Eine spannende Verbindung: Michael Petermann wird Direktor am Konservatorium

Wer das Hamburger Konservatorium kennt, dürfte sich bei dieser Nachricht mehr als einmal Augen und Ohren reiben: Das Haus, das in einem Zweckbau im friedlichen Sülldorf professionell, freundlich und unaufgeregt eine Musikschule und eine Berufsausbildende Akademie betreibt, schließt sich mit einem der spannendsten Musiker zusammen, die die Hamburger Szene zu bieten hat: Im April tritt Michael Petermann die Nachfolge von Eberhard Müller-Arp als Direktor der Akademie an. Und - fast wirkt es wie eine Morgengabe - in Petermanns Räumen im Bunker an der Feldstraße, bislang der Reihe "Bunkerrauschen" vorbehalten, werden künftig Dozentenkonzerte und Konzertexamina, Seminare und Vorträge stattfinden.

"Die Fläche wird eine gute Stube für das Konservatorium in der Stadt", sagt Petermann. Mitten auf St. Pauli hat der Kirchenmusiker und Komponist, Dirigent und Kurator in Personalunion in den vergangenen Jahren aus eigener Kraft eine ebenso hochkarätige wie hochoriginelle Konzertreihe für Neues und Experimentelles etabliert. Überregionales Aufsehen hat er etwa mit seiner Klanginstallation "Blödes Orchester" erregt, für die er zwei Hundertschaften von Haushaltsgeräten dazu brachte, (fast) von allein zu spielen.

Unterschiedlicher geht es fast nicht. Was also bringt diese ungleichen Partner zusammen? "Michael Petermann kann nachwachsenden Generationen von Studierenden beibringen, wie man die Hörer an anspruchsvolle Musik heranführt", sagt Markus Menke, Leiter der Musikschule und Petermanns künftiger Ko-Direktor.

Damit rührt er an einen neuralgischen Punkt: Nur zögernd gestehen sich Musiker und Veranstalter ein, dass das bürgerliche Publikum, das selbstverständlich Konzerte besucht, ausstirbt. Aber was kommt dann? Was ist die Zukunft des klassischen Konzerts, wenn die Mehrzahl der Adressaten weder die äußeren Bräuche kennt noch ein gewisses Maß an Hörerfahrungen mitbringt? Wie muss die Ausbildung der Musiker verändert werden, damit sie sich auf einem immer enger werdenden Markt zu profilieren und maßgeschneiderte Programme zu verkaufen lernen? Es sind sehr grundsätzliche Überlegungen, die Eberhard Müller-Arp und Markus Menke umgetrieben haben. Und es spricht für ihre Weitsicht, dass sie auf einen eminent kreativen Kopf wie Petermann verfallen sind, um neue Konzepte zu entwickeln.

Der hat sich natürlich nicht um den Posten beworben. "Ich habe es immer für mich abgelehnt, in einer so hierarchischen Institution wie einer Musikhochschule zu arbeiten", sagt Petermann. Doch treibt ihn auch ein primär pädagogischer Impetus: "Das Konservatorium bildet ja nicht nur aus, sondern will in einer integrierten Form Menschen von zwei Jahren bis zum Lebensende den Umgang mit Musik ermöglichen. Ob Kinder zur Früherziehung kommen, Studenten ihren Beruf erlernen oder Menschen mittleren Alters oder nach dem Ende der Berufstätigkeit sagen, ich möchte mehr mit Musik zu tun haben, dieser übergreifende Ansatz reizt mich. Den habe ich in meinem bisherigen Berufsleben immer verfolgt."