Nigel Kennedy fusioniert Bach und Fats Waller in seinem aktuellen Programm

Manche halten den britischen Geiger Nigel Kennedy noch immer für einen Punk. Das mag an seiner seit Jahren standhaften Irokesenfrisur und seiner eigenwilligen Streetwear-Kostümierung liegen. Am 22. März erscheint wieder mal ein Album des Arbeitswütigen, diesmal mit dem zurückhaltenden Titel "Recital", Liederabend. Darauf huldigt der Teufelsgeiger seinen beiden Mentoren Yehudi Menuhin und Stéphane Grapelli. Menuhin unterrichtete ihn bereits im Alter von sieben Jahren, Grapelli wies ihn später in die verschlungenen Pfade der Jazz-Improvisation ein.

Auch mit 56 Jahren hasst Nigel Kennedy nichts so sehr wie die Wiederholung. Mit kindlicher Begeisterung stürzt er sich auf Neues, Unbekanntes, nimmt sich Freiheiten heraus, sucht nach Reibungen, versöhnt scheinbar Unvereinbares. Auch bei seinem Konzert am 21. April in der Laeiszhalle schickt er sich an, in einem neuen Experiment Barock und Jazz, Johann Sebastian Bach und Fats Waller zu fusionieren. Weiter auseinander können zwei Komponisten wohl kaum liegen, die sich in ein und demselben Programm wiederfinden.

Hier erweist sich Nigel Kennedy eher als Beatnic denn als Punk. Bach gehört ohnehin seine tief empfundene, ewige Liebe. "Bach ist für mich der ultimative Komponist. Die Musik hat einfach alles und ich spiele sie religiös, jeden Tag", sagt er. Fats Waller liege ihm seit der Kindheit im Blut. Er liebe das Amerikanische daran, diesen Klang der Freiheit, wie ihn auch Jack Kerouac in "On the Road" beschrieb.

Auf der Bühne wird Kennedy die eine Hälfte des Konzertes allein mit seiner Geige und Bach bestreiten. Keine Note wird er dabei umarrangieren. Das dürfte sein puristischstes Konzert werden, auf jeden Fall sein ruhigstes, so sagt er selbst. Wenn man natürlich von seinen stets gekonnt unbeholfenen Ansagen, in denen er seinen Zuhörern schon mal "A lot of shit" verspricht, absieht. Im zweiten Fats-Waller-Teil wird er von seiner Akustik-Band mit dem Gitarristen Jarek Smietana, dem Bassisten Yaron Stavi sowie dem Percussionisten Krzysztof Dziedzic verstärkt.

Der 1956 in Brighton geborene Kennedy, Spross einer Musikerfamilie, pflegt seinen Ruf als eigenwilliger Grenzgänger, der sich musikalisch genauso bei Klassikern wie Beethoven, Vivaldi und Bach wie bei Peter Gabriel, Jimi Hendrix oder The Doors zu Hause fühlt. Unsterblich wurde er mit seiner rekordverdächtigen, 1989 erschienenen Einspielung von Vivaldis "Vier Jahreszeiten", die bis heute als meistverkauftes Klassikalbum aller Zeiten gilt.

Nigel Kennedy: "Bach + Fats Waller" 21.4., 20.00, Laeiszhalle, Karten zu 47,- bis 84,- unter T. 413 22 60 oder 30 30 98 98