... verkörpern “Seven Angels“ in der Opera stabile

Zufall oder Fügung? Sieben junge Sängerinnen und Sänger zählt das Internationale Opernstudio, die Nachwuchsschmiede der Staatsoper Hamburg. Ebenso viele Engel lässt der junge englische Komponist Luke Bedford in seiner Kammeroper "Seven Angels" vom Himmel in eine öde Gegend stürzen, die sie als verdorrten Garten Eden deuten. Im Juni 2011 brachte die Opera Group das Stück in Birmingham heraus. Anschließend schwebten die gefallenen Engel nach Cardiff, Glasgow, Brighton, Oxford, London und in die Grafschaft Suffolk.

Da die Singrollen der "Engeloper" just so schön mit den Stimmfächern der gegenwärtigen Absolventen des Studios harmonieren, kommt Hamburg im Juni in den Genuss ihrer deutschen Erstaufführung: eine Eigenproduktion des Opernstudios, das seit 2006 jeweils gegen Ende der Spielzeit eine Barockoper oder ein zeitgenössisches Bühnenwerk in der Opera stabile zeigt.

Luke Bedford, 1978 in der Grafschaft Berkshire geboren, studierte Komposition am Royal College of Music und erwarb den Magister artium an der Royal Academy of Music. Einen frühen Erfolg erzielte er mit seinem Kammerzyklus "Five Abstracts", den die London Sinfonietta 2001 uraufführte. Den eigentlichen Durchbruch brachte ihm das Orchesterwerk "Rode of Darkness": ein Auftrag der BBC, den das Hallé Orchestra unter Mark Elder im Januar 2004 in Manchester aus der Taufe hob. Der Werktitel verweist auf John Miltons Versepos "Paradise Lost". Viel Zuspruch fand auch ein Liederzyklus mit altfranzösischen und altitalienischen Texten, den die London Sinfonietta 2006 in ihr Tourneeprogramm aufnahm. Toptitel unter diversen Auszeichnungen, die ihm zuteil wurden, ist der Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung (2012).

Seine 90-minütige Debütoper nennt Bedford "eine ökologische Parabel". Das Libretto lieferte ihm der erfahrene Stückeschreiber und Drehbuchautor Glyn Maxwell. Inspirationsquelle ist abermals Miltons Versepos "Paradise Lost", das in kühnen allegorischen Bildern Gottes Schöpfung und den Sündenfall des Menschen beschwört. Um sich in der fremden Welt zu orten, um herauszufinden, wer sie sind und wo sie sind, erfinden sich die Engel eine Geschichte. So wird jeder der sieben nicht nur zum Erzähler, sondern auch zu einer Figur. Da gibt es einen König und eine Königin, einen verhätschelten Prinzen und dessen weise Wärterin. Die Pracht des königlichen Gartens weckt die Begehrlichkeit darbender Nachbarreiche und ihrer Gesandten. Der Staatshaushalt schrumpft, der Garten hält dem Raubbau nicht stand. Die Geschichte zerbröselt, zurück bleiben sieben gefallene Engel. Fünf entheben sich der leidigen Welt, zwei aber weigern sich, die Erzählung loszulassen.

"Da die Engel viel erzählen, habe ich versucht, eine sprechende Musik zu schreiben", erklärt der Komponist. "Sie muss in die Erzählmomente hineinfließen und wieder heraus." Taktfreie Stellen räumen den Sängern gewisse rhythmische Freiheiten ein. Zwölf Spieler begleiten die sieben Engel. Vier Bratschen, Kontrabass und Kontrafagott geben der Oper ein dunkelfarbenes Kolorit, das den Sturz der Himmlischen auf die wüste Erde atmosphärisch einfängt. Steel drums, Tamtam, Becken, Peitsche und Löwengebrüll spiegeln die satanischen Kräfte der (Umwelt-)Zerstörung.

Regisseur der Engelvisite ist Heiko Hentschel, seit 2004 Spielleiter an der Staatsoper. Die musikalische Verantwortung für den Abend trägt Alexander Winterson, der Leiter des Internationalen Opernstudios. Hans Richter sorgt für die Bühnenausstattung und die Kostüme.

"Seven Angels" 21.6., 20.00, Opera stabile (Premiere). Karten zu 18,- unter T. 35 68 68. Weitere Aufführungen am 22., 25., 26. 28. und 30.6.