen Schrift in den Kirchentag starten - das können die Besucher der traditionellen Bibelarbeiten. Eine Stunde lang legen prominente Persönlichkeiten und Experten einen Bibeltext aus. Am Donnerstag (2. Mai) zum Beispiel geht es in der Zeit von 9.30 bis 10.30 Uhr um das Thema Gerechtigkeit (Lk 18,1-8). Ihre Gedanken dazu äußern Nordkirchen-Landesbischof Gerhard Ulrich (im Mariendom, Am Mariendom 1), die EKD-Botschafterin für das Lutherjahr 2017, Margot Käßmann (Messehalle B 5), Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (Hauptkirche St. Jacobi, Jacobikirchhof 22), Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (Messehalle A 2) sowie der frühere EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber (Messehalle B 7). Am Freitag steht das Thema Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung im Mittelpunkt. Über einen Bibeltext aus dem Alten Testament, in dem es um das "Erlassjahr" geht, spricht die frühere Politikerin und heutige Umweltdirektorin bei Aida Cruises, Monika Griefahn (Kongresszentrum CCH, Marseiller Straße 2, Beginn; 9.30 Uhr).

Für Musikfreunde

Spätromantische Anklänge hat eine neue Oper, die Motive des Lebens von Dietrich Bonhoeffer verarbeitet und eine Hommage an den 1945 ermordeten NS-Widerständler ist. Das Auftragswerk des Kirchentages wird am Donnerstag (2. Mai) auf Kampnagel (Jarrestraße 20) ab 19.30 Uhr aufgeführt. Regie für die Oper mit dem Titel "Vom Ende der Unschuld" führt Kirsten Harms, ehemalige Intendantin der Deutschen Oper Berlin. Von ähnlicher Dramatik ist Benjamin Brittens "War Requiem", das in der Hauptkirche St. Petri (Bei der Petrikirche 2) ebenfalls am Donnerstag (20.30 Uhr) zur Aufführung gelangt. Akteure sind unter anderem die Boy Choristers of Coventry Cathedral mit Hamburger Sängern. Neben vielen Jazz-, Gospel- und Blues-Angeboten gibt es sogar die Möglichkeit, das "Requiem" von Mozart gemeinsam mit professionellen Akteuren mitzusingen (2. Mai, 20 Uhr, Messegelände Halle B 6).

Für Hamburg-Entdecker

Wer mehr über die Elbe und ihre wirtschaftliche Bedeutung für die Hansestadt erfahren will, sollte sich das Podiumsgespräch "Baggern für die Pötte" (Freitag, 3. Mai, 11 Uhr, Fischauktionshalle, Große Elbstraße 9) vormerken. Ex-Bundesminister und Stuttgart-21-Mediator Heiner Geißler (CDU) diskutiert mit Hans Aschermann, Amtsleiter in der Hamburger Wirtschaftsbehörde, sowie weiteren Experten. Die HafenCity als Prestigeobjekt der Stadtentwicklung und die urbane Zukunft stehen im Mittelpunkt der Open-Air-Diskussionsrunde auf der Bühne an den Magellan-Terrassen (Donnerstag, 2. Mai, 11 Uhr) mit Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der HafenCity-Geschäftsführung, sowie der Journalistin Birgit Müller ("Hinz&Kunzt"). Zum Thema Stadtentwicklung steht zudem Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Sonnabend, 4. Mai, in der Messehalle 2 Rede und Antwort (11 Uhr). Hamburg und die 2012 gegründete Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland lernen die Besucher noch besser auf dem Nordkirchenschiff kennen (z. B. Donnerstag, 2. Mai, 10.30 bis 22.30 Uhr, Pavillon der Nordkirche, Kleine Alster/Rathausmarkt).

Für Verliebte

Vielleicht finden einige Kirchentagsbesucher in Hamburg ihre große Liebe. "Liebe ist alles. Alles, was wir brauchen!" heißt es auf einer Veranstaltung in der Turnhalle des Friedrich-Ebert-Gymnasiums (Alter Postweg 30-38, Freitag, 3. Mai, 15 bis 17.30 Uhr). Sie wird von der Kulturbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland, Petra Bahr, und vom TV-Moderator und Kabarettisten Eckart von Hirschhausen gestaltet. Wer wissen will, was mit der Liebe geschieht, wenn die Paare älter werden, sollte das Forum mit den Paartherapeuten Hans Jellouschek und Bettina Jellouschek-Otto besuchen (Kongresszentrum CCH, Marseiller Straße 2, Donnerstag, 2. Mai, 14.30 bis 16 Uhr).

Für Wissenshungrige

Die Universität Hamburg präsentiert sich am Sonnabend, 4. Mai, unter dem Kirchentagsmotto "Soviel du brauchst" mit einem "Tag des Wissens" einem breiten Publikum. Im Hörsaal B, Hauptgebäude Edmund-Siemers-Allee 1, spricht der renommierte Klimaforscher und Meteorologe Professor Hartmut Graßl über "Optionen fairen Klimaschutzes und deren Kosten" (11 Uhr), während es ab 16 Uhr im Westflügel, Raum 221, um die Grundbedürfnisse des Menschen aus soziologischer, wirtschaftspolitischer und kultureller Perspektive geht. Weitere Veranstaltungen befassen sich auf dem Uni-Gelände mit Welternährung und Klimawandel, Gewaltprävention im Sport sowie dem Schutz der Privatsphäre in der Mediengesellschaft. Plurale Einblicke in die Welt der Religionen bietet das prominent besetzte Podium am Sonnabend im Hauptgebäude, Hörsaal B, Edmund-Siemers-Allee 1 (15 bis 18 Uhr). Der Hamburger Staatsrat Christoph Krupp berichtet dabei über den Staatsvertrag mit Muslimen und Aleviten in Hamburg, während Schulsenator Ties Rabe über den hanseatischen Weg des "Religionsunterrichts für alle" informiert. Die Veranstaltung moderiert Professor Wolfram Weiße von der Akademie der Weltreligionen.

Für spirituelle Sinnsucher

Wenn Benediktinerpater Anselm Grün in der Öffentlichkeit auftritt, füllt er ganze Säle. Ähnlich dürfte es auch am Freitag, 3. Mai, in der Harburger Dreifaltigkeitskirche, Neue Straße 44, werden. Dann nämlich lädt der prominente geistliche Autor um 17.30 Uhr zur Meditation "Segensworte, die meine Seele braucht" ein. Ob es evangelische Spiritualität gibt, wollen am Freitag, 3. Mai, im Musikpavillon von Planten un Blomen (11 bis 13 Uhr) nicht nur ein Kontemplationslehrer, sondern auch Frank-Walter Steinmeier, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag, sowie Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, beantworten.

Für Kinder

Im Kinder-Zentrum (Große Wallanlagen, Holstenwall) bauen die kleinen Kirchentagsgäste unter fachkundiger Anleitung von Zimmerleuten eine Kathedrale. In verschiedenen Bauhütten nimmt das Gotteshaus Gestalt an, können Fenster bemalt, Klagemauern beschriftet und Kerzen gezogen werden. Die feierliche Einweihung der Kinder-Kathedrale durch Bischöfin Kirsten Fehrs ist am Freitag, 3. Mai, vorgesehen (18 bis 19 Uhr, am Hamburg-Museum, Holstenwall).

Für Genießer

Ein absolutes "Muss" für jeden Hamburg-Gast ist der Turmbesuch im Hamburger Michel. "Genießen Sie den Blick vom Turm über Hafen und Stadt", empfehlen die Kirchentagsorganisatoren, zum Beispiel am Donnerstag, 2. Mai, in der Zeit von acht bis 21 Uhr (Englische Planke 1). Speisen und Getränke aus fairem und regionalem Handel bietet das Zeit-Café der Epiphanienkirche Winterhude (Großheidestraße 44, 10.30 bis 18 Uhr, Donnerstag bis Sonnabend). Und richtig abschalten können die Gäste nach all dem Veranstaltungsstress in einem Ruheraum im Kongresszentrum CCH (Marseiller Straße 2).