Symphoniker machen Schluss mit Strauss

Das Programm des 8. Symphoniekonzerts der Hamburger Symphoniker vollbringt das Kunststück eines Spagats in der Zeit. Es erscheint überfällig, und zugleich greift es den Dingen vor. Unter dem Motto "Schlussszenen" finden sich vier Werke des großen Münchners Richard Strauss, dessen 150. Geburtstag erst im kommenden Jahr in der Musikwelt begangen werden wird. Doch weil all diesen Schlussszenen eine etwa kinematografische Sonnenuntergangshaftigkeit innewohnt und Jeffrey Tate, der Chefdirigent der Symphoniker, ein besonderes inniges Verhältnis zu solchen musikalischen Momenten pflegt, war es eigentlich schon lange an der Zeit, diesen opulenten "Sunset Sound" einmal geballt zum Thema eines ganzen Konzertabends zu befördern.

Da Tate auch ein zu höchster Transparenz fähiger Operndirigent ist, lässt er sich die Chance nicht entgehen, in seinem Strauss-Programm auch die menschliche Stimme erklingen zu lassen. Im Finale aus Strauss' letzter Oper "Capriccio" wird der mittlerweile zu Strauss-Stärke herangewachsene Sopran der britischen Sängerin Susan Gritton als Gräfin Madeleine zu hören sein. Die letzten solistischen Töne aus dem Orchester gehören in "Capriccio" dem Horn, was elegant zum Hornkonzert Nr. 2 Es-Dur überleiten könnte. Es geht dieser Opernszene jedoch voraus.

Als Solist wurde der aus Kroatien stammende Radovan Vlatkovic verpflichtet. 1990 gab er seinen Posten als Solohornist beim DSO Berlin für eine Solokarriere auf. Inzwischen ist Vlatkovic Professor für Horn am Mozarteum und in Madrid, einer der Weltbesten auf seinem Instrument.

Weil auch letzte Dinge einen Anfang brauchen, beginnt der Abend mit der von Strauss selbst etwas ungefähr "Potpourri" genannten Ouvertüre zu seiner Oper "Die schweigsame Frau". Zum grandios-transzendenten Ausklang spielen die Symphoniker "Tod und Verklärung" Op. 24, das den Sonnenuntergang als musikalische Energieform endgültig auf Cinemascope-Format weitet. Haben zu Beginn die Holzbläser erste solistische Glanzmomente, erweitert sich das vielstimmige Orchestergespräch bald durch alle Orchestergruppen. "Tod und Verklärung", eine von Strauss' Tondichtungen noch aus dem 19. Jahrhundert, beschreibt das Sterben eines Künstlers.

Welche Bedeutung Strauss dem Ende einer Komposition gab und für wie geeignet er sich in dieser Disziplin hielt, sagte er eines Abends auf der Überfahrt in die USA der ihn begleitenden Sängerin Elisabeth Schumann: "Es ist schwer, Schlüsse zu schreiben. Beethoven und Wagner konnten es. Es können nur die Großen. Ich kann's auch."

Schlussszenen, 13./14.4., jew. 19.00, Laeiszhalle, Karten zu 8,- bis 42,- unter T. 44 02 98