Thomas Kemming ist verantwortlich für das Priva-9te Banking bei Merck Finck & Co. Mit ihm sprach Christian Euler über Anlage-Millionen und die Wünsche wohlhabender Kunden.

Hamburger Abendblatt:

Herr Kemming, wie viel Geld muss ich mitbringen, um zum erlauchten Kreis Ihrer Private Banking-Kunden zu zählen?

Thomas Kemming:

500 000 Euro sind die Untergrenze, ab der es sich für beide Seiten lohnt. Bei geringer Komplexität oder wenn eine geringere Beratungsintensität gewünscht ist, kann die Summe auch darunter liegen.

Wenn jemand mit seinem Vermögen neu zu Ihnen kommt, wie gehen Sie dann vor?

Der Weg zum Glück heißt bei uns Financial Planning. Erst wenn der Berater alle Vermögenswerte, die Herkunft des Kunden und seine Ziele durch und durch verstanden hat, kann er einen guten Rat erteilen. Oder anders ausgedrückt: Wenn ein neuer Kunde zu unserem Berater kommt und fragt, was er mit einer Million anstellen soll, muss der Berater antworten: Keine Ahnung, ich kenne Sie ja noch gar nicht!

Mit welchen Problemen und Wünschen kommt man zu Ihnen?

Im Grunde ist der Konflikt immer der gleiche: Ich möchte Sicherheit. Alle Anlageformen aber, die ich im Kopf als „sicher“ abgespeichert habe, verdienen weniger, als die Inflation vernichtet. Da muss eine andere Definition für sichere Anlagen her.

Wie schlagen Sie den Spagat zwischen Kapitalerhalt und Renditesteigerung?

Durch einen ausgefeilten Investmentprozess, in dem wir stark auf die Renditechancen von Aktien setzen. Diverse Sicherungsmaßnahmen gewährleisten gleichzeitig, dass unsere Vermögensverwaltung bei einer Abwärtsbewegung des Marktes automatisch den Fuß vom Gas nimmt.

Wie stark wird Ihr Private Banking-Geschäft von Skandalen wie der Manipulation des Libor durch Großbanken beeinflusst?

Wenn es in einer geordneten Welt zu so etwas wie dem Libor-Skandal kommt, ist das eine Tragödie. Der Private-Banking-Kunde kann da aber durchaus differenzieren und beschränkt seinen Zorn auf diejenigen, die sich da öffentlich hervortun.

Welchen Mehrwert bietet Private Banking heute überhaupt noch gegenüber dem „normalen“ Bankgeschäft?

Die Gretchenfrage lautet doch: Berät ein Institut so maßgeschneidert, wie es vorgibt? Wir sind überzeugt, dass es für jeden Kunden nur genau eine richtige Anlagestrategie gibt. Diese auch herauszufinden und umzusetzen, können oder wollen sich viele Adressen nicht leisten und bieten stattdessen Beratung „von der Stange“.