Der Werkzyklus geht mit der Siebten Sinfonie weiter

Die Musikkritik in Wien hielt nicht viel von Anton Bruckner. Vor allem der mächtige und einflussreiche Eduard Hanslick brandmarkte Bruckner immer wieder als "Wagner-Epigonen". Bruckners 7. Sinfonie E-Dur diffamierte er als "unnatürlich, aufgeblasen, krankhaft und verderblich". Deshalb wurde das Werk nicht in Österreich, sondern in Leipzig vom Gewandhausorchester uraufgeführt. Dirigent war damals der erst 29 Jahre alte Arthur Nikisch, er brachte dem Publikum die Partitur in Werkeinführungen nahe und machte die Sinfonie zu einem riesigen Erfolg. Für Bruckner, der mit der Kritik bis dahin wenig Freude gehabt hatte, bedeutete das eine ungeahnte Anerkennung und eine reichlich späte dazu, denn der Komponist und Musikpädagoge war zu dem Zeitpunkt bereits 60 Jahre alt.

Bis heute ist die Siebente Bruckners meistgespieltes Werk, sie gilt mit ihren gewaltigen Orchesterblöcken als Meilenstein der Romantik. Die Philharmoniker Hamburg und ihre Generalmusikdirektorin Simone Young haben die Sinfonie auf das Programm ihres 10. Philharmonischen Konzerts gesetzt. Gleichzeitig wird das Konzert mitgeschnitten, denn seit 2006 spielen Young und ihr Orchester die Sinfonien Bruckners für das Label Oehms Classics ein. Ein Großteil dieser Aufnahmen ist bereits veröffentlicht worden, die Urfassung der 8. Sinfonie wurde von der Fachzeitschrift "Fono Forum" unter die besten Interpretationen des Werks gewählt, für ihre 4. Sinfonie wurden die Hamburger im Oktober 2012 beim Brucknerfest in Linz stürmisch gefeiert. Auf CD wurden bislang fünf Bruckner-Sinfonien in diesem Zyklus veröffentlicht.

Große Teile der Sinfonie schrieb Anton Bruckner in St. Florian in Oberösterreich, wo er lange als Organist tätig war. Gewidmet hat Bruckner die von tiefer Religiosität geprägte und klangprächtige Komposition König Ludwig II. von Bayern. Den zweiten Satz hat Bruckner unter dem Eindruck des Todes von Richard Wagner komponiert, der am 13. Februar 1883 starb. Dieses Adagio gehört zu den aufwühlendsten Trauermusiken des 19. Jahrhunderts. Bruckner muss den Tod Wagners vorausgeahnt haben. Ein paar Wochen zuvor schrieb er an den Dirigenten Felix Mottl: "Einmal kam ich nach Hause und war ganz traurig; ich dachte mir, lange kann der Meister nicht mehr leben. Dabei fiel mir das Cis-Moll-Adagio ein."

Beim Konzert der Philharmoniker wird Bruckners monumentales Werk von der Serenade für Tenor, Horn und Streicher op. 31 flankiert, die Benjamin Britten im Jahr 1943 für den Hornisten Dennis Brain und seinen Lebensgefährten, den Sänger Peter Pears, geschrieben hat. Die Serenade besteht aus acht Teilen, Prolog und Epilog werden ausschließlich vom Horn gespielt. Für die sechs Gesangsparts wählte Britten Gedichte britischer Dichter aus, die sich allesamt mit dem Thema der Nacht beschäftigen. Unter anderem vertonte er ein Sonett von John Keats, ein Nocturne von Alfred Lord Tennyson und eine Elegie von William Blake.

Als Solisten hat Simone Young den australischen Tenor Steve Davislim für Brittens Werk engagiert. Der erfahrene Sänger, der schon an den wichtigsten Opernhäusern der Welt aufgetreten ist, hat in Hamburg unter anderem im "Barbier von Sevilla" und in "Eugen Onegin" gesungen und mit Young zwei CDs mit Werken von Britten und Liedern von Richard Strauß aufgenommen. Das Horn wird Bernd Künkele spielen, seit 1992 Solohornist bei den Philharmonikern.

10. Philharmonisches Konzert 23.6., 11.00, 24.6., 20.00, Laeiszhalle, Karten von 9 bis 44 Euro unter T. 35 68 68